Andrea Strahm: Basler Politikerin jahrelang von Stalker verfolgt

Simon Binz
Simon Binz

Basel,

Die Basler Mitte-Politikerin Andrea Strahm wurde acht Jahre lang von einem Mann verfolgt, beobachtet, bedrängt und bedroht.

Stalker Andrea Strahm
Andrea Strahm sitzt für die Mitte-Partei im Grossen Rat der Stadt Basel. - Facebook

Das Wichtigste in Kürze

  • Acht Jahre lang wurde Andrea Strahm von einem Mann aus der Nachbarschaft gestalkt.
  • Nun erzählt sie ihre Geschichte in einem Zeitungsbericht und auf Facebook.
  • Der Stalker litt laut der Basler Mitte-Grossrätin unter paranoider Schizophrenie.

Es ist für viele die absolute Horror-Vorstellung – für einige Menschen aber die traurige Realität: Ein Stalker. Ein Lied davon singen kann etwa die heutige Basler Mitte-Grossrätin Andrea Strahm. Ihre Geschichte hört sich an wie ein Albtraum – und nahm erst nach acht Jahren ein Ende.

Auf Facebook erzählt Strahm einen Teil ihrer Geschichte und sagt, dass der Mann unter paranoider Schizophrenie leidet. «Er passte mich ab, schrieb mir Liebesbriefe.» Unter anderem habe in diesen gestanden, «er hole sich jetzt dann, was ihm zustehe», so Strahm. Und er habe gesagt: «Schliesslich sei ich seine Freundin, und meine Kinder auch seine.»

Andrea Strahm
Andrea Strahm erzählt ihre Geschichte auf Facebook - sie und ihre Familie wurden acht Jahre von einem Stalker verfolgt. - Facebook

Gegenüber der «Basler Zeitung» spricht die Mitte-Politikerin ausführlicher über den Stalker-Albtraum und erwähnt, dass der Mann Todesdrohungen gegen einen Nachbarn ausgesprochen habe, nachdem sie auf der Strasse mit diesem ein Gespräch geführt habe. «Hätte ich damals gewusst, dass der Horror acht Jahre dauern würde, wäre ich ausgezogen», sagt Strahm heute.

Die Situation mit dem Stalker spitzte sich in der Folge immer weiter zu. Sei sie ins Restaurant gegangen, sei er am Nebentisch gesessen. Sei sie Tram gefahren, sei er plötzlich auf dem Sitz hinter ihr gewesen. «Ich konnte ihn riechen, noch bevor ich ihn sah, er roch stark nach Zigarettenrauch.»

Wenn sie allein daheim gewesen sei, habe er sich in den Garten geschlichen und sie durch die Fenster beobachtet.

Ihr Stalker rief sie aus der Psychiatrie an

Unzählige Male habe sie wegen dem Stalker bei den Sozialbehörden angerufen, sagt Strahm. Doch die Behörden hätten ihr lediglich einen Kurs empfohlen, wie man «mit solchen Leuten» umgehe. Die Baslerin ging stattdessen zum Kampfsport – und auch ihre Töchter lernten, sich zu verteidigen.

Währenddessen sammelte Strahm weiterhin die Briefe des Mannes und meldete sie dem Sozialdienst. Doch das half nichts. Erst als Nachbarn, die er in seinen Schreiben mit dem Tod bedrohte, auf ihre Initiative hin eine Anzeige gegen den psychisch kranken Mann erstatteten, wurde er vorgeladen. Als er nicht zu einem Termin erschien, wurde er von den Polizisten abgeholt.

Das Gericht sollte später feststellen, dass der Mann schwer psychisch krank war und dringend eine Behandlung benötigte. Er wurde zwangsweise in die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel-Stadt eingewiesen.

Für Strahm ging damit ein achtjähriger Albtraum zu Ende – doch einmal musste sie noch die Stimme ihres Stalkers hören. Der Mann rief sie nämlich aus der Psychiatrie an, das gehörte offenbar zur Therapie. Der Anruf sei ohne Vorwarnung gekommen. «Ich weigerte mich, mit ihm zu sprechen. Seine Therapie ist nicht meine Aufgabe», sagt Strahm zur «BaZ».

«Ich habe bis heute Momente...»

Der Anruf ihres Stalkers liegt fast 15 Jahre zurück. Doch für Andrea Strahm ist die Geschichte wohl nie vollständig vorbei. Sie beschreibt sich zwar als resiliente Person, aber: «Ich habe bis heute Momente, die diese Geschichte hervorholen.»

Einen solchen Moment erlebte sie etwa vorletzte Woche, als sie von einem Tötungsdelikt in der Breite erfuhr. Ein verwahrter UPK-Patient, der bereits vor zehn Jahren zwei Menschen umgebracht hatte, tötete auf Freigang mutmasslich eine weitere Frau.

Stalker
Der Stalker von Andrea Strahm schickte ihr Briefe - dort wurde klar, dass er unter Wahnvorstellungen litt. Ausserdem wurde er auch neidisch auf Nachbarn, die mit ihr sprachen und drohte diesen mit dem Tod. - Getty

Der tragische Vorfall war für Strahm der Anlass, ihre persönliche Geschichte auf Facebook zu erzählen. «Man muss einfach auch mal die Opfer von psychisch gestörten Tätern sehen, nicht nur die Täter im Fokus haben." Sie wisse, dass ihr Stalker nicht «böse», sondern «krank» gewesen sei. «Trotzdem hat er mir und meiner Familie das Leben schwer gemacht.»

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