Attacken nehmen zu – Meret Schneider fordert Hunde-Kurspflicht
Hundeattacken nehmen zu. Wer einen Hund will, soll deshalb zur Prüfung antraben. Dies verlangt Grünen-Nationalrätin Meret Schneider in einem neuen Vorstoss.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Sachkundenachweis für Hunde soll dafür sorgen, dass es weniger Hundeattacken gibt.
- Grünen-Nationalrätin Meret Schneider betont die positiven Erfahrungen im Kanton Luzern.
- SVP-Nationalrat Thomas Knutti geht der Vorstoss zu weit.
Grünen-Nationalrätin Meret Schneider will künftige Hündelerinnen und Hündeler an die kurze Leine nehmen. Seit 2017 müssen sie keinen obligatorischen Hundekurs mehr besuchen. Die Kantone können diese jedoch weiterhin vorschreiben.
In einem Vorstoss, der Nau.ch vorab vorliegt, beauftragt die Zürcher Nationalrätin den Bundesrat, einen eidgenössischen Sachkundenachweis für Hundehalter einzuführen.
Inhaltlich sieht Schneider vor, dass sich der Kurs am Nationalen Hundehalter Brevet (NHB) orientiert. Seit 2023 ist das Brevet im Kanton Luzern Pflicht. Diese besteht für alle, die erstmals einen Hund besitzen oder einen Hund aus dem Ausland einführen.
«In Luzern hat sich der Kurs bewährt»
Schneider ist überzeugt, dass sich ein nationales Obligatorium lohnt. «In Luzern hat sich der Kurs bewährt», sagt sie zu Nau.ch. So hätten die Hundeattacken abgenommen. «Auch schwänzen die Herrchen und Frauchen den Kurs nicht.»
Künftig müssten die angehenden Hündeler zuerst eine Theorieprüfung bestehen. Die praktische Prüfung sollen sie nach Erwerb des Hundes innert 18 Monaten absolvieren. Erlaubt sind ausschliesslich gewaltfreie Erziehungsmethoden.
Wieder an die Prüfung schicken will Schneider angehende Hündeler aufgrund einer negativen Entwicklung. In ihrem Vorstoss schreibt sie: «Vorfälle, bei denen Hunde Personen oder Tiere attackieren, haben in den letzten Jahren stark zugenommen.»
Schneider stellt fest, dass Hundetrainer die oft fehlende Qualifikation der Hundehaltenden bemängeln. «Diese führt dazu, dass Hunde nicht tierschutzgerecht gehalten und dadurch verhaltensauffällig oder gar gefährlich werden können.»
Bub von Hund schwer verletzt
2023 haben Hunde im Kanton Zürich öfter zugebissen als im Vorjahr. Über 1600 entsprechende Vorfälle wurden dem Veterinäramt des Kantons Zürich 2023 gemeldet. 2022 waren es noch rund 1300 Fälle.
Für Schlagzeilen sorgte auch ein junger Rottweiler in Adlikon ZH. Im Herbst 2024 entkam dieser aus einer Wohnung und verletzte einen Buben und ein Mädchen schwer.
Vorfälle mit Hunden nehmen auch schweizweit zu. Bereits im Jahr 2019 registrierten die Kantone über 7000 Vorfälle mit Hunden. Laut einer Umfrage von SRF stieg die Zahl damit seit 2016 um knapp 20 Prozent.
Bei den Hundegesetzen besteht aktuell ein kantonaler Flickenteppich. Angesichts der hohen Mobilität der Hündeler hält Meret Schneider ein einheitliches Obligatorium für nötig.
Tierschützerin beobachtet groben Umgang mit Hunden
Die Tierschutzorganisation Network for Animal Protection (Netap) begrüsst eine erneute Kurspflicht. «Heute kann man sich so einfach einen Hund anschaffen», sagt Netap-Präsidentin Esther Geisser. Im Internet klappe dies mit wenigen Klicks.
Ein Sachkundenachweis sei eine erste Hürde, so Geisser. «Dann überlegt man sich einmal mehr, ob man sich einen Hund zutun will.»
Sie beobachtet immer wieder Herrchen und Frauchen, die mit ihrem Vierbeiner grob umgehen, wenn er nicht gehorcht. «Von Anschreien, an der Leine reissen bis zu Schubsen ist alles dabei.»
In der Folge baut der Hund laut Geisser Stress und Frust auf. «Dies kann im schlimmsten Fall zu einem gefährlichen Problemverhalten, wie zum Beispiel Aggression gegen Menschen und Tiere führen.»
«Besitzer eines Pudels nicht zu Kurs verknurren»
SVP-Nationalrat Thomas Knutti geht der Vorstoss zu weit. «Besitzer eines kleinen, harmlosen Pudels muss man nicht zu einem Kurs verknurren», sagt er.
Ein differenziertes Obligatorium würde er aber befürworten. «Gelten sollte dieses nur für diejenigen Rassen, die in der Vergangenheit oft Menschen oder andere Hunde attackiert haben.»
Der Berner sieht darin auch einen gewissen Schutz für die Herrchen und Frauchen. Er erinnert sich an Halter, die sich gegen Vorwürfe wehrten, ihren Hund nicht im Griff zu haben. «So liessen sich einige Rechtsfälle vermeiden.»