Misshandlungen im Jugendsport weit verbreitet
Jeder fünfte junge Sportler in der Westschweiz hat laut einer Umfrage der Universität Lausanne (UNIL) eine Form von Missbrauch erlitten.
Am häufigsten findet psychischer Missbrauch (Demütigung, Drohungen, Bestrafung) statt, doch auch körperliche und sexuelle Gewalt kommen vor.
Die beiden Forscher vom Institut für Sportwissenschaft der UNIL befragten 287 jugendliche Sportlerinnen und Sportler unter 18 Jahren, wie sie in einer Meldung der Tageszeitung «Le Temps» vom Dienstag erklärten.
Die Studie zeigt auf, dass 20,3 Prozent von ihnen psychische und physische Gewalt, 15,5 Prozent sexuelle und psychische Gewalt und 15,5 Prozent alle drei Formen von Gewalt erlitten haben.
Täter sind nicht nur Trainer, sondern auch andere Jugendliche, insbesondere Jungen. «Sport findet in einer Umgebung statt, die weniger strukturiert ist als die Schule und in der sich Jungen gegenseitig angreifen, ihre Macht ausüben und ihre Männlichkeit beweisen wollen», schreiben die UNIL-Forscher.
Junge Sportlerinnen erleiden mehr sexuelle Gewalt, «wahrscheinlich weil die überwiegende Mehrheit der Trainer Männer sind.» Die Tatsache, dass 20 Prozent der männlichen Teilnehmer angaben, sexuelle Gewalt erlebt zu haben, deute jedoch darauf hin, dass dies nicht damit zusammenhänge, ob jemand männlich oder weiblich sei, schreiben die Forscher weiter.
Die Umfrage zeigt auch, dass die Risiken bei Mannschaftssportarten höher sind. «Die unklare Definition von geduldetem oder nicht geduldetem Körperkontakt könnte diese Situation teilweise erklären», heisste es in der Studie unter der Leitung von Professor Denis Hauw weiter.
In den vergangenen Jahren wurden weltweit zahlreiche Fälle von Gewalt im Jugendsport bekannt. In der Schweiz haben vor allem die Trainingsmethoden für junge Turnerinnen im nationalen Leistungszentrum in Magglingen BE für einen Skandal gesorgt. Sowohl in der Rhythmischen Gymnastik als auch im Kunstturnen sollen Nationaltrainer ihre Athletinnen systematisch terrorisiert haben.