Corona: Umstrittene Hydroxychloroquin-Studie zurückgezogen

Nikolaus Führmann
Nikolaus Führmann

Niederlande,

Ein Wissenschaftsverlag hat eine vielzitierte Studie zur angeblichen Wirksamkeit des Malaria-Medikaments Hydroxychloroquin bei Corona zurückgezogen.

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Didier Raoult ist Hauptautor der nun zurückgezogenen Studie zum Malaria-Mittel Hydroxychloroquin gegen Corona. (Archivbild) - Keystone

Der Wissenschaftsverlag elsevier hat eine kontroverse Studie aus dem Jahr 2020 über die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin gegen Covid-19 offiziell zurückgezogen. Die im «International Journal of Antimicrobial Agents» veröffentlichte Arbeit hatte weltweit für Aufsehen gesorgt, wie unter anderem «swissinfo» berichtet.

Begründet wurde der Rückzug mit «Bedenken hinsichtlich [...] Einhaltung der Ethikrichtlinien und der angemessenen Durchführung von Forschung mit menschlichen Teilnehmern». Zudem hätten drei der Autoren selbst Zweifel an der Methodik und den Schlussfolgerungen geäussert, wie die «Berliner Zeitung» berichtet.

Die Studie des französischen Mikrobiologen Didier Raoult wurde laut dem Wissenschaftsmagazin «Nature» rund 3400 Mal zitiert. Sie ist damit laut «Tagesschau» die am häufigsten zitierte zurückgezogene Arbeit über Corona und die zweithäufigste insgesamt.

Kritik und Zweifel an Studie

Bereits kurz nach der Veröffentlichung im Mai 2020 äusserten Dutzende Forscher in einem offenen Brief Skepsis. Wie «Der Spiegel» berichtet, bemängelten sie die Methodik und Datenerhebung der Studie zu Corona.

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Die Kritiker führten eine lange Liste problematischer Punkte an. Hierzu gehörte auch, dass andere Wissenschaftler keinen Zugang zu den Rohdaten erhielten und Informationen zur Herkunft der Daten fehlten.

Als Reaktion auf die Kritik distanzierte sich auch die Fachzeitschrift «The Lancet» von der Studie. Sie beauftragte die Autoren, ihre Daten zu überprüfen.

Trump lobte Hydroxychloroquin als Gottesgeschenk gegen Corona

Die Veröffentlichung der Kritik an der Studie hatte weitreichende Folgen. Mehrere Länder untersagten daraufhin die Behandlung von Covid-19-Erkrankten mit Hydroxychloroquin.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO setzte klinische Tests mit dem Mittel vorübergehend aus. Später wurden diese jedoch wieder aufgenommen, wie die «Deutsche Apotheker Zeitung» berichtet.

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Donald Trump, kurz nachdem er im Herbst 2020 wegen Corona behandelt wurde. (Archivbild) - Keystone

Der damalige US-Präsident Donald Trump hatte das Medikament trotz fehlender wissenschaftlicher Belege wiederholt als wirksames Mittel gegen Corona angepriesen. Laut «Tagesschau» bezeichnete er es sogar als «Geschenk Gottes».

Wirksamkeit «unwahrscheinlich»

Die US-Lebensmittel- und Arzneibehörde FDA warnte Ende April 2020 vor dem angeblichen Wundermittel. Sie betonte laut «Tagesschau», dass es keine belastbaren Beweise für eine Wirksamkeit gegen Corona gebe.

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Diverse Studien erbrachten auch in der Vergangenheit keine Hinweise auf eine Wirksamkeit von Hydroxychloroquin bei Corona. - x.com/@DoctorTruth

Neuere Studien bestätigen diese Einschätzung. Ein aktueller Cochrane Review kommt zu dem Schluss, dass Hydroxychloroquin für Krankenhauspatienten mit Covid-19 nicht von Vorteil ist.

Die Autoren des Reviews betonen: «Da kein Nutzen des Medikaments für die Behandlung (...) festgestellt werden konnte, ist der Nutzen in anderen Situationen ebenfalls unwahrscheinlich.»

Umstrittener Hauptautor

Didier Raoult ist ein französischer Mikrobiologe und Hauptautor der zurückgezogenen Studie. Er leitet das Institut Hospitalo-Universitaire Méditerranée Infection in Marseille und ist bekannt für seine kontroversen Ansichten in der Medizin.

Er hat über 2000 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht. Seine Arbeiten zu Hydroxychloroquin bei Covid-19 sorgten für weltweite Aufmerksamkeit.

Trotz Kritik hält er an seinen Thesen fest. Raoult gilt als polarisierende Figur in der Wissenschaftsgemeinschaft.

Kommentare

User #4419 (nicht angemeldet)

Während der harten Coronazeit wurden uns täglich 5 bis 6 Studien um die Ohren gehauen. Wer heutzutags noch an solche Studien glaubt, glaubt auch an den Osterhasen.

User #1992 (nicht angemeldet)

Der einzige Sinn von Studien besteht darin, Leute zu veräppeln und auf Linie bringen.

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