Berghütten verlieren Gäste wegen schlechtem Wetter
Der Sommer 2021 meint es nicht gut mit den Berghütten. Das Regenwetter sorgt zunehmend für kurzfristige Stornierungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Wochen regnet und gewittert es regelmässig.
- Den Berghütten springen immer mehr Gäste ab.
- Das Hüttenpersonal muss sich derweil die Zeit um die Ohren schlagen.
Seit Wochen versinkt die Schweiz im Wasser. Regen und Gewitter ziehen fast täglich übers Land, Sommerstimmung kommt nicht wirklich auf. Dies nimmt vielen Schweizerinnen und Schweizern auch die Lust auf Wandertouren. Und zu spüren kriegen dies insbesondere die SAC Berghütten.
Blüemlisalp versinkt im Schnee
«Es werden viele Buchungen häufig und auch kurzfristig storniert», sagt Hans Hostettler. Er ist der Hüttenwart der Blüemlisalphütte im Kanton Bern. Dies findet er aber auch verständlich bei diesem Wetter.
Die Blüemlisalphütte befindet sich auf 2480 Meter über Meer. «Da sind die Wetterverhältnisse schnell mal schwieriger», so Hostettler. «Aktuell schneit es intensiv und die Gäste verlassen die Hütte.»
Personal in Kurzarbeit
Insbesondere die Personalsituation sei nicht so einfach. Während im letzten Jahr fast zu wenig Angestellte mit anpackten, müsse man sich heuer die wenige Arbeit aufteilen.
«Wir arbeiten jetzt in Schichten. Zwei arbeiten am Morgen, zwei am Nachmittag.» Es sei sowas wie eine Art von Kurzarbeit.
Ähnlich sieht die Situation bei der Monte-Rosa-Hütte im Kanton Wallis aus. «Bei schlechtem Wetter gibt es immer Stornierungen», wie Hüttenwart Kilian Emmenegger auf Anfrage sagt.
Finanzielle Situation angespannt
Würden diese weniger als 48 Stunden im Voraus eintreffen, dann werde eine No-Show-Gebühr fällig. Ein Teil des Personals der Monte-Rosa-Hütte erhält an ruhigen Tagen frei. «Es gibt fast immer Leute, die den Weg trotz schlechtem Wetter finden», so Emmenegger.
Und auch Hüttenwartin Silvia Bernhard von der Hüfihütte UR hält derzeit alleine die Stellung. «Das Personal haben wir ins Tal geschickt, da keine Arbeit vorhanden ist.» Für diese Woche habe Bernhard keine einzige Anfrage mehr.
«Alle Reservationen bis am Freitag wurden teilweise sehr kurzfristig storniert.» Obwohl auch hier eine Frist von 48 Stunden eingehalten werden müsste.
Bezüglich der Einnahmen werde es langsam eng, so Bernhard. «Unsere finanzielle Situation ist mit reduzierter Anzahl Schlafplätze und schlechtem Saisonstart angespannt.»
Wanderungen zu gefährlich
Dennoch sei die Nachfrage bei allen Hütten generell auf Vorjahresniveau hoch. Das schlechte Wetter drückt nicht nur aufs Gemüt. Für Wanderer bergen die anhaltenden Regenfälle grosse Gefahren.
So warnte auch SRF-Wettermann Jan Eitel am Wochenende vor dem Wandern in den Bergen. Zu gross sei das Risiko für rutschende Hänge oder Hochwasser.
Heinz Keller von Schweiz Tourismus hat sogleich Alternativtipps parat: Er rät davon ab, Fusstouren auf Berggipfeln sowie Wanderungen entlang von Flüssen und Seen zu machen.
Der Experte empfiehlt viel mehr das Innere der Gebirge: «Insbesondere Schauhöhlen und Bergwerke eignen sich bestens.» Zu bestaunen gäbe es beispielsweise in Saint-Léonard den grössten unterirdischen See Europas.