Lust auf Süsses? Dein «Dessertmagen» im Gehirn ist schuld
Ein internationales Forschungsteam hat entdeckt, dass der «Dessertmagen» im Gehirn verankert ist. Das erklärt den Drang nach Süssem nach einem Mahl.
![süsses](https://c.nau.ch/i/nKO1mP/900/susses.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Essen verspürt man oft noch Lust auf Süsses.
- Ein Forschungsteam fand heraus, dass der «Dessertmagen» im Gehirn verankert ist.
- Die Forscher untersuchten dabei die Reaktion von Mäusen auf Zucker.
Das Gefühl kennen wohl die meisten Menschen: Nach einem sättigenden Essen hat man noch Lust auf Süsses. Die Grundlagen davon hat nun ein internationales Forschungsteam unter Federführung des Kölner Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung ermittelt. Demnach ist der sogenannte «Dessertmagen» im Gehirn verankert.
In der Studie untersuchten die Forscher die Reaktion von Mäusen auf Zucker. Das Forschungsteam stellte fest, dass Mäuse auch dann Desserts essen, wenn sie bereits völlig gesättigt sind. Diese Ergebnisse wurden im Fachjournal «Science» veröffentlicht.
Untersuchungen des Gehirns ergaben, dass dafür eine bestimmte Gruppe von Nervenzellen verantwortlich ist. Diese sogenannten POMC-Neuronen würden aktiv, sobald der Körper Nahrung aufgenommen habe. Diese Nervenzellen vermitteln uns das Sättigungsgefühl nach einer Mahlzeit. Sie sind jedoch auch dafür verantwortlich, dass wir weiterhin Lust auf Süsses haben.
Wenn Mäuse satt sind und Süsses essen, schütten diese Nervenzellen Botenstoffe aus, die Sättigung signalisieren. Zusätzlich wird ein körpereigenes Opiat, das ss-Endorphin, freigesetzt. Dieses löst der Studie zufolge ein Belohnungsgefühl aus, das die Tiere dazu veranlasst, noch mehr Zucker zu essen. Der Mechanismus setzte in den Versuchen schon ein, wenn die Tiere Zucker nur wahrnahmen, ohne ihn zu essen.
Opiat-Rezeptoren beeinflussen Sättigungsneuronen
Hirnuntersuchungen an Versuchspersonen ergaben, dass beim Menschen die gleiche Hirnregion auf Zucker reagiert. Dort befänden sich – wie bei Mäusen – viele Opiat-Rezeptoren in der Nähe von Sättigungsneuronen.
«Aus evolutionärer Sicht macht das Sinn: Zucker ist in der Natur selten, liefert aber schnell Energie», sagte Studienleiter Henning Fenselau. Das Gehirn sei so programmiert, dass es die Aufnahme von Zucker dann steuere, wenn er verfügbar sei.
Die Ergebnisse könnten für die Behandlung von Übergewicht bedeutend sein. Zwar gebe es bereits Medikamente, welche Opiat-Rezeptoren im Gehirn blockierten. Doch der Gewichtsverlust sei geringer als bei Abnehmspritzen.