Autoabgase können Lungenkrebs verursachen
Lungenkrebs, aber Nichtraucher? Forscher haben herausgefunden, dass dies an einem Zusammenspiel von Gen-Mutationen und äusseren Faktoren wie Abgasen liegt.
Das Wichtigste in Kürze
- Äussere Faktoren wie Abgase können ebenfalls Lungenkrebs verursachen.
- Grund dafür ist eine mögliche Mutation des Gens EGFR.
Wissenschaftler aus Grossbritannien haben einen Erklärungsansatz vorgestellt, warum auch Nichtraucher an Lungenkrebs erkranken. Sie erforschten anhand von Patientenakten, Tierversuchen und Probenentnahmen, wie Lungenkrebs mit der Luftverschmutzung durch Abgase zusammenhängt. Das Ergebnis ihrer Studie stellten sie am Samstag bei der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für medizinische Onkologie in Paris vor.
Der Krebs-Forscher Charles Swanton sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und einem erhöhten Lungenkrebsrisiko werde schon lange vermutet. «Aber wir wussten nicht wirklich, ob die Verschmutzung direkt Lungenkrebs verursacht – und wenn ja, wie.»
Lange wurde angenommen, dass der Kontakt mit krebserregenden Stoffen DNA-Mutationen verursacht, aus denen dann Krebs wird. Dies ist laut Swanton jedoch unpassend. Einerseits, weil DNA-Mutationen auftreten könnten, ohne Krebs zu verursachen. Andererseits, weil die meisten krebserregenden Stoffe in der Umwelt keine Mutationen verursachten.
Luftverschmutzung kann zu Lungenkrebs beitragen
Swanton und seine Kollegen werteten die Akten von mehr als 460'000 Patienten in England, Südkorea und Taiwan aus. Das Ergebnis: Menschen, die verstärkt Luftverschmutzung mit Feinstaub der Partikelgrösse PM2,5 ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko für Mutationen des Gens EGFR.
Im Labor wies das Forschungsteam an Mäusen nach, dass die PM2,5-Partikel Veränderungen an dem EGFR-Gen wie auch am KRAS-Gen bewirkten. Beide werden mit Lungenkrebs in Verbindung gebracht.
Schliesslich untersuchte das Forschungsteam fast 250 Proben aus Lungen von Menschen, die nie Luftverschmutzung oder Tabakrauch ausgesetzt waren. Obwohl ihre Lungen gesund waren, fanden sich in 18 Prozent Mutationen am EGFR-Gen und in 33 Prozent Mutationen am KRAS-Gen.
«Die sitzen da einfach», sagte Swanton über die Erbgutveränderungen, die nach seinen Angaben mit dem Alter zunehmen. «Für sich allein reichen sie wahrscheinlich nicht aus, um Krebs zu verursachen.» Wenn eine Zelle aber etwa Luftverschmutzung ausgesetzt sei, könne dies «eine Wundheilungsreaktion» mit Entzündungsprozessen auslösen, schilderte Swanton. Wenn die betroffene Zelle von einer entsprechenden Gen-Mutation betroffen sei, bilde sich Krebs aus.
Forscher hoffen auf molekulare Krebs-Vorsorge
Abgesehen von dem Erklärungsansatz für die Entstehung von Lungenkrebs entwickelten das Forschungsteam auch einen Ansatz für die Vermeidung von Lungenkrebs-Erkrankungen. Im Experiment mit Mäusen zeigten sie, dass der Botenstoff Interleukin 1 beta, durch einen Antikörper gestoppt werden kann. So könne im Vorfeld verhindert werden, dass Lungenkrebs entsteht, sagte Swanton.
Er hoffe, dass auf dieser Grundlage eine «molekulare Krebs-Vorsorge» entwickelt werden könne. Etwa in Form einer Tablette, die Menschen täglich vorsorglich einnehmen könnten.