Masern: 80 Prozent mehr Infektionen seit 2022
Anfang 2022 stiegen die Infektionszahlen von Masern um fast 80 Prozent an. WHO und Unicef warnen, dass Millionen Kinder in Gefahr sei.
Das Wichtigste in Kürze
- Anfang 2022 ist die Zahl der Masern-Infektionen um 80 Prozent gestiegen.
- Grund dafür ist die Aussetzung der Impfkampagne wegen Corona.
- UN-Organisationen fürchten den Vormarsch weiterer Infektionskrankheiten.
Zum Jahresbeginn 2022 stieg die Zahl der weltweit gemeldeten Masern-Fälle um fast 80 Prozent. Dies teilten die UN-Kinderschutzorganisation Unicef und die Weltgesundheitsorganisation WHO am Mittwoch mit.
Eine Ursache seien durch die Corona-Pandemie unterbrochene Impfkampagnen. Fehlende Impfungen bedrohten das Leben von Millionen von Kindern, warnten die UN-Organisationen.
In den ersten zwei Monaten dieses Jahres wurden demnach weltweit mehr als 17'300 Masernfälle registriert. Das sind deutlich mehr als die 9600 Fälle in den gleichen Monaten des Vorjahres. Binnen zwölf Monaten gab es bis April weltweit 21 grosse Masern-Ausbrüche, die meisten davon in Afrika und dem östlichen Mittelmeerraum.
Masern zeigen Schwächen bei Impfkampagnen auf
Als ansteckendste durch Impfungen vermeidbare Infektionskrankheit fungierten die Masern als ein Alarmsignal, sagte Unicef-Experte Christopher Gregory der Nachrichtenagentur AFP. Masernausbrüche deuteten auf Schwächen bei Immunisierungskampagnen hin. Zu befürchten sei beispielsweise auch ein baldiger Anstieg von Gelbfieber-Infektionen. Aus Westafrika würden bereits zunehmend Fälle gemeldet.
Besonders stark von Masern betroffen waren in den vergangenen zwölf Monaten Somalia, der Jemen, Afghanistan, Nigeria und Äthiopien. Die Experten befürchten im Zuge des russischen Angriffskriegs auch eine Zunahme der Fälle in der Ukraine. Das Land verzeichnete bereits in den Jahren von 2017 bis 2019 die höchsten Masern-Infektionsraten in Europa.
Impfungen wegen Corona-Pandemie ausgesetzt
Den UN-Organisationen zufolge verpassten zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 mehr als 23 Millionen Kinder die routinemässigen Masern-Impfungen. In 43 Ländern wurden die wegen der Pandemie verschobenen Impfkampagnen demnach bis heute noch nicht vollständig nachgeholt. Betroffen seien 203 Millionen Menschen, die meisten davon Kinder.
Die Folgen dieser Unterbrechungen der Impfkampagnen würden noch jahrzehntelang zu spüren sein, warnte WHO-Generalsekretär Tedro Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch. Es sei an der Zeit, die Grundimmunisierung gegen Infektionskrankheiten wieder zum Laufen zu bringen.
Masern sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung, die schneller übertragen wird als etwa die Grippe oder Ebola. Es können lebensgefährliche Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung auftreten.