Coronavirus: So könnte eine Zukunft mit der Krankheit aussehen

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Basel,

Covid-19 könnte zu unserem ständigen Begleiter werden. Damit wäre es nicht das erste Coronavirus, das sich beim Menschen eingenistet hat, erklärt ein Virologe.

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Es gibt Hinweise darauf, dass sich Coronaviren bereits vor 800 Jahren beim Menschen eingenistet haben. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein WHO-Experte glaubt, dass das Coronavirus womöglich nie mehr verschwinden wird.
  • Ein Virologe der Universität Basel teilt diese Ansicht.
  • Besonders wichtig sei dann die Entwicklung eines Impfstoffes, so der Arzt.

Das Coronavirus bestimmt weiterhin unseren Alltag. Doch mit ersten Lockerungen scheint ein Ende der Pandemie in Sicht – oder doch nicht? Michael Ryan, Nothilfekoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sagt nun, er sei skeptisch, dass das Virus eliminiert werden könne.

«Dieses Virus kann in der Bevölkerung heimisch werden, es kann sein, dass es nie mehr verschwindet», so der Experte. Das kann sich auch Hans H. Hirsch, Fachleiter Klinische Virologie am Universitätsspital Basel, vorstellen: «Diese Möglichkeit kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschliessen.»

WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan
Michael Ryan, WHO-Nothilfedirektor. - Keystone

Es gebe Hinweise darauf, dass sich der erste der vier zirkulierenden Humanen Coronaviren vor 800 Jahren beim Menschen eingenistet habe. Die Lungenkrankheit Sars habe es vor 20 Jahren wegen guter Hygienemassnahmen nicht geschafft.

MERS-CoV, eine weitere Variante, «wird seit 10 Jahren im Nahen Osten immer wieder neu von Kamelen auf den Menschen übertragen. Aber es hat sich bisher keine optimal an Menschen angepasste Variante durchgesetzt», so der Virologe gegenüber Nau.ch. Die Erkrankungen verlaufen meist schwer und oft tödlich.

Coronavirus könnte sich mit anderen Viren abwechseln

Hirsch glaubt, dass sich das neue Coronavirus SARS-CoV-2 zu einem fünften Stamm entwickeln könnte. «Dies könnte zu den grippe-ähnlichen Viruserkrankungen beitragen, von welchen wir beim Menschen mehr als 10 verschiedene kennen.»

Coronavirus
Hans H. Hirsch, Virologe am Universitätsspital Basel, warnt: Das Coronavirus lässt sich auch über die Hände übertragen. - Universität Basel

So könnte sich das neue Coronavirus mit anderen Viren in seiner Häufigkeit abwechseln. Damit besteht die Möglichkeit, dass es sich auf die allgemeine Erkrankungs-Frequenz in der Bevölkerung auswirkt.

«Es müssen weniger drastische Schutzmassnahmen entwickelt werden»

Was müsste getan werden, sollte Corona tatsächlich nicht mehr verschwinden? «Die Coronapandemie hat unsere Anfälligkeit für leicht übertragbare Virusinfektionen gezeigt», so Hirsch. Sie habe uns dabei auch vor Augen geführt, welche Möglichkeiten wir zu ihrer Bekämpfung besitzen: Lockdown, Abstand, Hygiene und Quarantäne.

Der Virologe erläutert: «Um den Schaden für Menschen und Gesellschaft zu minimieren, muss man weniger drastische Schutzmassnahmen entwickeln.» Dabei gebe es neben guter Hygiene drei Elemente: «Schnelldiagnostik, wirksame antivirale Prophylaxe, also Frühbehandlung, und ganz wichtig: wirksame Impfstoffe

Coronavirus im Vergleich mit Influenza und Masern

Ein Vergleich mit anderen Krankheiten sei sehr wichtig, erklärt Hans H. Hirsch. Dieser erlaube es, «Ähnlichkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten und so gemeinsame und auch selektive Massnahmen zu entwickeln.»

Coronavirus
Eine Grippeimpfung wird vorbereitet. (Archivbild) - Keystone

Der Experte weiter: «Hier kann man von den Influenzaviren sehr viel lernen, aber auch von Masernviren. Bei Influenza gibt es gute Medikamente und einen Impfstoff, der jährlich angepasst werden muss.»

Bei Masern dagegen sei es umgekehrt: Ein Impfstoff ist vorhanden, aber es gibt praktisch keine Medikamente. «Beides könnte man innerhalb von kurzer Zeit, das heisst in ein bis zwei Jahren, für das Coronavirus entwickeln.»

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