Carlos soll laut Staatswanwaltschaft verwahrt werden

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Zürich,

Die Staatsanwaltschaft lässt im Fall Carlos ein Gutachten erarbeiten. So soll entschieden werden, ob der Jugendstraftäter ordentlich verwahrt werden soll.

Gerichtszeichnung vom Prozess des Jugendstraftäters Carlos.
Gerichtszeichnung vom Prozess des Jugendstraftäters Carlos. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit rund einem Jahr sitzt der Jugendstraftäter Carlos in der Strafanstalt Pöschwies.
  • Jetzt beraten die Gutachter über eine ordentliche Verwahrung.
  • Laut Staatsanwaltschaft lebe Carlos seine Wut und Gewalt an Aufseher und Gefangenen aus.

Er ist einer der bekanntesten Straftäter der Schweiz: Carlos. Seit mittlerweile mehr als einem Jahr sitzt er in der Strafanstalt Pöschwies in Untersuchungshaft. Nun droht ihm die ordentliche Verwahrung, berichtet die «NZZ». Wie der Staatsanwalt gegenüber der Zeitung bestätigt, lässt er die Verwahrung durch einen Gutachter prüfen. Die ordentliche Verwahrung ist einer der schärfsten Massnahmen im Schweizer Strafrecht. Schlimmer ist nur die lebenslange Verwahrung – diese wurde jedoch bisher kaum jemals ausgesprochen. Carlos selbst sagt zu seiner drohenden Verwahrung gegenüber der Zeitung: «Eine Verwahrung wäre schlimmer als die Todesstrafe. Ich würde damit lebendig begraben, und das mit 23 Jahren.»

Erinnern wir uns: Carlos pendelt bereits als Kind mit seiner Familie zwischen Paris und Zürich hin und her. Die Eltern trennen sich bereits in jungen Jahren, Carlos bleibt beim Vater in Zürich. Dann beginnt die Abwärtsspirale: In der Schule ist Carlos ein Problemkind, provoziert, sitzt nicht still, wird von der Schule verwiesen. Er kommt in Sonderschulen, prügelt sich, kifft und trinkt. Er selbst sagt dazu: «Ich war zu früh mit den falschen Leuten unterwegs.»

Carlos (damals 17) beim Kampfsporttraining in Reinach BL.
Carlos (damals 17) beim Kampfsporttraining in Reinach BL. - Keystone

Carlos wird fremdplatziert, kommt in Pflegefamilien. Immer wieder wird er verhaftet – wegen Hausfriedensbruchs und Drogendelikten. Er wird neun Monate in Einzelhaft versetzt, begeht dort zwei Suizidversuche und wird dann in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Dann der Lichtblick: Ein Sondersetting für 29'000 Franken, eine Wohnung, einen Privatlehrer und regelmässige Box-Stunden.

Film bedeutet Wende

Ein Dokumentarfilm beschreibt das Leben des Jugendlichen. Es folgt ein Sturm der Entrüstung seitens der Medien und der Politiker. Das Sondersetting wird abgebrochen.

Bis heute hat Carlos rund sieben Jahre in Institutionen und Gefängnissen verbracht. Psychiater diagnostizierten bei ihm eine dissoziale Persönlichkeitsstörung, ein Dominanzproblem, eine narzisstische Persönlichkeit. Ausserdem äussern die Gutachter den Verdacht von Schizophrenie.

Engel oder Monster?

Mittlerweile sitzt Carlos wieder in Pöschwies, isoliert von Familie, Freunden und der Zivilisation. Die Staatsanwaltschaft ist der Meinung, er könne sich nicht einmal mehr im Strafvollzug an Regeln halten, er lebe «seine unbändige, höchst gefährliche Kraft, seine Wut und Gewalt an Aufsehern und Mitgefangenen aus».

Wies es weitergeht, ist zurzeit noch unklar. Carlos: «Ich habe doch niemanden umgebracht. Ich bin kein Mensch, der in Freiheit einfach so losziehen würde, um sich zu prügeln. Alles, was mir jetzt vorgeworfen wird, ist doch im Gefängnis passiert.» Und: «Klar bin ich kein Engel, aber die machen mich zu einem Monster. Die Wahrheit aber liegt irgendwo dazwischen.»

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