Band «Lauwarm» annulliert Auftritt an Corona-Skeptiker-Festival
Im August findet in Münsingen BE das «Freedom Festival» statt. Doch nachdem sich der Landbesitzer dagegen wehrt, sagen jetzt auch schon Bands ihre Teilnahme ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Corona-Skeptiker und die Verschwörer-Szene planen ein Openair-Festival.
- Auch die Berner Reggae-Band «Lauwarm» sollte auftreten.
- Doch nun haben die Musiker den Auftritt wegen der Festival-Sponsoren annulliert.
Corona-Skeptiker, Massnahmenkritiker und Verschwörungstheoretiker wollen sich vom 18. bis 20. August in Münsingen BE zum ersten «Freedom Festival» treffen.
Doch seit die Sponsoren und Referenten des Festivals bekannt sind, weht diesem ein rauer Wind entgegen. So will der Landbesitzer mit aller Kraft versuchen, die Durchführung des Openairs auf seinem Gelände zu verhindern.
Der Berner Biobauer sagt, er habe bei der Vertragsunterzeichnung nicht genau gewusst, wer hinter dem Anlass steckt – und wer alles daran teilnehmen soll. Nun will er vom Vertrag zurücktreten.
Die Gemeinde selbst will das Festival ebenfalls verhindern, da es gemäss dem Gemeindepräsidenten ein grosses Konfliktpotenzial birgt.
Fix nicht mehr dabei am Festival ist die Reggae-Band «Lauwarm». «Denn es ist nicht Unseres, uns in irgendeiner Form Corona-Skeptikern oder sonstigen Leugnern anzuschliessen», sagen die Berner Musiker zu Nau.ch.
Als sie im Herbst 2022 von den Veranstaltern für einen Auftritt angefragt wurden, seien noch keine Sponsoren bekannt gewesen. «Als wir dann auf der Webseite des besagten Festivals feststellen mussten, dass wir hinter vielen dieser Sponsoren nicht stehen können, haben wir uns entschlossen, den Gig in Bern abzusagen».
Dies sei per Ende Mai geschehen, so Band-Betreuerin Linda Röthlisberger. Die Band wolle sich damit von der Skeptiker-Szene distanzieren.
Seit letztem Sommer sei die Band «in einen Hexenkessel geraten, aus dem es, wie es schien, kein Entkommen mehr gab». Doch damit werde nun peu à peu aufgeräumt. «Es kann nicht sein, dass wir als Individuen mit Personen, dubiosen und fragwürdigen Gruppierungen und/oder Parteien in Verbindung gebracht werden, mit denen wir absolut nichts am Hut haben.»
Die fünf Reggae-Musiker stehen seit letztem Sommer regelmässig in den Schlagzeilen. Denn sie sorgten für eine Woke-Debatte zur sogenannten kulturellen Aneignung. Weil sie weiss sind und Dreadlocks tragen, wurde ihr Konzert in einer Berner Beiz abgebrochen. Gäste hätten sich darob «unwohl» gefühlt.
Im Oktober dann wurde einer der «Lauwarm»-Musiker vor der Berner Reitschule brutal attackiert. Grund war der Auftritt der Band am «Weltwoche»-Sommerfest.
Die vorhandene und persönlich erlebte Spaltung in der Gesellschaft habe die Bandmitglieder nachdenklich gestimmt und erschöpft, so Linda Röthlisberger.
Auch Freiheitstrychler unter den Festival-Rednern
Am «Freedom-Festival» in Münsingen treten nebst Musikern aber vor allem Redner auf. Sie stammen zum Beispiel aus der «Libertären Partei» oder aus den Reihen von «Aufrecht Schweiz». Als Sponsoring-Partner nennt die Webseite die «Libertäre Partei», das «Team Freiheit» oder die von den Corona-Demos bekannten Freiheitstrychler.
Zudem hat das Thema Bitcoin am «Freedom Festival» einen grossen Stellenwert: Neben dem Bitcoin-Podcast «Einundzwanzig», der ebenfalls als Sponsor auftritt, finden auch Podiumsdiskussionen zu diesem Thema statt.