Forschungs-Hub für Schweizer Laborfleisch

Keystone-SDA
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Zürich,

Mit Fleisch aus dem Labor will die Nahrungsmittelindustrie nachhaltiger werden. Die Weiterentwicklung der neuen «Food-Technologie» soll auch in der Schweiz vorangetrieben werden. Bis erste Produkte in den Supermarkt-Regalen stehen, dürfte es aber noch eine Weile dauern.

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Spargel, Tomaten und Fleisch sind auf einem Teller angerichtet. - Pixabay

Die Landwirtschaft und vor allem die Viehzucht hat einen grossen Anteil an den globalen C02-Emissionen. Um den Fussabdruck zu verringern, braucht es mit Blick auf die wachsende Bevölkerung und die nach wie vor steigende Nachfrage nach Fleisch neue Lösungen.

Die Branchengrössen Givaudan, Bühler und Migros haben sich deshalb zusammengeschlossen, um in der Schweiz Start-up-Unternehmen bei der Entwicklung von kultiviertem Fleisch zu unterstützen.

Zu diesem Zweck bauen sie in Kemptthal ein gemeinsames Entwicklungszentrum. «Wir rechnen damit, dass wir den Betrieb im kommenden Jahr aufnehmen können», sagte der Leiter des Gemeinschaftsunternehmen Yannick Gächter Anfang Woche am «Bühler Networking Day» in Uzwil. Verschiedene Pionier-Firmen könnten das Forschungslabor nutzen, um sogenanntes «Cultered Meat» aus Zellkulturen zu entwickeln.

Bezüglich den verwendeten Zelltypen ist das Zentrum offen konzipiert. Denkbar ist sowohl die Entwicklung von künstlichem Hühner-, Rind-, oder Schweinefleisch als auch von Fisch oder Seafood. Studien gehen davon aus, dass der Markt für solche Produkte bis im Jahr 2050 auf etwa 10 Milliarden US-Dollar anwachsen wird.

Gegenüber herkömmlichen Fleisch sieht Gächter zahlreiche Vorteile, etwa wegen des geringeren Verbrauchs von Wasser und Landflächen. Und der Ausstoss von Treibhausgasen könne drastisch reduziert werden. Auch komme die Technologie ohne den Einsatz von Antibiotika, Schlachtung oder Massentierhaltung aus und könnte so einen grossen Beitrag zu einer nachhaltigen Ernährungssicherheit leisten.

Bis zur Entwicklung der ersten marktfähigen Produkte dürften aber noch Jahre verstreichen. «Das grösste Problem ist die Skalierbarkeit der Produktion», so Gächter. Bisher könnten nur kleine Mengen zu hohen Preisen produziert werden und Vorbilder für eine erfolgreiche Massenproduktion gebe es noch nicht.

Aktuell ist auch die Beschaffung von Bioreaktoren, die auch in der biopharmazeutischen Forschung zum Einsatz kommen, erschwert. «Die Nachfrage nach solchen Reaktoren sind derzeit sehr gross und die Verfügbarkeit damit eingeschränkt», ergänzte Bühler-CTO Ian Roberts. Ausserdem müssten bezüglich Vertrauensbildung bei den Konsumenten und Geschmack noch grosse Anstrengungen unternommen werden.

Die Bewilligung zum Betrieb des Forschungszentrums haben die drei Betreiberfirmen vor Kurzem erhalten. Der Maschinenbauer Bühler wird seine Expertise in der Lebensmittelverarbeitung in die Kooperation mit einbringen, während Aromen- und Riechstoffhersteller Givaudan für den Geschmack und die Migros für die Marktbearbeitung zuständig sind. Mit diesem Setting könnten Jungunternehmen bei der Entwicklung der neuen Produkte optimal unterstützt werden.

Offene Fragen bestehen aber noch bezüglich der Regulierung. So fehlen in der Schweiz wie in der EU und den USA derzeit die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Durchführung von Tests bei den Endkonsumenten. Die Unternehmensvertreter zeigten sich aber zuversichtlich, dass diesbezüglich mit Blick auf die Vorteile der Technologie schnell Fortschritte erzielt werden. Dies sei auch nötig, falls man den Anschluss an technologieführende Länder wie Singapur oder Israel in diesem Bereich nicht verlieren möchte.

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