«Hirnatlas»: Forscher entschlüsseln das menschliche Gehirn
Forscher haben im menschlichen Gehirn 3313 verschiedene Typen von Zellen ermittelt. Die Arbeit ist Teil eines grossangelegten «Gehirnatlas'».
Forscherteams haben zusammen den bislang umfangreichsten Zellatlas des menschlichen Gehirns erstellt. Dabei wurden mehr als 3000 Typen von Hirnzellen ermittelt. Auch untersuchten die Forscherteams, wie Nervenzellen im Gehirn in ihren Funktionen voneinander abweichen.
Insgesamt 21 Studien, die Teil der «Brain Initiative» der US-Gesundheitsbehörde NIH sind, werden in den Fachjournalen «Science», «Science Advances» und «Science Translational Medicine» präsentiert.
In 21 papers across Science, @ScienceAdvances, and @ScienceTM, researchers with the #BICCN consortium present an atlas of the human and nonhuman primate brain in unprecedented detail.
— Science Magazine (@ScienceMagazine) October 12, 2023
The results uncover the genetic organization of the human brain. https://t.co/K3ePBMRzli pic.twitter.com/ZZFKz295t0
Ein Team um Kimberly Siletti vom Karolinska Institut im schwedischen Stockholm analysierte Gewebe aus 14 menschlichen Gehirnen. Es klärte mit einer neuen Methode auf, welche RNA-Folgen in den einzelnen Hirnzellen vorhanden waren. RNA (Ribonukleinsäure) dient unter anderem als Überträger der Information aus dem Erbgut, um Proteine herzustellen.
Je nach den Aufgaben von Zellen unterscheiden sich die RNA-Sequenzen in ihnen, woraus die Forscher 3313 verschiedene Typen von Zellen ableiten konnten. Der Datensatz für diese Arbeit umfasste mehr als drei Millionen Gehirnzellen.
Epigenetische Forschung für Hirnatlas
In zwei weiteren Studien untersuchten Forscher die Epigenetik einzelner Gehirnzellen. Epigenetische Mechanismen bestimmen, wie oft welches Gen in einer Zelle aus dem Erbgut abgerufen wird.
Die Epigenetik wird auch von der Umwelt, von Ernährung und Alterung beeinflusst. Aus diesen drei Studien zusammengenommen, ist ein Hirnzellatlas entstanden, der einzelne Zelltypen charakterisiert und sie bestimmten Gehirnregionen zuordnet. Dieser Atlas ist für alle Wissenschaftler frei zugänglich.
«Eine neue Ära der Hirnforschung»
«Dies ist wirklich der Beginn einer neuen Ära in der Hirnforschung, in der wir besser verstehen können, wie sich Gehirne entwickeln, wie sie altern und von Krankheiten in Mitleidenschaft gezogen werden», sagte Joseph Ecker vom Salk Institute, der an mehreren der Studien beteiligt war. Die Aktivitäten für den Hirnzellatlas sind im Projekt BICCN (Brain Initiative Cell Census Network) gebündelt.