Jemen: So profitiert der Westen vom Bürgerkrieg

Benedikt Theiler
Benedikt Theiler

Jemen,

Ein Luftschlag im Jemen trifft einen Schulbus. 40 Kinder kommen ums Leben. Doch der Krieg im Jemen schlägt kaum hohe Wellen, denn zu viele Länder profitieren.

Menschen versammeln sich an der Stelle eines Luftangriffs der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition. Bei dem Luftangriff in der nördlichen Provinz Saada waren am 09.08.2018 nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuz (IKRK) mindestens 51 Menschen getötet worden, 40 davon Kinder.
Menschen versammeln sich an der Stelle eines Luftangriffs der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition. Bei dem Luftangriff in der nördlichen Provinz Saada waren am 09.08.2018 nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuz (IKRK) mindestens 51 Menschen getötet worden, 40 davon Kinder. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In Jemen herrscht eine schwere humanitäre Krise.
  • Bei einem Luftangriff auf einen Schulbus sterben 40 Kinder.
  • Westliche Länder profitieren von der saudischen Intervention im Jemen.

Am Donnerstag erschütterte ein Bombenangriff in Jemen die Welt. Die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz schoss in der Provinz Saada im Norden des Landes auf einen Schulbus. Mindestens 51 Menschen, darunter 40 Kinder, starben – 79 wurden verletzt.

Der Konflikt im Jemen erhält grundsätzlich wenig mediale Beachtung. Und dies, obwohl zurzeit laut Uno die schlimmste humanitäre Krise vorherrscht. Nun sorgt der Vorfall weltweit für Empörung und bringt den Krieg im Jemen kurzfristig ins Bewusstsein.

Jemen: Ärzte pflegen ein verletztes Kind nach der Bus-Attacke.
Jemen: Ärzte pflegen ein verletztes Kind nach der Bus-Attacke. - Twitter/Dailysabbah

Schwerste humanitäre Krise

Nebst dem Kriegsgeschehen wütet im Bürgerkriegsland auch eine schlimme Cholera-Epidemie. Die ständigen Bombardements haben viele Spitäler, sanitäre Anlagen und die Trinkwasserversorgung zerstört. Rund 22 Millionen Jemeniten sind darum auf humanitäre Hilfe angewiesen. Über 16 Millionen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, sanitären Einrichtungen und zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung.

Schiffe werden zudem daran gehindert, am Hafen von al-Hudaida anzulegen – der wichtigste Hafen für die Anlieferung von Nahrungsmitteln. Dies führt dazu, dass fast 18 Millionen Menschen nicht mehr ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt werden können.

Huthi-Rebellen: De facto Machthaber

Die Unruhen begannen, nachdem 2012 Präsident Ali Abdullah Salih nach 34 Jahren an der Macht zurückgetreten war. Für ihn übernahm Mansur Hadi das Amt. Doch schnell entglitt ihm die Kontrolle über den jemenitischen Machtapparat, sodass die aus dem Norden stammenden schiitischen Huthi-Rebellen die Kontrolle über die Hauptstadt Sanaa und die Hafenmetropole al-Hudaida übernehmen können. 2015 intervenierte Saudi-Arabien mit Hilfe von Streitkräften aus Ägypten, Bahrain, Katar, Kuwait, Jordanien, Marokko, Sudan und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Logistisch werden sie auch von den USA, Frankreich und Grossbritannien unterstützt.

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Ein Mann im Jemen schreitet durch die Strasse nach einem Bombenangriff. - Keystone

Trotz dieser breit abgestützten sunnitischen Allianz, gelang es den Saudis bisher nicht, die Huthi-Rebellen aus der Hauptstadt und al-Hudaida zu vertreiben. Die Schiiten-Miliz wird vom ebenfalls schiitischen Iran mit Waffen beliefert. Saudi-Arabien wirft dem Erzfeind Iran deshalb Einmischung vor.

Der Westen profitiert vom Krieg

Trotz akuter Notlage der jemenitischen Bevölkerung wurde bisher die saudisch-geführte Intervention im Jemen durch westliche Länder kaum unterbunden. Dies hat zwei bedeutende Gründe.

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Die Hungersnot im Jemen könnte sich noch verschlimmern. - dpa

Einerseits flüchten die Jemeniten nicht nach Europa. Sie harren die ständigen Bombardements der Allianz entweder vor Ort aus oder flüchten innerhalb des Landes. Über zwei Millionen Menschen sind so auf der Flucht. Anders als der Syrienkonflikt ist der Krieg im Jemen für die hiesige Flüchtlingsthematik deshalb kaum relevant.

Andererseits profitieren westliche Staaten auch vom Konflikt. Sie liefern Kriegsmaterial an Saudi-Arabien und seine Verbündeten. Die Militärausgaben des Königreichs waren 2017 hinter den USA und China die drittgrössten. Deutschland lieferte etwa acht Patrouillenboote an die saudische Armee. Im Frühling vereinbarten die USA mit Saudi-Arabien einen Deal für Militärausrüstung über 110 Milliarden Dollar.

Und auch die Schweiz liefert nach einem Bundesratsentscheid wieder vermehrt Rüstungsmaterial nach Saudi-Arabien. 2015 waren es Güter im Wert von 5,8 Millionen Franken, 2016 für über 12 Millionen und 2017 für 4,7 Millionen. Nun beabsichtigt der Bundesrat sogar, die Rüstungsexportkontrollen weiter zu lockern.

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