Bruchlandung bei 84-Jährigem – wann ist ein Pilot zu alt?
Ein 84-jähriger Pilot legt auf einem Feld bei Zollbrück BE eine Bruchlandung hin. Sollte eine Person in diesem hohen Alter überhaupt noch ein Flugzeug steuern?
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Zollbrück BE verursachte ein 84-jähriger Pilot am Montag eine Bruchlandung.
- Das Alter des Piloten muss nicht zwingend einen Einfluss gehabt haben, so ein Experte.
- Denn Piloten müssten sich regelmässig ausführlichen Untersuchungen unterziehen.
Am Montag legte ein Kleinflugzeug auf einem Feld in Ranflüh bei Zollbrück BE eine Bruchlandung hin. Der Doppeldecker drehte sich nach der Landung auf den Rücken. Die beiden Insassen mussten leicht verletzt mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden.
Im Cockpit sass der bekannte langjährige Swissair-Pilot Willy Kämpfer. Wie der 84-Jährige der «Berner Zeitung» sagt, habe er wegen eines Motorenproblems notlanden müssen. «Die Räder hingen am Korn auf dem Feld fest, weswegen sich das Flugzeug umkehrte», erklärt er.
Experte: «Gibt alte Piloten, die wesentlich fitter sind als 60-Jährige»
Willy Kämpfer ist 84 Jahre alt. Ob das Alter bei diesem Zwischenfall ein Faktor war, müsse untersucht werden, sagt Luftfahrt-Experte Christoph Regli gegenüber Nau.ch. «Es gibt sehr alte Piloten, die mental noch wesentlich fitter sind als zum Beispiel 60-Jährige.»
Christoph Regli leitet den Studiengang «Aviatik» an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur. Der Experte glaubt, dass die gesundheitliche Verfassung und die Flugfähigkeit des Piloten in diesem Fall untersucht würden. Aber auch der Zustand des Flugzeugs.
«Es wird sicherlich mit dem Fliegerarzt und mit dem Fluglehrer gesprochen, der mit ihm geflogen ist», so Regli. Denn: Das Bundesamt für Zivilluftfahrt schreibt Privatpiloten vor, sich ab dem 40. Altersjahr alle zwei Jahre einer fliegerärztlichen Untersuchung zu unterziehen. Ab 50 Jahren sogar jedes Jahr.
Laut Regli wird «hier jeweils eine ganze ‹Batterie› an Untersuchungen durchgeführt». Zudem müsse die fliegerische Lizenz, das sogenannte «Rating», alle zwei Jahre mit einem Fluglehrer verlängert werden. «Allfällige körperliche oder geistige Einschränkungen würden hier erkannt, was zu einem Lizenzentzug führen würde.»
Selbstredend stehe auch die Selbstdisziplin im Zentrum, findet der Experte. «Ein Pilot muss sich vor jedem Flug fragen, ob er ‹fit to fly› ist.» Aber dies gelte auch für junge Piloten, «beispielsweise bei einer Erkältung».
Die Frage, ob es für Privatflüge ein generelles Alterslimit geben sollte, sei eine «gesellschaftliche», sagt Christoph Regli. «Es geht schlussendlich auch um die Freiheit des Individuums, die gegen die Sicherheit der Allgemeinheit abgewogen werden muss.»