WHO bemängelt geringen Nutzen neuer Antibiotika
Der Weltgesundheitsorganisation läuft die Entwicklung neuer Antibiotika zu langsam. Neue Mittel hätten kaum zusätzlichen Nutzen, warnt sie.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Entwicklung neuer wirksamer Antibiotika verläuft laut der WHO bedrohlich langsam.
- Neue erprobte Antibiotika hätten gegenüber bestehenden wenig zusätzlichen Nutzen.
- Zudem zielten nur wenige auf die wichtigsten resistenten Bakterien ab.
Die Entwicklung neuer wirksamer Antibiotika verläuft nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bedrohlich langsam.
Zurückgehende Investitionen und Mangel an echten Innovationen würden die Bemühungen zur Bekämpfung multiresistenter Infektionen untergraben, teilte die WHO unter Berufung auf zwei neue Berichte heute Freitag in Genf mit.
Demnach würden derzeit 60 antibiotische Mittel – 50 Antibiotika und 10 Biopharmazeutika – an Menschen erprobt. Diese würden gegenüber bestehenden Behandlungen aber wenig zusätzlichen Nutzen bringen.
Unmittelbare Bedrohung
Zudem zielten nur wenige auf die wichtigsten resistenten Bakterien ab. «Nie zuvor war die Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen unmittelbarer und die Notwendigkeit von Lösungen dringender», sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Es sei auch festzustellen, dass die Forschung und Entwicklung für Antibiotika in erster Linie von kleinen oder mittleren Unternehmen vorangetrieben werde, während grosse Konzerne das Feld verliessen, so die WHO weiter.
Der Blick auf die Situation bei Wirkstoffen, die sich noch in einer früheren Entwicklungsphase befinden, stimme etwas optimistischer. Dort gebe es 252 Mittel, die auf die grössten von der WHO definierten Problemfelder abzielten. Erste Medikamente dieser Generation kämen aber wohl frühestens in zehn Jahren auf den Markt.
Gefährliche resistente Bakterien
Resistenzen können sich entwickeln, wenn bei einem Antibiotikaeinsatz einige Bakterien überleben. Diese resistenten Bakterien können sich vermehren.
Besonders besorgniserregend ist laut WHO die Ausbreitung von Keimen wie Acinetobacter, Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae, die oft in Spitälern zirkulieren. Sie könnten Lungenentzündung, Blutvergiftung und Wundinfektionen verursachen.