So hilft der mysteriöseste Stern bei der Suche nach Aliens
Bei der Suche nach anderem intelligenten Leben in unserer Galaxie helfen Erfahrungen rund um «Tabbys Stern». Doch bald muss man Aliens auf andere Weise suchen.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf der Suche nach ausserirdischem Leben helfen Untersuchungen des Sterns KIC 8462852.
- Dieser setzt Wissenschaftlern mit seinem Flackern seit Jahren vor Rätsel.
- Einst wurde dort ein gewaltiges Alien-Bauwerk vermutet – zu Unrecht.
Der wohl merkwürdigste Stern unserer Galaxie verwirrt Wissenschaftler seit Jahren. Denn: Sein Licht flackert unvorhersehbar und sporadisch.
Der Stern mit dem Namen «KIC 8462852» ist bekannt als «Tabbys Stern», angelehnt an die Wissenschaftlerin Tabetha Boyajian. Er könnte bei einer der faszinierendsten wissenschaftlichen Aufgaben helfen: der Suche nach intelligentem Leben auf anderen Planeten.
«Sein Verhalten ist ungewöhnlich», sagt der britische Astrophysiker Chris Lintott gegenüber «The Observer».
«Es gibt schnelle, zufällige Ausbrüche, bei denen seine Helligkeit dramatisch abfällt und dann zurückkehrt. Es gibt kein Muster dafür. Es flackert so, als würde jemand mit seinem Lichtschalter spielen. In unserer Galaxie gibt es keinen anderen Stern wie dieser.»
Alien-Bauwerk vermutet
Der mysteriöse Stern wurde 2012 vom Kepler-Weltraumteleskop detailliert untersucht, nachdem sein seltsames Verhalten entdeckt wurde. Die Beobachtungen deuteten darauf hin, dass eine riesige Masse an Materie den Stern in enger Formation umkreist. Dadurch wird sein Licht gelegentlich blockiert.
Schnell stellte sich die Frage: Was genau ist diese riesige Masse?
Als Erklärungen wurden etwa Staubringe, zerfallende Kometen und Asteroidenschwärme vorgeschlagen – und ein gigantisches Alien-Bauwerk.
Letztere Theorie erhielt – wenig überraschend – die meiste Aufmerksamkeit. Nachfolgende Forschungen haben sie dann aber widerlegt.
Die Suche nach ausserirdischem Leben verändert sich
Stattdessen handelt es sich bei der Masse wahrscheinlich um eine Staubwolke. Sie könnte entstanden sein, als ein Planet zu nahe an der Oberfläche vorbeizog und zerrissen wurde.
Das Studium rund um «Tabbys Stern» ist trotz des Fehlens von Aliens wichtig, erklärt der Astrophysiker. Es zeige Techniken auf, die in den kommenden Jahren bei der Suche nach ausserirdischen Zivilisationen immer wichtiger werden.
«Die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz verändert sich», sagt Lintott. «Bisher haben wir fast ausschliesslich auf Radioteleskope gesetzt, um Signale von ausserirdischen Zivilisationen zu erkennen. So wie unsere Radio- und Fernsehübertragungen ihnen unsere Anwesenheit verraten könnten. Aber bisher haben wir absolut nichts gehört».
Laut Lintott sollten wir nicht überrascht sein: «Die Menschheit hat ihren Höchstwert an Radiowellen bereits überschritten.» In etwa 50 Jahren könnte es von der Erde keine solchen Signale mehr geben.
Stattdessen greife man schon jetzt zunehmend auf Schmalbandkommunikation und Glasfaserkabel zurück, anstatt Fernseh- und Radiosignale zu senden. Eine ähnliche Abkehr von Radiowellen könne auch für mögliche Zivilisationen auf anderen Welten gelten.
Viele Daten benötigt
Die Analyse zu möglichem ausserirdischem Leben wird jedenfalls eine enorme Menge an Daten erfordern. Hier kommt wieder «Tabbys Stern» ins Spiel: Seine Geheimnisse wurden von vielen Menschen gelüftet, die riesige Mengen an Daten gesammelt und analysiert haben.
«Es waren ihre kombinierten Analysen der Daten über ‹Tabbys Stern›, die zeigten, dass er sich sehr seltsam verhält», meint Lintott. Es sei sehr wahrscheinlich, dass sie bei der Identifizierung anderer seltsamer Sterne in unserer Galaxie beteiligt sein werden. «Und man weiss ja nie, vielleicht werden sie beim nächsten Mal fündig.»