ETH präsentiert Haus, das sich selbst besitzt und verwaltet

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Zürich,

Die ETH Zürich präsentiert ein sich selbst besitzendes Hüttchen. Es stellt den Prototyp für sich selbstbesitzende Häuser dar.

ETH-Doktorandin Hongyang Wang mit ihrem Prototyp «no1s1» im Student Project House Campus Zentrum. Das Haus hat keinen menschlichen Besitzer und verwaltet sich selbst. Administrative Kosten und Profit entfallen (ETH Zürich).
ETH-Doktorandin Hongyang Wang mit ihrem Prototyp «no1s1» im Student Project House Campus Zentrum. Das Haus hat keinen menschlichen Besitzer und verwaltet sich selbst. Administrative Kosten und Profit entfallen (ETH Zürich). - sda - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ETH Zürich präsentiert den Prototyp eines sich selbst bezitzenden Hauses.
  • Das kleine Holzhüttchen ist solar betrieben und funktioniert komplett autonom.
  • Jeder und jede kann es online für eine bestimmte Zeit mieten.

Kein profitorientierter Besitzer, keine administrativen Kosten für die Verwaltung – das sich selbst besitzende Haus ist ein Traum für Mieter. Die ETH präsentiert den Prototyp: Es ist erst eine kleine Meditationskabine, aber die Grundlagen für mehr sind gelegt.

Das solarbetriebene Holzhüttchen funktioniert autonom und jeder und jede kann es online für eine bestimmte Zeit mieten. Einlass erhält man automatisch nach dem Vorzeigen eines QR-​Codes. Das Projekt heisst «no1s1», ausgesprochen «no one's one», auf deutsch ungefähr «niemandem seins».

Mieten in Form von Kryptowährung

Für die künftige grössere Version sollen die Mieten in Form der Kryptowährung Ethereum abgegolten werden und auf ein Konto fliessen, das vom Haus selbst kontrolliert wird. Ist etwas kaputt, ruft das Haus einen Handwerker und bezahlt ihn anschliessend eigenständig.

Theoretisch besitzt sich das Haus selbst. Möglich macht das eine sogenannte Dezentralisierte Autonome Organisation (DAO), die auf der Blockchain-Technologie basiert. Die Blockchain erlaubt es etwa, Verträge abzuschliessen, ohne dass eine zentrale, möglichst vertrauenswürdige Instanz wie eine Bank oder Regierung dafür bürgen muss. Derartige Verträge werden «Smart Contracts» genannt.

So kann sich eine grosse Zahl von Menschen - oder digitalen Systemen - zu einem bestimmten Zweck koordinieren, ohne dass hierarchische Strukturen und menschliche Vermittlung erforderlich wären. Menschen können sich darin organisieren und nach demokratischen Prinzipien auch die Regeln in den Verträgen ändern - einen menschlichen Besitzer braucht die Struktur deswegen nicht. Die Weiterentwicklung der Regeln könnte zudem theoretisch auch eine künstliche Intelligenz (mit-​)übernehmen.

«Wenn Immobilien keine menschlichen Besitzerinnen oder Besitzer haben, entfallen durch die automatisierte Koordination hohe administrative Kosten. Vor allem aber muss das Modell nicht profitabel sein», wird die Erfinderin des «no1s1», die Doktorandin Hongyang Wang in einer Mitteilung vom Donnerstag zitiert. Allfällige Überschüsse könnten in den Unterhalt der Bauten oder an die Nutzenden zurückfliessen.

Technologie noch nicht reif für grosse Version

Noch ist die Technologie laut Hongyang Wang nicht reif für die grosse Version der Vision. Aber wenn man sie konsequent zu Ende denke, gelange man zu einer Idee namens «Nature 2.0»: einer menschlichen Infrastruktur, die sich selbsterhaltend verwaltet und reguliert - wie ein natürliches Ökosystem, etwa ein Wald, das tut.

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Das Projekt zeige eine Alternative zu der Vorstellung von Wohnraum als Kapitalanlage auf, sagt Wangs Doktorvater Daniel Hall, Professor am Institut für Bau-​ und Infrastrukturmanagement des Departements Bau, Umwelt und Geomatik (BAUG) der ETH: «Die vielerorts wachsende wirtschaftliche Ungleichheit und die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt sind Ausgangspunkte unserer Überlegungen».

Hier setze die Idee von dezentralen, autonomen Objekten an: «Indem wir prototypisch zeigen, dass 'no1s1' selbsterhaltend statt profitorientiert funktionieren kann, könnten wir dem Ziel von geeignetem und bezahlbarem Wohnraum für alle Menschen einen Schritt näher kommen».

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