CEO-Wechsel bei Nestlé: Ein Rückblick auf Schneiders Ära

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Vevey,

Nestlés CEO Mark Schneider tritt ab, nach acht Jahren voller Höhen und Tiefen.

Paul Bulcke
Paul Bulcke würdigt Mark Schneiders achtjährige Amtszeit bei Nestlé: Während der herausfordernden Jahre unter seiner Leitung gab es sowohl Erfolge als auch Rückschläge. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Der Verwaltungsratspräsident von Nestlé, Paul Bulcke, dankte dem abtretenden CEO Mark Schneider an einem Telefonat mit Medien ausgiebig. Ulf Mark Schneider, von allen Mark genannt, habe in seiner achtjährigen Amtszeit einen «herausragenden» Job gemacht, hob Bulcke hervor, gerade in schwierigen Zeiten wie der Coronapandemie.

Nicht vieles hätte er in dieser Zeit anders gemacht, sagte Bulcke. Manche Dinge hätten in den letzten Jahren aber auch nicht funktioniert. «Einige Übernahmen zum Beispiel haben nicht geklappt», räumte er ein. Aber es gehöre beim Führen eines so grossen Konzerns auch dazu, dass manchmal Dinge nicht so herauskämen wie gewünscht und es bestünden immer Risiken.

Fehlschläge und Erfolge unter Schneiders Leitung

Damit dürfte Bulcke zum Beispiel auf das Erdnussallergiemittel Palforzia angespielt haben. Im Rahmen der Strategie, Nestlé mehr im Bereich Gesundheit und Wellness zu stärken – also zum Beispiel vermehrt im Geschäft mit Gesundheitslebensmitteln wie Vitaminen oder sogenannt funktionalem Wasser tätig zu sein – übernahm Nestlé die Entwicklerfirma des Mittels 2020 für 2,3 Milliarden Franken. Weil Palforzia bei der Kundschaft aber nicht ankam, musste Nestlé die Firma wieder verkaufen – dies sicherlich mit Verlust, wie Analysten damals schrieben.

Schneider fokussierte auf margenstärkere Segmente und führte auch Margenziele ein. Das Unternehmen sollte vermehrt wegkommen von ungesunden Süssigkeiten und billigem Petflaschenwasser und stattdessen mehr gesunde und gesundheitsfördernde Produkte, Vitamine, pflanzliche Fleischalternativen oder sogenanntes Premium-Wasser verkaufen. Auch die Bereiche Tierfutter und Kaffee wurden zu Wachstumsbereichen auserkoren.

Mark Schneiders Strategie: Portfoliobereinigung und gezielte Investitionen

Nestlé trennte sich während der Zeit unter Mark Schneider aber auch von Geschäftsteilen, die schon vor seiner Zeit zum Konzern gehört hatten, etwa dem wenig rentablen Wassergeschäft in Nordamerika. Nestlé wollte sich stattdessen auf teurere Wassermarken konzentrieren. Zudem verkaufte er das US-Glacégeschäft und die Hautpflegesparte.

Gleichzeitig kaufte Schneider munter ein, wo er eine Chance sah, wobei ihm auch so mancher Glücksgriff gelang, wie etwa beim Kauf der europäischen Markenrechte von Starbucks oder diverser Produkte im Bereich Gesundheit.

Insgesamt war es Mark Schneiders Ziel, das Portfolio «aufzuräumen». Unrentables wurde verkauft, erfolgversprechendes gekauft. Und auch nach seinem Abgang dürfte es mit Zu- und Verkäufen beim Konzern nicht vorüber sein. Das permanente Portfolio-Management werde weitergeführt, versicherte Bulcke.

Zudem bekenne sich Schneiders Nachfolger Freixe – VRP Bulcke spricht den Namen «Fraix» aus – voll und ganz zur «Gesundheits- und Wellness-Strategie». «Die Ausrichtung ist da, die Ausführung ist dynamisch», sagte Bulcke.

Schneider: Vom Hoffnungsträger zur Zielscheibe der Kritik

Der nun abtretende Schneider war vor acht Jahren erst als zweiter externer Chef bei Nestlé angetreten. Und der deutsche Manager war für das Unternehmen, das zuvor von Paul Bulcke als Chef geführt worden war, ein Hoffnungsträger. Als ehemaliger Chef des Gesundheitsunternehmens Fresenius wurde Schneider dank der guten Ergebnisse dort mit viel Vorschusslorbeeren eingedeckt.

Dies umso mehr, als das frühere Nestlé-Management aufgrund des eher schwachen Wachstums in den Jahren davor zum Teil deutliche Kritik einzustecken hatte.

Zuletzt sah sich Schneider aber selbst immer mehr mit Kritik von Investorenseite konfrontiert. Denn bei Nestlé lief es in den letzten Quartalen nicht mehr so rund wie in den Jahren zuvor. Das Unternehmen setzte wegen der Inflation zuerst recht rigide höhere Preise durch, musste dadurch aber zuletzt sinkende Verkaufsvolumen hinnehmen.

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