Chaos um Lonza: Moderna widerspricht Bundesrat Alain Berset
Warum beteiligt sich die Schweiz nicht an der Impfstoffproduktion bei der Lonza im Wallis? Bundesrat Berset verwies auf Moderna – diese spielen den Ball zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Alain Berset wich zuletzt den Fragen um die Impfstoffproduktion bei Lonza im Wallis aus.
- Ihm zufolge sei ein Vertrag zur Regelung der Investition in die Produktion entstanden.
- Nun schiesst der US-Hersteller Moderna zurück.
Am 11. März sorgten die Tamedia-Zeitungen für einen nationalen Aufschrei. So habe der Bund eine lukrative Offerte einer eigenen Impfstoff-Produktionslinie bei Lonza abgelehnt.
Kurz darauf nahm Bundesrat Alain Berset an einer Medienkonferenz Stellung – er dementierte. Ein derartiges Angebot habe es nie gegeben.
Und tatsächlich krebste der «Tages Anzeiger» zurück. Neue Recherchen würden zeigen, dass dem Bund gar keine eigene Produktionsanlage für den Moderna-Impfstoff bei Lonza angeboten worden war. Bei den Gesprächen im Frühjahr 2020 sei es lediglich um das Angebot einer staatlichen Mitfinanzierung gegangen.
Alain Berset stiftet mit widersprüchlichen Aussagen Verwirrung
Doch nun scheint wieder Chaos zu herrschen. An der Medienkonferenz vom Mittwoch wurde Alain Berset erneut auf die Verwirrung um die Corona-Impfstoffproduktion Visp VS angesprochen.
Die «Sonntagszeitung» zerpflückt nun frühere Argumente des Gesundheitsministers. Damals hiess es, der Bund verfolge keine Industriepolitik. So würden etwa Beteiligungen an privaten Firmen abgelehnt. Dazu habe man «rasch verstanden, dass diese Impfungen und die Produktion zu 100 Prozent in den Händen von Moderna bleibt.»
Nun schreibt die «Sonntagszeitung» reisserisch: «Hat die Schweiz die Chance verpasst, sich an der Produktion von Impfstoff bei Lonza in Visp VS zu beteiligen?»
Der Bundesrat sei der Frage an der Medienkonferenz vom Mittwoch ausgewichen und habe stattdessen auf den Hersteller Moderna verwiesen. Der Gesundheitsminister betonte, man habe sich im vergangenen Frühling erst mit Lonza und dann mit Moderna getroffen.
Beim Gespräch mit Moderna sei eine verbindliche Absichtserklärung gefertigt worden, zitiert die «Sonntagszeitung» den Bundesrat. Der Erklärung zufolge sollte ein Teil des Geldes beim Schweizer Pharmakonzern in Visp investiert werden. Berset: «So war es möglich, den Impfstoff zu bestellen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Investition in der Schweiz getätigt wird.»
Moderna komplettiert Lonza-Chaos
Nun aber meldet sich der US-Hersteller zu Wort – und macht das Chaos komplett. Moderna dementiert in einem schriftlichen Statement die Vereinbarung zur Produktion bei Lonza. Die «Sonntagszeitung» zitiert das Unternehmen: «Es fanden keine Gespräche zwischen Moderna und der Schweizer Regierung über Investitionen in die Produktion statt.» Im Frühling sei demnach lediglich ein Vorabkaufvertrag abgeschlossen worden.
Der einzige Zweck dieses Vertrags war dem Hersteller zufolge, Dosen des Moderna-Impfstoffs für die Schweiz zu sichern. So habe die Schweiz als eine der ersten Regierungen einen Vertrag unterzeichnen können. ZU dieser Zeit war der Moderna-Impfstoff allerdings noch nicht verfügbar. «Es war eine riskante Wette, die die Schweizer Regierung einging – und sie erwies sich als sehr gut», so Moderna.