Hohe Temperaturen lassen Menschen schneller altern
US-Forscher fanden Hinweise, dass extreme Hitzeperioden die biologische Alterung beschleunigen. In heissen Regionen altert man bis zu 0,6 Prozent schneller.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut US-Forschern beschleunigen extreme Temperaturen die biologische Alterung.
- Die Wissenschaftler nutzten die «epigenetische Uhr» als Massstab.
- Menschen in heissen Regionen wirkten aufgrund epigenetischer Merkmale «älter».
Hitzeperioden schädigen Menschen nicht nur akut. US-Forschende haben Hinweise dafür gefunden, dass extreme Temperaturen die biologische Alterung beschleunigen.
Die wissenschaftliche Studie wurde kürzlich bei der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft für Gerontologie in Seattle präsentiert. Dies berichtete das Fachmagazin «Nature».
«Hitze belastet bekanntermassen Herz und Nieren und verlangsamt die kognitiven Fähigkeiten. Extreme Hitze kann aber auch Auswirkungen haben, die – zumindest zunächst – unsichtbar sind», schrieb «Nature»-Autorin Heidi Ledford.
«Die körperlichen Folgen zeigen sich möglicherweise nicht sofort als sichtbare gesundheitliche Folge», sagte Co-Studienautor Eun Young Choi.
Der Gerontologe erklärte, dass die Auswirkungen den Körper auf zellulärer und molekularer Ebene beeinträchtigen können. «Und dieser biologische Verfall könnte sich später zu einer Behinderung entwickeln.»
Wissenschaftler messen Alterung durch DNA-Methylierung
Die Wissenschaftler benutzten als Massstab die sogenannte «epigenetische Uhr». Das ist eine ganze Kollektion an chemischen Veränderungen an der DNA von Menschen, die sich mit zunehmendem Alter summieren. Im Speziellen ist es die Methylierung, also das Anhängen von Methyl-Gruppen an bestimmte Stellen des Erbguts.
Die US-Wissenschaftler analysierten nun die «epigenetische Uhr» von rund 3800 Menschen im Alter von 56 Jahren und älter. Die Forscher verglichen die Daten mit Temperaturkarten der Vereinigten Staaten.
Sie suchten nach Korrelationen zwischen dem Status der molekularen Marker und der Anzahl der heissen Tage in verschiedenen Zeiträumen. Laut «Nature» wurde der Hitzeindex berücksichtigt, bei dem die Temperatur 26,7 oder 32,2 Grad Celsius überschritt.
Hitzestress beschleunigt Alterung
Menschen, die in heissen Regionen lebten, wirkten aufgrund ihrer epigenetischen Merkmale «älter». Im Vergleich dazu schienen Personen ohne diese Hitzeerfahrungen jünger. Bei einer Messung verlängerte jede zehnprozentige Zunahme der Anzahl heisser Tage das molekulare Alter der Teilnehmer um 0,12 Jahre.
Die Analyse molekularer Marker zeigte, dass Menschen in heissen Regionen bis zu 0,6 Prozent schneller alterten. Eine kürzere Hitzeexposition im Bereich von Tagen oder Monaten korrelierte jedoch nicht mit Unterschieden.
«Das ist ein bemerkenswertes Ergebnis», erklärte die dänische Umweltepidemiologin Rina So von der Universität Kopenhagen. Erstmals wurden biologische Marker aus dem Blut verwendet, statt bloss Todesfälle oder Krankheiten mit den Klimaeinflüssen in Verbindung zu bringen.
Statisch ausgeglichen hatten die US-Forscher andere mögliche Einflussfaktoren wie sozialen Stress, andere Umwelteinflüsse, Schwangerschaften und zusätzliche Gesundheitsfaktoren.