Skelett liefert Hinweis auf Gladiatorenkampf mit Grosskatze
Ein Gladiatorenskelett aus York liefert erstmals Hinweise auf blutige Kämpfe im römischen Britannien, auch ohne Amphitheater.

Das Wichtigste in Kürze
- Löwenbiss-Spuren an einem Skelett aus York deuten auf Gladiatorenkämpfe hin.
- Solche Funde nördlich des Mittelmeers sind rar.
- Per 3D-Scan verglichen Forschende die Verletzungen mit Bissspuren lebender Grosskatzen.
Ein Gladiatorenskelett mit Löwenbiss-Spuren aus York hat erstmals einen Hinweis auf blutige Kämpfe im römischen Britannien geliefert. Auch ohne Amphitheater. Archäologische Nachweise, dass es zu diesen grausamen Spektakeln nördlich des Mittelmeers kam, sind rar.
Bildliche Darstellungen und schriftliche Berichte deuten darauf hin, dass sich die Römer an blutigen Schauspielen erfreuten.
Dabei mussten Menschen gegen Löwen und andere Raubkatzen kämpfen – oder wurden von ihnen zerrissen. Die Kämpfe (venatores) und Hinrichtungen (damnatio ad bestias) sind auf zahlreichen Darstellungen, wie etwa Mosaiken zu finden.
Archäologische Nachweise, dass es zu diesen Spektakeln nördlich des Mittelmeers kam, sind jedoch rar.
Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe aus Grossbritannien und Irland sieht nun einen möglichen Beleg für solche grausamen Spektakel. Demnach fanden sie womöglich selbst in den entlegensten Regionen des Römischen Reichs statt.
Gladiatorenskelett aus York liefert Hinweise auf Kämpfe mit Grosskatzen
Den entscheidenden Hinweis lieferten Bissspuren an den Knochen eines mutmasslichen Gladiators. Sein Skelett wurde in der nordenglischen Stadt York entdeckt und stammt vermutlich aus der Zeit vor etwa 1800 Jahren.
Die Spuren stammen von einer Grosskatze, wie das Forschungsteam in einem in der Fachzeitschrift «Plos One» erschienen Artikel darlegt.
Erstmals gibt es physische Belege für die öffentlichen Inszenierungen und gefährlichen Gladiatorenkämpfe im Römischen Reich. Das sagte der leitende Wissenschaftler Tim Thompson von der Maynooth University in einer Mitteilung.
Eboracum, wie York damals hiess, spielte eine wichtige Rolle im römischen Britannien: als Stützpunkt verschiedener Legionen, aber auch als Siedlung und Residenz des Provinzgouverneurs.
Sogar Kaiser hielten sich dort zuweilen auf. Kaiser Septimius Severus starb dort im Jahr 211. Konstantin der Grosse wurde in Eboracum im Jahr 306 von seiner Armee zum Kaiser ausgerufen.
Und obwohl in York bislang kein Amphitheater gefunden wurde, wird angenommen, dass auch dort Gladiatorenkämpfe stattfanden. Ein Friedhof aus römischer Zeit liefert den stärksten Hinweis darauf. Dort fanden Forschende auffallend viele Skelette junger Männer mit typischen Kampfverletzungen.
Löwenangriff auf Gladiator: Forschende entdecken Bissspuren in York
Forscher aus verschiedenen britischen Universitäten und der Maynooth University in Irland untersuchen die Funde. Sie gehen davon aus, dass es sich bei den Skeletten um Gladiatoren handelte. Eines der Skelette weist Verletzungen auf, die den Wissenschaftlern zufolge aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Löwen stammen.
Sie halten es für möglich, dass ein solches Tier Tausende Kilometer in das römische Britannien gebracht wurde. Dies erscheint angesichts der Bedeutung von Eboracum durchaus plausibel.
Sie untersuchten die Verletzungen mithilfe von 3D-Scans. Dabei verglichen sie diese mit Bissspuren lebender Grosskatzen an Tierkadavern in Zoos.
Die Verletzungen wurden nicht am Oberkörper, sondern am Becken verursacht. Laut den Wissenschaftlern deutet dies darauf hin, dass es sich nicht um eine klassische Angriffswunde handelt.
Falls es ein Kampf und keine Hinrichtung gewesen sein sollte, steht damit auch fest, wer ihn gewann: Der Löwe hatte bereits begonnen, sein Opfer zu fressen.