Cannabis: Chronisch Kranke mit Hoffnung dank Nationalrat
Medizinisches Cannabis hat noch einen langen Legalisierungsweg. Vor allem stört die Frage, ob Kiffen legal sein sollte. Doch das Rauchen hilft den Patienten.
Das Wichtigste in Kürze
- Medizinisches Cannabis soll in der Schweiz bald legalisiert werden.
- Das Parlament debattiert aktuell die Auslegung der Gesetzesgrundlage.
- Für Patienten ist das ein erfreulicher Schritt, doch der Weg ist noch ein langer.
Im Parlament wird derzeit über eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes diskutiert. Der Gebrauch von medizinischem Cannabis soll in der Schweiz ermöglicht werden. Doch in welchem Umfang und wie liberal die Gesetzesgrundlage ausfallen soll, ist ein Streitpunkt.
Der Verein Medical Cannabis Schweiz zeigt sich zwar zuversichtlich, steht den Plänen aber kritisch gegenüber. Seit 2014 kämpft er für die Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken. Franziska Quadri, Präsidentin des Vereins und selbst Cannabis Patientin, erklärt ihre Zurückhaltung gegenüber Nau.ch.
Cannabis rauchen wirkt schneller für extreme Schmerzen
«Wir sind froh, dass politisch etwas geschieht», so Quadri, die unter spastischen Krämpfen und chronischen Schmerzen leidet. Sie sitzt seit einem Gleitschirmunfall in 2009 im Rollstuhl. Gegen ihre chronischen Schmerzen raucht sie Cannabis-Blüten und vaporisiert Cannabis-Extrakt.
Es sei vor allem positiv, dass viele Volksvertretende von Links bis Rechts gegenüber dem Anliegen offen stünden, so die Querschnittgelähmte. Aber nicht alle: «Besondere Sorgen bereitet uns der Widerstand der SVP gegen Cannabis-Blüten.»
Die Blüten können geraucht oder inhaliert werden. Sie haben somit eine schnellere Wirkungszeit als Öle oder andere Mittel, die oral oder über Hautresorption eingenommen werden müssen. «Das hilft besonders Leuten, die extrem starke Schmerzen oder Zuckungen haben», erklärt Quadri.
Eigenanbau sollte legal sein – teures THC
Bemängelt wird auch das weiterhin bleibende Verbot von eigenständigem Anbau. Um ihre chronischen Schmerzen zu lindern, braucht sie etwa 300 Milligramm THC pro Tag. Umgerechnet wären das 400 Gramm Cannabis-Blüten im Monat, die geraucht werden müssten.
«Wenn ich ein Fläschchen eines Mittels in der Apotheke kaufe, verbrauche ich das an einem Tag. Und die kosten 550 Franken. Das kann ich mir einfach nicht leisten.» Deswegen fordert Medical Cannabis Schweiz, dass «erfahrene» Patientinnen und Patienten ihren Bedarf mit eigenem Anbau selber abdecken können.
Ein Antrag der SVP für ein Rauchverbot von medizinischem Cannabis wurde im Nationalrat abgelehnt. Der Ständerat wird sich nun mit der Vorlage befassen müssen. Gewonnen ist Quadris Kampf aber noch nicht, denn der bekanntlich konservativere Ständerat wird die Liberalisierung wohl einschränken wollen.