Andreas Glarner: Morddrohung gegen Aargauer-Politikerin nach Post
SVP-Hardliner Andreas Glarner hatte im Internet eine Aargauer Mitte-Grossrätin an den Pranger gestellt. Danach erhielt die Frau Morddrohungen.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Glarner stellte vor den Wahlen im Kanton Aargau eine Mitte-Grossrätin an den Pranger.
- Darauf erhielt die Frau unter anderem sogar Morddrohungen.
- Die Kritik an Glarner ist gross - dieser sieht bei sich selbst aber keine Schuld.
Der Aargauer SVP-Präsident und -Nationalrat Andreas Glarner ist dafür bekannt, dass er gerne Menschen im Netz an den Pranger stellt. Auch vor den Aargauer kantonalen Wahlen haute der Hardliner wieder in die Tasten. Auf der Social-Media-Plattform X kritisierte er dabei etwa die Mitte-Grossrätin Rita Brem-Ingold. Zum Post schrieb Glarner: «Ja, sie ist eine würdige Vertreterin der katholischen SP – auch CVP oder neuerdings ‹Mitte› genannt.»
Zu sehen ist ein Bild der Mitte-Grossrätin – darüber steht: «Rita Brem-Ingold will, dass auch straffällige Ausländer eingebürgert werden.» Glarner verwies in dem Beitrag ausserdem auf ein Abstimmungsprotokoll aus dem Aargauer Grossen Rat vor zwei Jahren. Genauer ging er allerdings nicht auf den Fall ein.
Hintergrund: Im Kantonsparlament wurde damals über die Einbürgerung eines jungen Mannes diskutiert, der wegen des Diebstahls von Kleidung im Wert von 123 Franken straffällig geworden war. Die Mehrheit des Grossen Rates lehnte sein Einbürgerungsgesuch ab, während sich Mitte-Grossrätin Rita Brem-Ingold in der Abstimmung für seine Einbürgerung aussprach.
Aargauer Grossrätin: «Jemand sagte mir, dass mein Grab geschaufelt sei»
Die Aargauer Politikerin, die wie Andreas Glarner in der Gemeinde Oberwil-Lieli wohnt, kann mit der Kritik des SVP-Hardliners gar nichts anfangen. Sie bezeichnet den Social-Media-Beitrag gegenüber dem «Regionaljournal Aargau Solothurn» als «perfide» und betont, dass Glarner die Wahrheit verdrehe. «Wenn man etwas aus dem Kontext herausholt und nur einen Teil schreibt, dann suggeriert man häufig etwas anderes als wirklich passiert ist.»
Demnach habe der Beitrag einen «riesigen Shitstorm» ausgelöst, den sie nicht nur online, sondern auch in der Realität spüre. «Als ich eines Morgens mit meinem Hund spazieren ging, sagt mir jemand, dass mein Grab geschaufelt sei. Dass ich demnächst tot sein werde.» Sie habe daraufhin die Polizei alarmiert und Anzeige erstattet. Die Kantonspolizei Aargau bestätigt diese Anzeige auf Anfrage von «SRF».
Auch bei anderen Politikerinnen aus der Region sorgt das Verhalten von Andreas Glarner für Kopfschütteln. Die Aargauer Mitte-Ständerätin Marianne Binder nutzt etwa das Wort «ungeheuerlich». Ihre Parteikollegin habe als gewählte Parlamentarierin ein Gelübde abgelegt, nach bestem Wissen und Gewissen abzustimmen. «Es kann nicht sein, dass sie deswegen einem derartigen Angriff ausgesetzt ist, dass sie jetzt sogar Polizeischutz haben muss.» Das sei demokratiepolitisch sehr heikel, so Binder.
Andreas Glarner redet sich raus
Andreas Glarner selbst betont, dass er selbst schon Opfer von Drohungen geworden sei und im aktuellen Fall so etwas sicherlich nicht gewollt habe. «Wenn es solche Morddrohungen gibt, dann muss man die Täter mit aller Härte verfolgen», so der Aargauer SVP-Kantonalpräsident.
Er sagt aber auch, dass er «nicht verantworten» könne, «was irgendwelche Spinner» tun würden, «damit man eine Story daraus macht». Glarner sagt, dass sein Beitrag der Wahrheit entsprochen habe. «Und es darf nicht sein, dass man die Wahrheit nicht verbreiten darf, weil Gefahr besteht, dass jemand deswegen etwas Illegales tun könnte.»
Die beabsichtigte Wirkung erreichte Andreas Glarner mit seinem Social-Media-Beitrag übrigens nicht: Rita Brem-Ingold wurde am Sonntag erneut für vier Jahre in den Aargauischen Grossen Rat gewählt.