Kinder mit Autismus sehen Filme anders als Kinder ohne Autismus
Neue Studie zeigt, wie autistische Kinder ihre Umgebung anders wahrnehmen.
Kinder mit Autismus richten ihre Aufmerksamkeit in Filmen auf andere Dinge als Kinder ohne Autismus. Über die Kindheitsjahre hinweg nehmen diese Unterschiede laut einer neuen Studie unter Leitung der Universität Genf deutlich zu.
«Diese Ergebnisse legen nahe, dass die soziale Aufmerksamkeit frühzeitig in klinischen Behandlungen berücksichtigt werden sollte», schrieb das Genfer Forschungsteam in der im Fachblatt «eLife» veröffentlichten Studie.
Die Forscherinnen und Forscher der Universität Genf (Unige) untersuchten die Aufmerksam von Kindern mit der sogenannten Eye-Tracking-Methode. Dazu liessen sie 166 autistische und 51 nicht autistische Kinder Sequenzen eines Zeichentrickfilms schauen. Dabei zeichneten sie auf, wohin sich die Blicke der Kinder richteten.
Blickverfolgung enthüllt Unterschiede
Die Studienteilnehmer – alles Buben – waren zwischen zwei und sieben Jahren alt und wurden im Laufe ihrer Entwicklung immer wieder getestet. Bei den Kindern ohne Autismus beobachteten die Forschenden mit zunehmendem Alter eine Synchronisation der Blicke. Die Kinder richteten ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf die gleichen Elemente einer Szene.
Diese Synchronisation fehlte bei den autistischen Kindern. Sie zeigten ein Interesse an anderen Arten von Reizen. Beispielsweise an Objekten oder an bestimmten Unregelmässigkeiten in der Zeichentricklandschaft.
Einzigartige visuelle Vorlieben
Mit der Zeit entwickelte jedes autistische Kind seine eigenen, einzigartigen visuellen Vorlieben. Die Forschenden stellten ausserdem fest, dass die autistischen Kinder, deren Blick dem von Kindern mit normaler Entwicklung am ähnlichsten war, im Alltag am besten funktionieren.
Die Art und Weise, in der ein Kind eine soziale Szene betrachtet, kann laut den Forschenden zur Vorhersage künftiger sozialer Schwierigkeiten herangezogen werden. «Diese Arbeit zeigt, dass autistische Kinder, wenn sie nicht schon früh Interesse an sozialen Interaktionen zeigen, zunehmend desinteressierter werden», erklärte Studienleiterin Marie Schaer in der Mitteilung der Unige.