Berner Take-away verlangt zehn Stutz Gebühr fürs Drinnen-Essen
Ein Berner bestellt sich zum Zmittag Nudeln to go. Spontan fragt er nach, ob er sie doch drinnen essen darf. Die Antwort: Ja, für zehn Franken.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Take-away-Beiz in Bern verlangt einen saftigen Zuschlag fürs Essen vor Ort.
- Bei einem Kunden sorgt das für Irritation – doch das ist nicht unüblich, betont die Beiz.
- Ein Experte ist aber nicht überzeugt: Der Aufschlag «wirft sicherlich einige Fragen auf».
Der Berner Daniel Werder* ist im Stress. Er hat nur kurz Zeit fürs Zmittag – und holt sich rasch in einem Take-away eine Portion Nudeln to go. Rund 16 Franken zahlt er im Mini-Restaurant Atarashii im Warenhaus Loeb dafür.
Während dem Warten beschliesst er spontan, vielleicht doch drinnen zu essen. «Ich dachte, so könnte ich vielleicht ein wenig Zeit sparen», sagt er zu Nau.ch.
Also fragt er den Nudel-Verkäufer, ob das möglich sei. «Ja, aber es kostet noch einmal zehn Franken zusätzlich», meint der.
«Wie bitte?», wundert sich Werder. «Zehn Franken, nur damit ich dieselben Nudeln auf einem Hochstuhl in der engen Beiz essen darf? Nein, danke.»
Bei einem Preis von 16 sei das ja ein Aufschlag von zwei Drittel. Er beschliesst, die zehn Franken zu sparen und seine Nudeln mitzunehmen.
Beiz will mit Zuschlag Sitzplatz-Ansturm vorbeugen
Atarashii-Manager Jawahar Vimalendran bestätigt den Zehn-Franken-Aufschlag auf Anfrage von Nau.ch. «Er mag auf den ersten Blick hoch erscheinen», sagt er, doch dafür gebe es gute Gründe.
Einerseits habe das Restaurant nur 13 Sitzplätze und liege in einer sehr belebten Gegend. «Während der Mittagszeit ist der Andrang besonders gross.» Mit den kleineren Preisen fürs Take-away will die Beiz dem Ansturm entgegenwirken.
Andererseits spielen «die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze» eine Rolle. Fürs Take-away zahle die Beiz 2,6 Prozent, fürs Drinnen-Essen «stolze 8,1», so Vimalendran.
Hinzu kommen Zusatzkosten und Mehraufwand, die durchs Essen in der Beiz entstehen. Das Personal muss beispielsweise Servieren, Abräumen, das Geschirr spülen und die Tische reinigen.
Die Kunden würden «transparent» auf den Zuschlag hingewiesen und er sei in der Branche «nicht unüblich».
Zuschlag «wirft sicherlich einige Fragen auf»
Auch der Branchenverband Gastrosuisse verteidigt die Beiz. Sprecher Patrik Hasler-Olbrych erklärt solche Gebühren auf Anfrage von Nau.ch so: «Isst ein Gast in der Lokalität des Geschäfts, entstehen Kosten.»
Deshalb sei sie kein Einzelfall. «Die Preise von Take-away-Angeboten und dem Konsum vor Ort unterscheiden sich aufgrund dieser Kosten oftmals.»
Weniger begeistert ist Konsumforscher Christian Fichter vom Zehn-Franken-Aufschlag: «Das wirft sicherlich einige Fragen auf», sagt er zu Nau.ch.
«Ein Aufschlag von über 60 Prozent des ursprünglichen Preises für das gleiche Gericht dürfte als unangemessen empfunden werden. Insbesondere, wenn das Ambiente eher zwanglos ist.»
Ob der Zehn-Franken-Aufschlag gerechtfertigt ist, hängt laut Fichter von den Kosten ab, die die Beiz hat. Er gibt zu bedenken, dass die Miete gerade im städtischen Gebiet hoch ist.
«Die meisten» zahlen Aufschlag
Fest steht für ihn aber: Für einen solch erheblichen Aufpreis erwarte die Kundschaft einen spürbaren Mehrwert. «Sei es durch ein exklusiveres Ambiente, einen verbesserten Service oder andere zusätzliche Leistungen.»
Was er auch bemängelt: «Die hohe Gebühr kann den Eindruck erwecken, dass der Betreiber die Gäste vor Ort weniger willkommen heissen möchte. Das beeinflusst das Kundenerlebnis negativ.»
Die Berner Beiz will davon nichts wissen: «Die Reaktionen unserer Kunden auf den Aufschlag sind in der Regel positiv», sagt Manager Vimalendran. Solange das Restaurant die Gründe erkläre, seien «die meisten» bereit, den Aufschlag zu zahlen.
*Name von der Redaktion geändert