Betrüger ergaunern 30 Tonnen Schweizer Käse
Der Milchkonzern Cremo hat 30 Tonnen Schweizer Käse im Wert von 451'358 Franken an Betrüger verloren. Sie gaben sich als Londons Luxuswarenhaus Harrods aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizer Milchkonzern Cremo hat 32,7 Tonnen Käse an Betrüger verloren.
- Eine Fake-Sprecherin gab vor, die Bestellung für Londoner Warenhaus Harrods zu tätigen.
- Der Fall kostete Cremo fast eine halbe Million Franken.
Durch ein Deal in Grossbritannien hat sich der Freiburger Milchkonzern Cremo einen neuen Absatzmarkt in dem Land erhofft. Sie sollten Käse an das Londoner Luxuswarenhaus Harrods ausliefern. Doch stattdessen verlor das Unternehmen rund 32,7 Tonnen Schweizer Käse und damit fast eine halbe Million Franken.
Laut «Le Temps» ist die zweitgrösste Schweizer Molkerei mit Hauptsitz in Villars-sur-Glâne FR Opfer von Betrügern geworden. Der Fall aus dem Jahr 2019 ist nach einem Hackerangriff entdeckt worden. Zahlreiche Daten der Firma, auch zu dem Betrug, finden sich im Darknet. Die Zeitung hatte Zugriff darauf.
Betrüger gelangen an mehrere Tonnen Schweizer Käse
Alles hat im Dezember 2019 begonnen. Cremo wird von einer gewissen «Nathalie» kontaktiert, die vorgibt, das Londoner Luxuswarenhaus Harrods zu vertreten. Sie wünscht eine «dauerhafte Partnerschaft» mit dem Schweizer Käsehersteller und möchte Greyerzer, Emmentaler und Tête de Moine importieren.
So liefert Cremo schon im Januar 2020 einen Gewicht von 7,7 Tonnen Schweizer Käse nach England. Das sind ganze 174 Käse-Räder. Die Rechnung geht an das Warenhaus Harrods, wo sie wohl für grosse Verwirrung gesorgt haben dürfte, so die Westschweizer Zeitung.
Da ist aber schon eine zweite Bestellung unterwegs. Der Käse wird in eine Lagerhalle in London geliefert, die unter dem wohl gefälschten Unternehmen «Harrods Limited» registriert ist.
Und gleich noch mal fällt Cremo auf einen Betrug herein. «David», ein angeblicher Vertreter der britischen Supermarktkette «Iceland Foods Limited», bestellt ebenfalls Schweizer Käse bei Cremo.
Mitte Februar 2020 erreicht die Lieferung ein Warenhaus an der Themse in London. Später stellt sich heraus, dass dieses gar nicht der Supermarktkette gehört – im Voraus hat das aber niemand überprüft.
Verlust im Geschäftsbericht vertuscht
Mit den drei Lieferungen, die nie bezahlt werden, verliert Cremo Käse im Wert von genau 451'358 Franken. Im Geschäftsbericht für 2020 wird die Sache grösstenteils vertuscht, auch wenn der Verlust 14,5 Prozent des Jahres-Minus ausmacht.
Cremo bleibt aber nicht untätig und reicht Anzeige gegen unbekannt bei der Freiburger Staatsanwaltschaft ein. Murielle Decurtins, Gerichtsschreiberin und Sprecherin der Staatsanwaltschaft, bestätigt am Mittwoch entsprechende Berichte der Zeitungen «Le Temps» und «La Liberté». 2021 wird die Untersuchung eingestellt, die wohl aus England agierenden Täter konnten nicht abschliessend ermittelt werden.