Schon kurze körperliche Anstrengung halbiert Herz-Risiko von Frauen
Viele Menschen haben es schwer, in ihr tägliches Leben körperliche Aktivitäten zu integrieren. Doch diese können die Häufigkeit von Infarkten senken.
Frauen könnten laut australischen Wissenschaftlern ihr Herz-Kreislauf-Risiko leicht reduzieren. Schon einige Male ein bis vier Minuten intensiver körperlicher Belastung pro Tag senken die Häufigkeit von Infarkten und anderen akuten Herzproblemen bei Frauen.
Die klassischen Empfehlungen für körperliche Aktivität zur Verringerung der Sterblichkeit aus allen Ursachen und speziell durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind klar und gelten weiter: Pro Woche 150 bis 300 Minuten mittlere physische Belastung oder 75 bis 150 Minuten intensives Training (beispielsweise Laufen). Doch viele Menschen haben es schwer, das in ihr tägliches Leben zu integrieren – dementsprechend «gute Neujahrsvorsätze» bleiben häufig nur Vorsätze.
Zumindest bei Frauen vielversprechend sind starke, intermittierende physische Aktivität im täglichen Leben (VILPA) im Tagesablauf. Das sind zum Beispiel dreimal pro Tag kurze, ein bis zwei Minuten dauernde intensive körperliche Aktivitäten. Möglichkeiten gibt es viele, etwa schnelles Treppensteigen, Springen beim Warten auf das Heisswerden von Gerichten aus dem Herd oder eine kurze Pause mit schnellem Marschieren um den Häuserblock.
Ergebnisse frappant
Emmanuel Stamatakis von der Universität Sydney in Australien und britische Experten haben dazu jetzt im «British Journal of Sports Medicine» eine Studie veröffentlicht. Die Teilnehmer stammten aus der britischen UK Biobank und trugen zwischen 2013 und 2015 für sieben Tage einen Accelerometer am Handgelenk, das ihre körperlichen Aktivitäten aufzeichnete.
Die Wissenschaftler schlossen 22'368 Personen ein, die angaben, in der Freizeit keinen sportlichen Aktivitäten nachzugehen und pro Woche maximal einen Spaziergang zu machen. Als Vergleichsgruppe dienten 58'684 Personen, die an sportlichen Freizeitaktivitäten teilnahmen und mehr als einmal pro Woche spazieren gingen, berichtete zu der Studie das Deutsche Ärzteblatt.
Die Ergebnisse waren frappant. Beim Vergleich zwischen VILPA-Episoden und der Häufigkeit von Herzinfarkten, Schlaganfällen oder auftretender Herzschwäche gab es im Rahmen einer Beobachtungszeit von 7,9 Jahren wesentliche Unterschiede. «Bei Frauen zeigte die tägliche VILPA-Dauer eine nahezu lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung mit allen grösseren Herz-Kreislauf-Ereignissen sowie separat für Myokardinfarkt und Herzschwäche. Bei Männern hingegen waren die Dosis-Wirkungskurven weniger eindeutig.»
Auch kürzere VILPA-Einheiten hatten Effekt
Unter den Frauen kam es bei einer mittleren Gesamt-Belastungsdauer von nur 3,4 Minuten gegenüber keinen VILPA-Einheiten zu einer Verringerung der Häufigkeit von Herz-Zwischenfällen um 45 Prozent. Das Risiko für das Auftreten einer Herzinsuffizienz sank sogar um zwei Drittel, die Herzinfarkt-Gefährdung um die Hälfte.
Auch kürzere VILPA-Einheiten hatten einen Effekt: Schon 1,2-1,6 Minuten VILPA pro Tag reduzierten bei Frauen das Risiko für grosse Herz-Kreislauf-Ereignisse um 30 Prozent, die Infarktgefährdung um ein Drittel und die Häufigkeit von Herzschwäche um 40 Prozent. Bei Männern hingegen verringerten 2,3 Minuten VILPA täglich das die Herz-Kreislauf-Gefährdung nur um elf Prozent.
«Die Erkenntnis, dass bereits kleine tägliche Dosen intensiver körperlicher Aktivität mit einer Reduktion von Herz-Kreislauf-Ereignissen und Sterblichkeit verbunden sind, ist besonders ermutigend für Menschen, die keinen strukturierten Sport treiben», sagte dazu Yasina Somani von der Universität von Leeds. In Grossbritannien würden beispielsweise etwa zwei Drittel der Erwachsenen die Empfehlungen für körperliche Aktivität nicht erfüllen.