Alkohol für Minderjährige: SVP Wirt Hess sieht Schuld bei Eltern
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz Verbot wird bei jedem dritten Testkauf illegal Alkohol an Minderjährige verkauft.
- Dies sei auch auf den zeitlichen und finanziellen Druck des Gastgewerbes zurückzuführen.
Laut einer neuen Studie von Sucht Schweiz wird immer noch zuviel Alkohol an Minderjährige ausgeschenkt. Trotz Abgabeverbot wurde bei jedem dritten Testkauf gesetzeswidrig Alkohol verkauft. Rund ein Viertel der unter 16-Jährigen betranken sich mindestens einmal im Monat.
Offenbar wird das Verbot nicht genügend beachtet. Sucht Schweiz sieht dafür verschiedene Gründe und zeigt mit dem Finger auf die Gastro-Betriebe.
Gastrobranche unter Druck
Das Verkaufs- und Service Personal steht unter Druck. Oft komme es vor, dass bei grossem Ansturm Kunden ungeduldig werden. Hin und wieder sogar das Personal beschimpfen oder gar tätlich angreifen. So schreibt es Sucht Schweiz in der Studie.
Die Verkäufer zögern deshalb auch oft bei jüngeren Kunden, nach dem Ausweis zu fragen. Dies ergab eine Befragung von 30 Angestellten im Verkauf und Service.
Ausserdem sind auch die Betriebe unter finanziellem Druck. Kontrollieren sie zu streng, laufen sie Gefahr, Kunden zu verlieren. Diese gehen dann zu einem Restaurant oder einer Bar, in der die Kontrollen weniger streng sind.
Der Verband der Gastrobetriebe GastroSuisse reagiert zurückhaltend auf die Kritik. Man liefere den Betrieben jährlich neu aufgelegte Jahrgangstabellen, rechtfertigt sich der Verband. Das Personal könne auf einer Tabelle nachschauen, ab welchem Jahrgang sie Alkohol verkaufen dürfen.
Zum konkreten Vorwurf, dass Betriebe aus finanziellem Druck nicht exakt kontrollieren, reagiert Gastrosuisse nicht. Betont aber: «Wir nehmen das Thema sehr ernst, engagieren uns und arbeiten zu diesem Zweck auch mit der Eidgenössischen Alkoholverwaltung zusammen».
SVP Wirt Erich Hess sieht Problem bei den Eltern
Einer der wohl bekanntesten Schweizer Wirte ist SVP-Nationalrat Erich Hess. Im Januar hatte der Berner das Lokal Kleefeld in Bern-Bümpliz übernommen.
Hess ist überzeugt, der Verkauf sei ungefähr gleich hoch wie früher. Durch die strikteren Kontrollen falle es aber vermehrt auf.
Er selber sei durch seine eher ältere Kundschaft weniger betroffen, sieht aber in erster Linie die Eltern in der Verantwortung. «Wenn ein Minderjähriger beim Alkoholkauf erwischt wird, sollten die Eltern zur Rechenschaft gezogen werden.»