Bundesrat entscheidet: Munitionslager Mitholz wird geräumt
Das Munitionslager Mitholz BE soll ab 2030 geräumt werden. Dies hat der Bundesrat heute entschieden. Die Bevölkerung muss deswegen evakuiert werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Munitionslager in Mitholz BE hat noch rund 3500 Tonnen Munitionsrückstände.
- Wegen des Explosionsrisikos muss es geräumt und die Anwohner evakuiert werden.
- Frühstens ab 2030 sollen die Räumungsarbeiten beginnen, wie der Bundesrat mitteilt.
Das ehemalige Munitionslager in Mitholz BE wird definitiv geräumt. Der Bundesrat hat zur Projektierung grünes Licht erteilt, wie er heute Montag mitteilt. Die Arbeiten starten nach dem Jahr 2030. Dann wird Mitholz für über zehn Jahre zum Geisterdorf.
Die Bevölkerung wurde von Bundesrätin Viola Amherd per Brief und Videobotschaft über den Beschluss vom Freitag informiert. Wegen der Coronavirus-Pandemie konnte keine Informationsveranstaltung durchgeführt werden.
Die Evakuierungspläne waren der Bevölkerung anfangs Februar erstmals präsentiert worden. Aus Sicherheitsgründen werden die Bewohnerinnen und Bewohner das Dorf für rund zehn Jahre verlassen müssen. Die Räumung der Munitionsrückstände startet nach 2030. Mit ersten baulichen Massnahmen soll bereits 2021/2022 das Risiko reduziert werden.
Kosten bis 900 Millionen Franken
Der Bundesrat beauftragte das Verteidigungsdepartement (VBS), bis im Herbst 2022 eine Botschaft zur Finanzierung der Räumung samt Schutzmassnahmen vorzulegen. Über den Verpflichtungskredit wird das Parlament entscheiden. Aus heutiger Sicht werden die Kosten auf 500 bis 900 Millionen Franken geschätzt.
Bis ein Kredit verabschiedet ist, werden die Projektarbeiten aus dem Budget des VBS finanziert. Dabei fallen Kosten von rund 40 Millionen Franken an. Dieses Geld soll nebst den Sicherungsmassnahmen auch für den Kauf erster Liegenschaften eingesetzt werden.
Im kommenden Jahr erfolgt eine Bewertung der Liegenschaften in Mitholz. Damit soll gemeinsam mit den betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern nach konkreten Lösungen für die Zukunft gesucht werden. Von der Räumung des Munitionslagers sind in Mitholz rund 50 bis 60 Haushalte betroffen. Manche Familien leben seit Generationen im Dorf.
Bundesrat: Überdeckung nur als Notnagel
Projektiert wird nebst der vollständigen Räumung auch die Option einer blossen Überdeckung der Munitionsrückstände im Fels mit Gestein. Diese Variante hätte der Bevölkerung eine Langzeit-Evakuierung erspart, löst aber das Grundproblem nicht.
Diese käme nur dann zum Zug, wenn eine Räumung aus technischen oder Sicherheitsgründen nicht möglich wäre oder abgebrochen werden müsste.
Den Entscheid zur Räumung stützt die Landesregierung auf den Schlussbericht der Arbeitsgruppe Mitholz. Das Gesamtkonzept sei bei den kantonalen und kommunalen Behörden Zustimmung gestossen. Ebenfalls sei dies bei «einem grossen Teil» der Bewohnenden der Fall gewesen, wie es in der Mitteilung heisst.
Explosives Erbe
Das riesige unterirdische Munitionslager der Armee war 1947 bei einer Explosion verschüttet worden. Der Grund waren vermutlich chemisch bedingte Selbstzündungen. In den eingestürzten Anlageteilen und im Schuttkegel liegen laut den Behörden noch bis zu 3500 Tonnen Munitionsrückstände.
Lange Zeit gingen Experten davon aus, dass allfällige weitere Explosionen nur beschränkten Schaden anrichten würden. 2018 kam das VBS in einer neuen Risikoanalyse zum Schluss, dass vom Lager eine grössere Gefahr ausgeht als angenommen. Für die Bevölkerung ist das Risiko gemäss den Behörden nicht tragbar.
Nebst der Evakuierung des Dorfs sind bauliche Massnahmen zum Schutz von Bahnlinie und Nationalstrasse im Kandertal vorgesehen. Dabei lässt der Bundesrat die Verlängerung des Tunnels Mitholz prüfen. Nicht weiterverfolgt werden die Varianten, die Nationalstrasse zu überdecken respektive ausserhalb des Gefahrenbereichs zu verlegen.