Antibiotikum: Neuer Ansatz gegen die Resistenz-Krise
Ein Antibiotikum erhält man oft schon, bevor es wirklich nötig wäre. Der verschwenderische Umgang verursacht zunehmend eine Resistenz-Krise.
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher der Uni Kiel versuchen, die Resistenzentwicklung von Bakterien hinauszuzögern.
- Dabei setzen sie auf einen neuen Ansatz.
- Eine langfristige Lösung bringt aber auch dieser nicht.
Jährlich sterben in Europa rund 33'000 Menschen an einer Infektion mit antibiotika-resistenten Bakterien. Experten rechnen mit einer weiteren Zunahme. Resistente Bakterien verbreiten sich nämlich zunehmend auch in der Umwelt.
Antibiotikum: Unüberlegter Einsatz
Grundsätzlich ist die Ursache der Antibiotika-Krise klar: Zu häufig und zu unüberlegt werden Antibiotika von Ärzten verabreicht. Der verschwenderische Umgang sorgt für einen erhöhten Selektionsdruck. So überleben diejenigen Bakterien, welche durch Mutationen Resistenz erlangen.
Dadurch steigt die Zahl der antibiotika-resistenten Bakterien weiter und weiter an. Wie die «Frankfurter Allgemeine» berichtet, versuchen Forscher der Universität Kiel, diesem Trend mit einem neuen Ansatz entgegenzuwirken.
Hinrich Schulenburg, Evolutionsökologe an dieser Universität, sagt: «Wir versuchen durch die Anwendung evolutionsbiologischer Prinzipien die Wirksamkeit der aktuell vorhandenen Antibiotika länger zu erhalten.»
Ansatz mit kollateraler Sensitivität
Zentral in diesem Ansatz ist die sogenannte kollaterale Sensitivität. Sie besagt, dass Bakterien nicht zwingend Resistenzen gegen mehrere Antibiotika-Substanzen entwickeln können. Heisst: Wird ein Bakterium gegen Antibiotikum A resistent, könnte es für Antibiotikum B empfindlich werden.
Schulenburg sagt weiter: «Die kollaterale Sensitivität kann auftreten, muss aber nicht. Unser Ziel ist daher, herauszufinden, welches erste Antibiotikum für welches darauffolgende zweite Antibiotikum eine erhöhte Sensitivität verursachen kann.»
Keine Lösung von Dauer
Letztlich versuche man, «die Evolution von Bakterien vorherzusagen». Doch selbst wenn der Sprung in die Kliniken gelingt: Die Lösung wäre trotzdem nicht von Dauer. Denn Bakterien sind hervorragend darin sich anzupassen.
Um die Resistenzentwicklung hinauszuzögern, seien deshalb kluge Therapien und ein Überdenken des Einsatzes von Antibiotika nötig.