Der Bund hat eine App für Geflüchtete aus dem Ukraine-Krieg entwickelt, die für Tuberkulose sensibilisieren soll. Wie gefährlich ist die Krankheit wirklich?
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Eine Geflüchtete aus dem Ukraine-Krieg wird in Deutschland auf Tuberkulose untersucht. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Ukraine ist die Tuberkulose-Inzidenz zehn Mal höher als in der Schweiz.
  • Um Geflüchtete zu sensibilisieren, hat der Bund eine App entwickelt.
  • Tuberkulose gilt als die zweittödlichste Infektionskrankheit nach Covid-19.
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In der Schweiz werden jährlich rund 550 Tuberkulose-Fälle gemeldet – die meisten von ihnen betreffen Menschen aus dem Ausland. Jetzt gibt es Befürchtungen, dass Flüchtlinge aus der Ukraine die Krankheit einschleppen könnten. Denn im bekriegten Land ist die Tuberkulose zehn Mal häufiger als hierzulande.

Die Schweiz hat bislang rund 45'000 Menschen aufgenommen, die aus dem Ukraine-Krieg geflüchtet sind.

Nun will der Bund sie für die Krankheit sensibilisieren: Eine App hilft ihnen, selbst zu erkennen, ob sie «gewisse Risiken» aufweisen. In Deutschland wird für die Geflüchteten gar ein Tuberkulose-Screening durchgeführt.

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In der Ukraine ist die Tuberkulose-Inzidenz relativ hoch.
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In Deutschland wurde deshalb ein Tuberkulose-Screening für Geflüchtete aus dem Ukraine-Krieg durchgeführt.
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Von einem solchen Screening sieht die Schweiz jedoch ab.
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Der Bund hat jedoch eine App entwickelt, die Geflüchteten bei der Erkennung eines Tuberkulose-Risikos helfen soll. (Symbolbild)

Experten warnen: Durch die Flüchtlingsbewegung ist auch in Zentraleuropa mit einem Anstieg an Tuberkulose-Fällen zu rechnen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet mit rund 45 Tuberkulose-Fällen auf 100'000 Schutzsuchende aus der Ukraine. Grund zur Sorge für die Gesamtbevölkerung?

Tuberkulose nur bei engem Kontakt ansteckend

Anfang April hat das BAG gegenüber Nau.ch Entwarnung gegeben: Tuberkulose sei nicht so ansteckend wie Covid, Masern oder eine Grippe. Ein Ansteckungsrisiko trifft jene Personen, die sehr engen Kontakt zu einem erkrankten Menschen haben.

Übertragen wird die Krankheit, wenn bakterienhaltige Tröpfchen eingeatmet werden – etwa nach dem Husten einer erkrankten Person. «Für eine Ansteckung ist meist ein Aufenthalt im gleichen Raum über Stunden erforderlich», schreibt das BAG auf seiner Webseite. Doch eine Ansteckung ist erst nach zwei Monaten nachweisbar.

Immerhin: Nur fünf bis zehn Prozent der Infizierten erkranken.

Haben Sie Angst vor einer Tuberkulose-Erkrankung?

In der Schweiz wie auch in anderen hochentwickelten Ländern nimmt die Tuberkulose in der einheimischen Bevölkerung seit Jahrzehnten ab. Bei Einheimischen seien zur Hälfte Personen im Pensionsalter betroffen, die sich noch als Kind angesteckt hatten.

Zweittödlichste Krankheit nach Corona

Die Tuberkulose betrifft in 80 Prozent der Fälle die Lunge, kann aber auch andere Organe befallen, so das BAG. Typische Symptome sind Husten, oft mit Auswurf, Fieber und Gewichtsabnahme.

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Eine Röntgenaufnahme eines an Tuberkulose erkrankten Patienten. - dpa-infocom GmbH

Die Krankheit ist mit speziellen Antibiotika meist gut behandelbar. Ohne Behandlung verläuft sie, nach einer meist längeren Erkrankung, oft tödlich. Selten sind die Bakterien gegen die wichtigsten Medikamente resistent, so dass die Behandlung länger dauert. Die WHO nennt die Tuberkulose als global zweittödlichste Infektionskrankheit hinter Covid-19.

Gegen die Tuberkulose wird in der Schweiz nur ausnahmsweise geimpft und nur im ersten Lebensjahr. Anders in Ländern mit hoher Inzidenz - da wird die Impfung durchgeführt.

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