Ohne Mond wäre das Leben auf der Erde ganz anders
Unermüdlich folgt der Mond seiner Bahn um die Erde. Anders kennen wir es nicht. Doch was wäre, wenn es ihn nicht gäbe? Ein Gedankenexperiment.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Mond ist für uns eine feste Grösse am Firmament.
- Wenn es ihn nicht gäbe, wäre auf der Erde vieles anders.
- Ohne ihn würde es vielleicht sogar den Menschen nicht geben.
Wie selbstverständlich blickt der Mond auf uns herab. Mal als Sichel, mal als Scheibe – und selbst als fast unsichtbarer Neumond ist er immer noch da. Was aber wäre, wenn es ihn nicht gäbe?
Dieses Gedankenexperiment spielt der Astrophysiker und Experte Ben Moore von der Universität Zürich durch. Dabei stellte sich heraus: Ein fehlender Mond hätte fatale Folgen für die Erde.

Ohne Mond wären die Tage länger
Statt 24 Stunden könnte ein Erdentag Moore zufolge einen ganzen Monat oder länger dauern. «Wie schnell sich unsere Erde dreht, ist vom Mond eingeführt worden», sagt der Astrophysiker.
Eine Kollision der Erde mit einem anderen Himmelskörper vor 4,5 Milliarden Jahren liess den Mond entstehen. «Ohne diesen wuchtigen Einschlag hätte die Erde heute vermutlich eine langsamere Rotation», sagt Moore.
Ohne wären Ebbe und Flut weniger wahrnehmbar
Ohne den Mond würde das Ansteigen und Absinken des Ozeanwassers viel geringer ausfallen. Dann hätten wir nur die Gezeitenkraft der Sonne.
Die Sonne ist aber sehr viel weiter entfernt von uns. Daher übt sie trotz ihrer immensen Grösse und Anziehungskraft einen viel geringeren Einfluss auf die Gezeiten der Erde aus.
Ohne würde sich das Klima viel häufiger ändern
«Wenn es den Mond nicht gäbe, hätte die Erde unter dramatischen Eiszeiten und Klimaveränderungen zu leiden. In viel kürzeren Zeitintervallen, als dies in der Geschichte unseres Planeten tatsächlich der Fall war», so Moore.
In der etwa 4,6 Milliarden Jahre alten Erdgeschichte kam es zu insgesamt fünf Eiszeiten. Das Klima ist aber massgeblich von der Neigung der sogenannten Erdrotationsachse abhängig und hier kommt der Mond ins Spiel.
Die Achse, um die sich die Erde dreht, ist zu ihrer Umlaufbahn um die Sonne geneigt. Das ist der Grund für die Jahreszeiten.
Ohne unseren Mond würde diese Rotationsachse etwa einmal pro einer Million Jahre chaotisch hin und her kippen. Seine Gravitationskraft verhindert dies aber und sorgt seit Milliarden von Jahren für ein stabiles Klima auf der Erde.
Ohne würde es vielleicht uns nicht geben
«Das wäre eine der dramatischsten Konsequenzen für das Leben auf der Erde gewesen», sagt Moore. Denn die instabile Rotationsachse hätte auch fundamentale Auswirkungen auf das Leben auf der Erde gehabt.
Unter ständigen Klimaschwankungen zwischen Eis- und Warmzeit hätte sich laut Moore die Evolution komplett anders abgespielt. «Für die Entstehung komplexer Lebensformen braucht es stabile Umweltbedingungen, die über Millionen von Jahren andauern», erklärt Moore.
«Sicherlich hätte sich das Leben ganz anders entwickelt. Es ist unklar, ob sich unter diesen Umständen komplexe, mobile Lebensformen wie Menschen überhaupt hätten entwickeln können.»
*****
«Nau forscht»
Im Rahmen dieser Serie erscheint jeden Sonntag ein exklusiver Beitrag des Wissenschaftsmagazins «higgs».
Dieser Beitrag wurde verfasst von Eva Kunz.