Nordkorea: Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong Un auf Zielgeraden
Noch vor wenigen Tagen schien das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un unmöglich. Wieso es nun trotzdem zum Gipfeltreffen in Singapur kommt.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor einer Woche teilte US-Präsident dem nordkoreanischen Machthaber mit, ein Treffen sei «unangebracht».
- Das Gipfeltreffen vom 12. Juni in Singapur scheint jetzt wieder auf Kurs.
- Trump könnte seinen Kritikern das Maul stopfen.
Nun scheint es doch noch zu klappen: Nachdem US-Präsident Donald Trump letzten Donnerstag per Brief dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un mitteilte, ein Treffen sei «unangebracht», hat Trump seinen Entscheid doch wieder redigiert. Nun ist ein ranghoher nordkoreanischer Delegierter auf dem Weg nach Washington, um das geplante Gipfeltreffen in Singapur in dreizehn Tagen vorzubereiten. Dabei handelt es sich um General Kim Yong Chol, einen hohen Parteifunktionär, früherer Geheimdienstchef und enger Vertrauter Kim Jong Uns.
We have put a great team together for our talks with North Korea. Meetings are currently taking place concerning Summit, and more. Kim Young Chol, the Vice Chairman of North Korea, heading now to New York. Solid response to my letter, thank you!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) May 29, 2018
Absage wegen «Feindseligkeit» Nordkoreas
Noch vor wenigen Tagen schien der Gipfel in weite Ferne gerückt. Pjöngjang hatte zwischenzeitlich Versöhnungsgespräche mit südkoreanischen Vertretern abgesagt und den USA mit der Absage des Treffens zwischen Kim und Trump gedroht. Anstoss für diese Drohung war ein jährlich stattfindendes, gemeinsames Grossmanöver der südkoreanischen und amerikanischen Luftwaffe, die zwischen dem 11. und 25. Mai stattfand. Dieses habe das Ziel, einen Angriff auf den Norden zu simulieren, so die Sicht aus Pjöngjang.
Trump reagierte daraufhin auf die Drohung und schaffte Tatsachen. Im Brief an Kim schrieb er: Die «gewaltige Wut und offene Feindseligkeit» des nordkoreanischen Regimes habe zum Scheitern des Dialogs geführt. Nordkorea habe eine grosse Gelegenheit für andauernden Frieden verpasst.
Sadly, I was forced to cancel the Summit Meeting in Singapore with Kim Jong Un. pic.twitter.com/rLwXxBxFKx
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) May 24, 2018
Für die Nordkoreaner kam diese Absage unerwartet: Man finde es «zutiefst bedauerlich» und sei weiterhin um Frieden und Stabilität bemüht, hiess es umgehend aus Pjöngjang.
Historische Annäherung
Den Koreanern auf beiden Seiten ist durchaus bewusst, dass es sich bei der aktuellen Annäherung um eine seltene Chance handelt. Mit einer gemeinsamen Delegation an den Olympischen Spielen im südkoreanischen Pyeongchang hatte man den Grundstein für einen möglichen Frieden gelegt. Seit über 60 Jahren dauert der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea bereits. Und nun bietet sich die historische Gelegenheit, den immer noch andauernden Kriegszustand zwischen den zwei Ländern endlich aufzuheben – wenn nötig, dann halt auch ohne Trump.
Überraschend kam es deshalb am Samstag zu einem zweiten Treffen zwischen Kim Jong Un und dem südkoreanischen Präsident Moon Jae. Bereits Ende April begegneten sich die beiden Staatschefs ein erstes Mal. Nun hat das zweite Treffen der Beiden den US-Präsidenten dazu veranlasst, doch noch die Möglichkeit eines Gipfeltreffens in Aussicht zu stellen.
«Weltweiten Erfolg»
Bis zum Gipfeltreffen dauert es nur noch wenige Tage, in denen jedoch viel passieren kann. Dass sich aber Trump abermals vom Gipfeltreffen zurückziehen wird, ist eher unwahrscheinlich. Seine Regierung hat ein grosses Interesse am Frieden in Korea. Man könnte dies als «weltweiten Erfolg» abbuchen – Trump selber könnte seinen Kritikern das Maul stopfen.
We are having very productive talks with North Korea about reinstating the Summit which, if it does happen, will likely remain in Singapore on the same date, June 12th., and, if necessary, will be extended beyond that date.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) May 26, 2018
Er hätte dann während seiner Amtszeit fertiggebracht, woran seine Vorgänger hängen blieben. Und dazu wäre er dem ein Stück näher, was ihm sein Amtsvorgänger Barack Obama noch voraus hat – einen Friedensnobelpreis.