Die Aargauer Autorin Barbara Schibli kämpft in ihrem zweiten Roman «Flimmern im Ohr» mit ihrer Hauptfigur Priska gegen verschiedenste Umbrüche des Lebens.
Autorin Barbara Schibli
In ihrem zweiten Roman «Flimmern im Ohr» konfrontiert die Aargauer Autorin Barbara Schibli ihre Hauptfigur Priska mit zahlreichen Umbrüchen, während sie zwischen den Zimmerpflanzen ihres langjährigen Partners Bengt lebt. - Keystone
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In ihrem zweiten Roman «Flimmern im Ohr» lässt die Aargauer Autorin Barbara Schibli ihre Hauptfigur Priska zwischen den Zimmerpflanzen ihres langjährigen Partners Bengt mit vielen Umbrüchen hadern: Die Wechseljahre, die Beziehung ist zur Gewohnheit und sie muss sich das Hören neu antrainieren, weil sie seit ein paar Monaten ein Cochlea-Implantat, eine elektrisch betriebene Innenohrprothese, hat. Was als einfache Lösung verkauft wird, verlangt in Realität viel Geduld: Denn Priskas Gehirn muss das Hören mit dem Implantat erstmal neu lernen.

Noch klingen ihre alten Schallplatten aus den 1970er und 1980er Jahren flach, monoton und scheppernd. Mit der Musik flimmern auch die Themen dieser Zeit auf: die Clubszene, die Fichenaffäre, die Frauenbewegung, die Gleichberechtigung und die Jugend. Und Gina. Priska sehnt sich nach Liebe, nach der damaligen Selbstsicherheit, der Verbundenheit und will sich wieder sexy fühlen.

Historische Aufarbeitung statt erfahrbarer Dynamik

Im Anhang verweist Autorin Schibli, die 1975 geboren ist, auf viel Recherchematerial. Und diese Arbeit liest sich leider mit. Die Dynamik der Clubszene und der Frauenbewegung wird eher historisch aufgearbeitet als erfahrbar. Sie bleiben Kulisse.

Vielleicht auch, weil Priska selbst eher am Rande der Bewegung stand und nicht ohne Skepsis beobachtet, wie sich Gina scheinbar immer mehr radikalisiert. Verunsichert von dieser Entwicklung kontaktiert sie immer wieder Ginas Ex-Freundin, die Journalistin Lisa. Priska und somit auch der Fokus der erzählten Welt wenden sich ab von der polarisierten Gesellschaft oder der Genese einer Radikalisierung und verlieren sich in Kompromissen.

Die beiden Erzählstränge am Ende der 1970er Jahre und 2010 sind verbunden durch die Platten, durch die zweite Fichenaffäre und durch eine erneute Ölpest. Zwischen den beiden Strängen liegt ein Unfall, der scheinbare Fluchtpunkt der Erzählung. Und eine Sehnsucht nach Freiheit, wobei auch Priska nicht so richtig zu wissen scheint, wie diese im Jetzt aussehen könnte.

*Dieser Text von Philine Erni, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

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