BAG-Direktor Strupler wehrt sich gegen Pannen-Kritik

Alexandra Aregger
Alexandra Aregger

Bern,

Die BAG-Panne mit den falschen Ansteckungsorten wird Konsequenzen haben, kündigte Alain Berset an. BAG-Direktor Strupler hingegen findet den Aufruhr nicht fair.

Bundesamt für Gesundheit
Pascal Strupler, Direktor des Bundesamts für Gesundheit. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Das BAG musste am Sonntag falsche Zahlen zu Corona-Ansteckungsorten korrigieren.
  • Die Panne schlug hohe Wellen, Bundesrat Alain Berset kündigte «Konsequenzen an».
  • Direktor Pascal Strupler erklärt, es werde eine zusätzliche Person die Daten überprüfen.

Eine ungemütliche Woche für das Bundesamt für Gesundheit BAG. Seit es am Sonntag falsche Zahlen zu Ansteckungsorten mit dem Coronavirus korrigieren musste, sitzen Kritiker dem Bundesamt im Nacken. Politiker stellen das Vertrauen in das BAG in Frage. Bundesrat Alain Berset kündigt «Konsequenzen» an, und ein Datenexperte stellt die Handhabung stark in Frage.

Die Panne zieht zwar tatsächlich Konsequenzen mit sich, doch diese bleiben im bescheidenen Rahmen.

Corona-Krise darf nicht zur Vertrauens-Krise werden

Im «Club» auf SRF stellte sich BAG-Direktor Pascal Strupler gestern Abend den Fragen zur peinlichen Panne. «Seit sechs Monaten arbeiten wir sieben Tage auf sieben Tage. Dass hier Fehler passieren, ist klar.»

Man habe Massnahmen getroffen, beschwichtigt Strupler. Wie diese aussehen, ist schnell erläutert: «Wir lassen eine zusätzliche Person einen Check machen.»

Statt vier Augen sollen also künftig sechs Augen solche Publikationen wie Hauptansteckungsorte mit dem Coronavirus überprüfen.

BAG-Direktor Pascal Strupler diskutiert im SRF «Club» über die Pannen und das Vertrauen in das BAG. - Screenshot SRF

«Viel mehr kann man nicht machen», so der BAG-Direktor. «Meine Sorge ist die Angst der Menschen vor dem nächsten Fehler.» Daher müsse das BAG aufmerksamer sein.

Der Zürcher Medizinhistoriker Flurin Condrau warnt in der Sendung, dass die Corona-Krise nicht zu einer Vertrauenskrise werden dürfe. Genaue Zahlen seien äusserst wichtig, warnt eine Beraterin für Ethik, Nachhaltigkeit und Verantwortung.

«Wir kriegen in der Schweiz nicht einfach Regeln vorgesetzt, sondern es wird viel an die Eigenverantwortung appelliert.» Um den eigenen Verstand zu nutzen, müsse sich die Bevölkerung auf die Informationen verlassen können.

SRF BAG
Im Club auf «SRF» diskutierten unter anderem Flurin Condrau, Medizinhistoriker Universität Zürich (2.v.r.) und Dorothea Baur, Beraterin für Ethik, Nachhaltigkeit und Verantwortung (2.v.l.). - Screenshot SRF

Die Panne mit den falschen Zahlen vom Wochenende war nicht der erste Faux-Pas. Besonders in der Maskenfrage wird dem BAG regelmässig vorgeworfen, zu Beginn der Pandemie die Wichtigkeit heruntergespielt zu haben.

Dass nun das BAG derart mit Kritik überhäuft wird, kann Direktor Strupler nicht nachvollziehen. «Wir haben Tausende Antworten gegeben und Zahlen publiziert, da gibt ein paar, die in jeder Zeitung Schlagzeilen machen. Ich muss mich fragen: Ist das gerecht?»

Das Leben sei vielfach nicht gerecht, «das trifft mich», stellt er im SRF-Studio klar.

Berset: «Beim Bund stehen nicht einfach zehn Personen herum»

Nicht nur die Daten-Pannen werden dem BAG zur gelegt. Auch die Datenübermittlung. So kritisieren die Kantone seit Wochen, das BAG müsse ihnen die Passagierlisten für die Überprüfung der Quarantänepflicht übermitteln.

Ganze Listen könne es nicht übermitteln, rechtfertigt sich das BAG seither mit Hinweis auf den Datenschutz. Doch auch personell sei dies nicht möglich, sagt nun Gesundheitsminister Alain Berset gegenüber den Tamedia-Zeitungen. «Die Passagierlisten müssen im BAG zuerst nach Kantonen sortiert werden.»

Alain Berset
Gesundheitsminister Alain Berset bei einer Ansprache. - Nau

Dafür habe es die personellen Ressourcen aufgestockt. Doch das gehe nicht von einem Tag auf den anderen. «Beim Bund stehen nicht einfach zehn Personen herum, die nur darauf warten, für eine solche Aufgabe aufgeboten zu werden, und über das nötige Wissen zu verfügen.»

Konkret ginge es also um die Sortierung der Passagierdaten, um sie den jeweiligen Kantonen zu übermitteln. Wie dies in den nächsten Wochen funktioniert, wird sich zeigen.

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