Pharmaindustrie schafft 1-Mrd-Dollar Fonds für neue Antibiotika
Antibiotika-Resistenz könnte ein grösseres Problem für die weltweite Gesundheit werden als das Coronavirus. Der Milliardenfonds soll die Forschung unterstützen.
Das Wichtigste in Kürze
- Über 20 Pharmaunternehmen tun sich im Kampf gegen Antibiotika-Resistenz zusammen.
- Ein Fonds von über einer Milliarde Dollar soll die Forschung im Gebiet vorantreiben.
Angesichts der weltweiten Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen bündeln mehr als 20 führende Pharmakonzerne ihre Kräfte zur Entwicklung neuer Antibiotika. Dafür setzen die Unternehmen einen Fonds über eine Milliarde Dollar auf, mit dem die Forschung finanziert werden soll. Das teilte der weltweite Pharmaverband IFPMA am Donnerstag mit.
Vier neue Antibiotika bis Ende Jahr
Bis Ende dieses Jahrzehnts soll so die Entwicklung von zwei bis vier neuartigen Antibiotika ermöglicht werden. Unterstützung kommt unter anderem von den Schweizer Pharmakonzernen Roche und Novartis. Auch die Pharmariesen Pfizer, Johnson&Johnson, GlaxoSmithKline, Eli Lilly, Bayer, Boehringer Ingelheim und Merck helfen aus.
Gemeinnützige Organisationen wie der Wellcome Trust sowie die WHO und die Europäische Investitionsbank EIB haben sich ebenfalls der Initiative angeschlossen.
«Der AMR Action Fund ist eine der grössten und ehrgeizigsten gemeinsamen Initiativen, die je von der pharmazeutischen Industrie unternommen wurden. Sie soll auf eine globale Bedrohung der öffentlichen Gesundheit reagieren», erklärte der Generaldirektor des Pharmaverbands IFPMA, Thomas Cueni.
Bis zu zehn Millionen mögliche Tode im Jahr durch Antibiotika-Resistenz
Jedes Jahr kosteten Antibiotikaresistenzen bereits jetzt geschätzt 700'000 Menschen das Leben. Bis 2050 könnte diese Zahl im schlimmsten Fall auf jährlich zehn Millionen Menschen steigen. Diese Gefahr könnte die gegenwärtige Corona-Krise völlig in Schatten stellen.
«Im Gegensatz zu Covid-19 ist AMR eine vorhersehbare und vermeidbare Krise. Wir müssen gemeinsam handeln, um die Antibiotika-Pipeline wieder aufzubauen», sagte Cueni.
Mit den Geldern aus dem Fonds sollen die potenziellen Antibiotika während der schwierigsten späten Phasen der Arzneimittelentwicklung unterstützt werden. Aber auch von Seiten der Politik seien Reformen notwendig. Das sagte IFPMA-Präsident David Ricks, der Vorstandschef des US-Pharmakonzerns Eli Lilly.
Der Fonds sei voraussichtlich ab dem vierten Quartal einsatzbereit. Mit ihm sollen Investitionen in kleinere Biotechunternehmen getätigt werden, die in der Antibiotikaforschung tätig sind.