Coronavirus Krise könnte Donald Trump die Wiederwahl kosten
Das Wichtigste in Kürze
- Gestern Freitag hat US-Präsident Donald Trump den nationalen Notstand ausgerufen.
- Zunächst hatte er aber die Auswirkungen des Virus heruntergespielt.
- Das Virus dürfte auch den Wahlkampf in den USA beherrschen.
Donald Trump will Probleme für gewöhnlich mit Deals klären. Doch nun scheint ein Problem aufgetaucht zu sein, das mit dealen nicht zu lösen ist: Das Coronavirus.
Beim Krisenmanagement hat der US-Präsident bisher keine gute Figur abgegeben. Er spielte zunächst die ganze Bedrohung herunter und überschätzte gleichzeitig die Bereitschaft der USA, auf eine Pandemie zu reagieren.
Trump erklärte etwa, die Verbreitung des Virus sei unter Kontrolle. Wie sich jetzt zeigt, ist sie es nicht. Er behauptete, sie Zahl der Fälle werde bald auf null zurückgehen. Auch dies ist nicht der Fall. Dann schlug er vor, dass Menschen mit Symptomen weiterhin zur Arbeit gehen sollten, wenn sie sich gut genug fühlen. Das sollten sie keines Falls tun.
Erst nach langem Zögern hat nun Donald Trump gestern Freitag den nationalen Notstand ausgerufen. Damit sollen besondere Massnahmen im Kampf gegen das Virus zum Zug kommen.
Donald Trump will Panik an Märkten verhindern
Doch warum hat Trump so lange gezögert und die Gefahr heruntergespielt? Er wollte damit auf keinen Fall Panik an den US-Märkten verbreiten. Denn eine gute wirtschaftliche Entwicklung soll ihm die Wiederwahl im November sichern.
Doch nun senken die amerikanischen Unternehmen ihre Gewinnvorhersagen. Die Importe sind rückläufig, Unternehmen untersagen Reisen, Airlines streichen Flüge, Konferenzen, Konzerte und Messen werden abgesagt. Den USA, als auch der globalen Wirtschaft, drohen eine Rezession.
Lange geschwiegen
Lange hat Trump zum Coronavirus geschwiegen. Noch am Montag früh – nachdem sich die Wall Street im freien Fall befand – twitterte er dann, dass etwa die gewöhnliche Grippe viel mehr Opfer verursacht habe: «So starben letztes Jahr 37'000 Amerikaner an der gewöhnlichen Grippe. Nichts ist stillgelegt, das Leben und die Wirtschaft gehen weiter. Derzeit gibt es 546 bestätigte Fälle von Coronaviren, 22 davon sind tödlich. Denken Sie darüber nach!»
Krisenmanagement sieht anders aus, als das Virus mit der gewöhnlichen Grippe zu vergleichen. Das sehen auch die Medien so: «Präsident Trump ist für diese Krise ungeeignet», schrieb die «New York Times». Und «The Atlantic» titelte: «Inkompetenz verschärft durch Boshaftigkeit».
Dies könnte Trump in seinem Wahlkampf noch zum Verhängnis werden. Sein demokratischer Konkurrent Joe Biden schrieb in einem «USA Today»-Meinungsbeitrag bereits Ende Januar: «Die Möglichkeit einer Pandemie ist eine Herausforderung, der Donald Trump als Präsident nicht gewachsen ist.»
Trumps nachgewiesenen Fehleinschätzungen und seine wiederholte Ablehnung gegenüber der Wissenschaft würden ihn zum schlimmstmöglichen Person machen, um das Land durch eine globale Gesundheitskrise zu führen. «Ich bin besorgt, dass die kurzsichtige Politik der Trump-Regierung uns unvorbereitet auf eine gefährliche Epidemie gelassen hat, die früher oder später kommen wird.»
Coronavirus kein Halt vor Wahlkampf
Bidens Voraussicht könnte sich im Wahlkampf noch bezahlt machen. Trumps Ignoranz hingegen könnte ihm Wählerstimmen kosten. Zunächst tat er die Coronavirus-Verbreitung als Hysterie der Demokraten und der «Fake News»-Medien ab. Dann schien er die Schuld auf die Europäer schieben zu wollen. Nun musste er klein beigeben und den nationalen Notstand ausrufen.
Es ist schwer vorherzusehen, wie lange die Pandemie andauern und wie sie sich weiter verbreiten wird. Klar ist: Auch vor dem US-Wahlkampf wird das Coronavirus nicht halt machen.