Chinesischer Forscher verkündet Geburt von Designer Babys
Das Wichtigste in Kürze
- Zwei genmanipulierte Babys sein in China zur Welt gekommen.
- Das Experiment ist äusserst umstritten.
«Zwei wunderschöne kleine chinesische Mädchen namens Lulu und Nana kamen vor einigen Wochen weinend und so gesund wie jedes andere Baby zur Welt», sagte der Forscher He Jiankui in einem am Sonntag auf Youtube verbreiteten Video. Wie die Nachrichtenagentur AP heute Montag berichtete, hatte der an Embryonen vorgenommene Eingriff mit dem noch sehr jungen Verfahren Crispr/Cas9 das Ziel, die Kinder resistent gegen HIV zu machen.
Eine unabhängige Bestätigung für He's Behauptung oder eine geprüfte wissenschaftliche Veröffentlichung zu den Eingriffen gibt es noch nicht. Es existiert lediglich ein Eintrag in einem chinesischen Register für klinische Tests.
Unverantwortliches Experiment
Wenn sich die Behauptungen des chinesischen Forschers bewahrheiten sollten, wäre das unverantwortlich, sagt Nikola Biller-Andorno, Leiterin des Instituts für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte der Universität Zürich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
«Es hätte Alternativen gegeben, um die Kinder vor HIV zu schützen. Das ist ein Experiment mit hohem Risiko, besonders für das Wohl dieser Kinder, bei gleichzeitig fragwürdigem Nutzen.»
Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, rekrutierten He und sein Team mehrere Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, bei denen der Mann HIV-infiziert ist. Da das Virus bei ihnen durch Medikamente unterdrückt war, war eine Übertragung auf den Nachwuchs ohnehin sehr unwahrscheinlich. Es ging vielmehr darum, den Paaren die Chance zu geben, ihr Kind vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren. HIV sei ein grosses Problem in China, betonte He gegenüber AP.
Methode Crispr/Cas9
Bei der künstlichen Befruchtung brachten die chinesischen Forscher die Gen-Schere Crispr/Cas9 in die Embryos ein, um ein Gen namens CCR5 auszuschalten. Dieses codiert den Bauplan für ein Protein, das als eine Art Pforte dem HI-Virus ermöglicht, in eine Zelle einzudringen.
Ohne diese Eintrittspforte bleibt dem Virus der Zugang versperrt, eine AIDS-Erkrankung wird verhindert. Von 22 so behandelten Embryos enthielten laut AP-Bericht 16 die gewünschte Veränderung, 11 davon wurden den teilnehmenden Frauen in sechs Versuchen eingepflanzt, bis es nun zur Geburt der Zwillinge kam.
Bei dem einen der nun geborenen Mädchen sei dies gelungen, beim anderen sei nur die eine Kopie ausgeschaltet, hiess es. Dies schütze nicht komplett vor der HIV-Infektion, verlangsame aber das Fortschreiten der Aids-Erkrankung.