Coronavirus: Bund wollte keine eigene Impfstoffproduktion
Das Wichtigste in Kürze
- Im Wallis bestünden Kapazitäten für eine zusätzliche Impfstoffproduktion.
- Lonza offerierte dem Bund eine eigen Produktionsanlage. Doch das BAG lehnte offenbar ab.
Die Impfkampagne kommt in der Schweiz nur schleppend voran. Das liegt in erster Linie an den fehlenden Vakzinen. Impfstoffe sind im Moment «ein knappes Gut», erklärte Alain Berset Ende Februar an einer Medienkonferenz im Aargau.
Nur: Der Bund hatte es in der Hand, die Produktion selbst auszubauen.
Das Pharmaunternehmen Lonza aus Visp VS machte dem Bund das Angebot, noch weitere Produktionsanlagen bauen zu können.
Lonza produziert den Corona-Impfstoff für Moderna und könnte Produktionsanlagen für 600 Millionen Dosen im Jahr bauen. Doch von Moderna wurden nur 400 Millionen bestellt.
Coronavirus: Eigene Impfstoff-Herstellung für die Schweiz?
In Visp hätten also bis Jahresende weitere 200 Millionen Dosen produziert werden können, berichten die «Tamedia»-Zeitungen. Der Platz für die Produktionsanlagen wäre vorhanden, auch die Patente kein Problem.
Und so offerierte Lonza dem Bund eine eigene Anlage für Impfstoffe – die nur für die Schweiz produziert.
Sobald die Produktion einmal angelaufen wäre, wäre der Bedarf der Schweiz innert kürzester Zeit gedeckt gewesen.
Die restlichen Impfstoffe hätte die Schweiz exportieren können. Doch das BAG lehnte ab, wollte keine eigene Produktion des Impfstoffs gegen das Coronavirus.
Haben Sie Verständnis für die Absage an Lonza?
60 bis 70 Millionen Franken hätte die Produktion von 100 Millionen Dosen den Bund gekostet.
Im Vergleich zu den Kosten der Pandemie ist das nicht viel, werden doch Milliarden alleine für Härtefälle ausgegeben. Das Projekt scheiterte denn auch nicht an finanziellen Überlegungen.
Gesetzliche Grundlage fehlte
Abgelehnt wurde der Lonza-Vorschlag wegen der fehlenden gesetzlichen Grundlage für eine staatliche Impfstoffproduktion gegen das Coronavirus.
Auch wenn nur die Produktionskapazität eines mittlerweile zugelassenen Impfstoffes hätte ausgebaut werden müssen, fehlte dafür eine juristische Grundlage. Offensichtlich eine zu grosse Hürde.
«Auch eine staatliche Produktion könnte nicht sofort genügend Dosen für alle bereitstellen», begründet Nora Kronig gegenüber den «Tamedia»-Zeitungen.
Kronig leitet beim Bundesamt für Gesundheit die Arbeitsgruppe, die sicherstellen soll, dass die Schweiz mit genügend Impfstoff versorgt wird.
Das BAG konzentriere sich darauf, die Impfstoffe zu beschaffen, so Kronig.