Ausgeschriebene Wohnungen sind oft schon vergeben

Anna Baumert
Anna Baumert

Zürich,

Immer wieder sind im Netz Wohnungen ausgeschrieben, die längst vermietet sind. Das ist «ärgerlich», sagt der Mieterverband.

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Immer wieder sind Inserate für Wohnungen, die schon längst vermietet sind, noch online. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Suche nach einer neuen Wohnung ist oftmals ohnehin schon schwierig.
  • Erschwerend kommt hinzu, dass im Internet ungültige Inserate zu finden sind.
  • Comparis erklärt: Es kann sein, dass die Löschung eines Inserats verzögert ankommt.

Stephanie R.* (37) wundert sich: In ihrer Nachbarschaft in der Zürcher Agglomeration wird gebaut. Ein neues Haus mit mehreren Wohnungen entsteht – da will sie gern mal reinschauen. Im Internet hat sie bei Comparis sogar die Inserate für die Wohnungen gefunden.

Viereinhalb Zimmer, Neubau mit Balkon, für 3500 Franken. Ein stolzer Preis, denkt sie sich. Aber der schöne Panoramablick aus dem obersten Stock dürfte das wert sein.

Als sie zufällig den Vermieter antrifft, spricht sie ihn drauf an – und der winkt gleich ab. Die Wohnungen seien schon alle vermietet. Er habe für zwei Stück satte 150 Bewerbungen erhalten.

Warum denn die Inserate immer noch online sind?

Bereitet dir die Wohnungsnot in der Schweiz Sorgen?

Für Stephanie R. nicht nachvollziehbar. «Da machen sich doch Leute falsche Hoffnungen», nervt sie sich. Der Vermieter verspricht, sie bald vom Netz zu nehmen.

Doch: Auch zwei Wochen danach sind sie noch online.

Mieterverband findet ungültige Inserate «ärgerlich»

Das ist kein Einzelfall. Immer wieder sind im Internet Inserate für Wohnungen zu finden, die gar nicht mehr verfügbar sind.

Fabian Gloor vom Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverband sagt: «Das ist natürlich ärgerlich, wenn Wohnungen schon vermietet, aber trotzdem noch inseriert sind.» Für Wohnungssuchende seien solche ungültigen Wohnungsinserate unter Umständen «ein bisschen blöd».

Wenn eine Wohnung ausgeschrieben wird, gehts in der Regel ganz schnell. Wohnungen in Städten kommen sogar innert weniger Stunden schon weg, wie Nau.ch kürzlich berichtete.

Das weiss auch Gloor. Generell würden die meisten Wohnungen kurzfristig inseriert und vermietet. «Oft wird ausserterminlich gekündigt und die Mieter müssen die Nachmieter selbst suchen», erklärt Gloor.

Löschung von Inseraten kommt manchmal verzögert an

Kenntnis von nicht mehr gültigen Wohnungsinseraten hat man auch bei Comparis.

Dirk Renkert, Finanzexperte beim Online-Vergleichsdienst, sagt: «Wir erhalten gelegentlich Rückmeldungen von Nutzern, die auf Inserate stossen, die nicht mehr aktuell sind.»

Aber warum werden Inserate so lange ungültig auf der Webseite gelassen? Renkert erklärt: «Unsere Plattform aggregiert unter anderem Inserate aus verschiedenen externen Quellen.»

Es könne vorkommen, dass die Inserat-Löschung auf der Ursprungsplattform nicht sofort erfolge, wenn eine Immobilie nicht mehr verfügbar sei. Oder aber, dass diese bei Comparis verzögert ankomme.

Sebastian Sinemus von der Swiss Marketplace Group, welche unter anderem die Plattform Homegate betreibt, sagt dazu: «Der Zeitpunkt, wann ein Inserat von unseren Immobilienmarktplätzen offline genommen wird, liegt einzig und allein im Ermessen unserer Kunden.»

Verwaltung: «Jeder Tag, an dem Inserat online ist, kostet»

Zur Kundschaft zählen die Verwaltungen. Nau.ch fragt bei der Zivag AG und der Livit AG nach. Beide Verwaltungen beteuern, keine Beschwerden in dem Zusammenhang erhalten zu haben.

Bist du aktuell auf Wohnungssuche?

Zivag-Geschäftsführer Philipp Iseli fügt hinzu: «Jeder Tag, an welchem ein Inserat aktiv geschaltet ist, löst Kosten aus. Daher ist es unser Bestreben, Inserate so kurz wie möglich online zu schalten.» Dass auch mal eins zu lang online bleibe, könne er aber nicht ausschliessen.

Dass es einen Anstieg ungültiger Wohnungsinserate gibt, beobachtet der Mieterverband zwar nicht. «Aber immer wieder kommt es zu Betrugsfällen und Fake-Inseraten.» Zum Beispiel, wenn attraktive Wohnungen zu einem niedrigen Zins ausgeschrieben werden.

Der Haken dabei: Vor der Besichtigung verlangen die Betrüger eine Kaution. Einmal einbezahlt, sehen die Mieterinnen und Mieter weder die Kaution noch die vermeintlich ausgeschriebene Wohnung.

*Name geändert

Kommentare

User #4969 (nicht angemeldet)

Viele Mietinterresenten ziehen plötzlich ihre Bewerbung zurück oder kündigen kurz vor dem Einzug, darum lassen wir die Ausgeschriebene Wohnungen online stehen bis die Mieter eingezogen sind.

User #3831 (nicht angemeldet)

Wählt weiter $VP/Mitte/FDP und es kommt noch besser! Niedergang seit 30 Jahren.

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