Donald Trump: Warum schockieren Trumps Telefonate nicht?

Benedikt Theiler
Benedikt Theiler

USA,

Merkel, May, Obama und Bush beleidigt, mit Erdogan und Putin macht er auf Buddy. Doch die neusten Enthüllungen über Donald Trump bewegen uns kaum. Warum?

Donald Trump iPhone
Donald Trump telefoniert in einem Flugzeug. - dpa/Shealah Craighead/Official White House Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut einem Journalisten soll Trump unfreundliche Telefonate mit Politikern geführt haben.
  • Donald Trump beleidigte etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Ex-Premier Theresa May.
  • Die Enthüllungen erstauen kaum.

Und wieder eine Enthüllung über Donald Trump. Der US-Präsident soll sich per Telefon über internationale Führungspersonen despektierlich geäussert haben. Darunter etwa Kanzlerin Angela Merkel, Ex-Premier Theresa May oder seine Vorgänger Barack Obama und George Bush.

Carl Bernstein hat während vier Monaten den Inhalt der Telefonate unterschiedlicher Quellen untersucht und nun das Ergebnis auf CNN publiziert. Der US-Journalist deckte bereits als Autor der «Washington Post» die Hintergründe der Watergate-Affäre auf. Zu den Gesprächen soll es offenbar vertrauliche Protokolle geben.

Von Merkel, May, Obama bis Bush

Insbesondere gegenüber weiblichen Staatschefs habe sich Trump erniedrigend und verunglimpfend geäussert. Eine Quelle bezeichnete die Anrufe als «fast sadistisch». Auch soll er die deutsche Bundeskanzlerin als «dumm» bezeichnet haben. Seine Vorgänger Obama und Bush soll er als «Schwachköpfe» und «Schwächlinge» betitelt haben.

donald trump angela merkel
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika treffen sich am Rande des G20-Gipfels zu einem bilateralen Gespräch. - dpa

Gemäss zwei Quellen wird Trump als absolut uniformiert beschrieben. Um sich mit seinem Gegenüber auf Augenhöhe auszutauschen, habe ihm oft das nötige Wissen gefehlt.

Dafür stellte er sich gegenüber Staatsmännern wie Russland-Präsident Wladimir Putin oder der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan gut bis protzig. So habe er versucht, Putin stark zu beeindrucken. Auch habe er mit seinem Reichtum und seine «grossen» Leistungen geprahlt. So etwa vor dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman oder dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un.

Mit Erdogan tauschte er sich offenbar bis zweimal in der Woche aus. Manchmal habe ihn Erdogan beim Golfspielen erwischt, was wegen der langen Telefonate oftmals zu langen Verzögerungen führte.

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Der türkische Machtinhaber Erdogan am Telefon. (Archivbild). - Keystone

Laut dem Bericht von Bernstein könnte es für Trump verheerend werden, sollten die Transkripte der Unterhaltungen im Detail offengelegt werden. Doch eine Enthüllung wie «Watergate» wird der Journalist mit diesen Erkenntnissen wohl nicht landen.

Donald Trump kann besser mit Autokraten

Längst ist klar, dass Donald Trump besser mit autokratischen Führungspersönlichkeiten kann, als mit Staatschefs verbündeter Länder. Auch seine Respektlosigkeit gegenüber Frauen ist spätestens seit Veröffentlichung des Access Hollywood Tape («Grab them by the pussy») 2016 bekannt. Auch werfen ihm Psychologen vor, ein Narzisst wie «aus dem Lehrbuch» zu sein.

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Der russische Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump bei gemeinsamen Gesprächen. - Keystone

Anders, als bei der «Watergate»-Affäre, wird dieser Aufschrei wohl schnell verhallen. Seine konservative Wählerschaft werden diese Enthüllungen auch nicht aufschrecken.

Viel schädlicher für seine Wiederwahl im November sind sein Corona-Krisenmanagement und der Umgang mit der «Black Lives Matter»-Bewegung.

Entlarvend ist die Enthüllung dennoch. Denn sie zeigt, wie stumpf die Öffentlichkeit ob der zahlreichen Entgleisungen des US-Präsidenten bereits ist. Bei anderen Präsidenten, CEOs oder Hollywood-Stars hätte dies für ziemlichen Stunk gesorgt. Bei Donald Trump führt es zu einem müden Schulterzucken.

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