AKW-Rückbau wirft Fragen der Atommüll-Entsorgung auf
Das Wichtigste in Kürze
- Zurzeit wird das Atomkraftwerk (AKW) Mühleberg zurückgebaut.
- Damit werden wichtige Informationen gewonnen, die für zukünftige Rückbauten nützlich sind.
- Die entsprechenden Kosten belaufen sich auf rund 23 Milliarden Franken.
Der Rückbau des abgeschalteten AKW Mühleberg ist für die Bernischen Kraftwerke (BKW) eine Mammutaufgabe. Die endgültige Stilllegung ist für den Berner Konzern das grösste Projekt seit dem Bau der Anlage.
Im Dezember 2019 wurde das Kernkraftwerk Mühleberg nach 47 Betriebsjahren für immer abgeschaltet. 15 Jahre wird der Rückbau dauern. Erst 2034 rechnet BKW damit, dass das Gelände wieder genutzt werden kann. Kosten tut das Ganze der Gesellschaft fast 1 Milliarde Franken.
Pionieraufgabe in Mühlberg
Den Rückbau übernimmt das Unternehmen selbst: Die rund 300 Mitarbeiter, die für das Kernkraftwerk Mühleberg arbeiteten, brechen es auch ab. Bei Bedarf werden zusätzlich noch Experten aus dem Ausland geholt, die bereits Erfahrungen mit dem Rückbau von AKW gesammelt haben. Während der Stilllegung entstehen laut der BKW rund 3000 Tonnen radioaktiver Abfall.
Auch wenn es für die anderen vier Schweizer AKW so weit noch nicht ist; für den laufend anfallenden Atommüll sind hierzulande die Betreiber verantwortlich. Sie müssen die abgebrannten Brennelemente sowie die radioaktiven Abfälle entsorgen. Diese fallen aus der späteren Stilllegung und aus dem Rückbau der Kernkraftwerke an.
Täglich anfallender Atommüll
In der Schweiz fallen täglich radioaktive Abfälle an. Nicht nur bei der Stromproduktion und beim Rückbau, sondern auch in der Medizin, Industrie und Forschung. Nach Berechnungen des Bundesamts für Energie (BFE) dürfte bis 2075 ein Volumen von rund 90'000 Kubikmetern entstehen.
Rund 90 Prozent davon sind «schwach- und mittelaktive Abfälle». Und der grösste Teil davon fällt erst beim Rückbau der AKW an. Die Abfälle müssen mehrere zehntausend bis zu einer Million Jahre sicher gelagert werden. Bis sie für die Menschen und die Umwelt nicht mehr gefährlich sind.
Bereits angefallener Müll ist derzeit noch in gesicherten Hallen an der Erdoberfläche untergebracht. Bei den Kernkraftwerken und in zwei Zwischenlagern im Kanton Aargau.
Als mögliches Tiefenlager in der Erde werden derzeit drei Regionen - Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost - diskutiert. Die Standortsuche läuft bereits seit 2008 unter der Leitung des BFE. Bis 2031 soll der Standort feststehen.
Milliardenkosten für Rückbau
Der Branchenverband der Schweizer Kernkraftwerksbetreiber Swissnuclear beziffert die voraussichtlichen Kosten für die Stilllegung und Entsorgung mit 23,1 Milliarden Franken. Diese Berechnung gilt für alle fünf Anlagen.
Die Summe enthält den Angaben zufolge sämtliche Kosten. Dazu gehört die Betriebsaufnahme der AKW, deren vollständigen Rückbau sowie den Bau und Betrieb der geologischen Tiefenlager.