ChatGPT: Lehrer stürzen sich auf Kurs zu «Bschiss»-Programm
Die künstliche Intelligenz ChatGPT macht Lehrern grosse Sorgen, weil sie Texte eigenhändig schreibt. Darum rüstet sich die Lehrerschaft nun mit Kursen dafür.
Das Wichtigste in Kürze
- ChatGPT ist im Schulzimmer angekommen, die Sorge bei den Lehrpersonen wächst.
- Denn die Texte des Schreib-Tools sind täuschend echt, ein Betrug schwer nachweisbar.
- Drum rüsten die Lehrer nun auf.
Die künstliche Intelligenz ChatGPT droht, das Schulsystem auf den Kopf zu stellen. Das Sprachverarbeitungsmodell erledigt Aufgaben wie Textgenerierung oder Übersetzungen. Heisst: Schüler müssen Hausaufgaben nicht mehr zwingend selbst machen. Lehrerinnen und Lehrer sind wegen des «Bschiss»-Programms alarmiert.
In Genf rüsten sich die Lehrer nun für diese neue Problematik. Denn seit den Weihnachtsferien gibt es im Schulhaus fast nur noch ein Thema: ChatGPT. Deshalb wird nun ein Kurs zu den Chancen und Risiken der neuartigen Software angeboten.
Und der Run ist gross: Wofür sich sonst nur rund zehn Lehrer anmelden, sind 100 Interessierte eingeschrieben. Das erklärt Angebots-Leiter Eric Vanoncini gegenüber der «Tribune de Genève».
Betrug ist schwer nachweisbar
Die Lehrer müssten sich anpassen. «Angesichts des Ausmasses des Phänomens scheinen einige Veränderungen im Unterricht unvermeidlich zu sein», so Vanoncini.
Denn das Tool liefert innerhalb von Sekunden einen passenden Text, der täuschend echt ist. Deshalb sei Betrug schwer nachweisbar. Kommt hinzu: Die Maschine liefert nie zweimal dasselbe Ergebnis.
Trotzdem glaubt der Lehrer nicht, dass zu Hause erstellte Aufsätze bald der Vergangenheit angehören. Doch die Bedingungen bestimmter Hausaufgaben müssten künftig überdacht werden, betont er. Im Fokus stünden insbesondere Abschlussarbeiten und deren Quellenangaben. Denn die von der Software gelieferten Quellen seien teils falsch.
«Mensch bleibt unumgänglich»
Der Lehrer rät seinen Berufskollegen und -kolleginnen, sich mit dem «Stil» von ChatGPT vertraut zu machen. Bestenfalls können Lehrpersonen dessen Texte von selbsterstellten unterscheiden.
Dass der Lehrberuf künftig überflüssig wird, glaubt Vanoncini indes nicht: «Der Mensch bleibt ein unumgängliches Element bei der Vermittlung von Wissen.»
Auch auf nationaler Ebene rüsten sich die Lehrer für die Zukunft mit ChatGPT. Das sagt Beat A. Schwendimann vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz gegenüber Nau.ch.
«An den Pädagogischen Hochschulen wird das Thema künstliche Intelligenz bereits im Rahmen der Aus- und Weiterbildung zum Bereich ‹Medien und Informatik› behandelt.» Zudem würden dazu schulinterne Weiterbildungen stattfinden, so Schwendimann.
Vor einigen Wochen hatte bereits der Basler SekundarlehrerJan Kirchmayr aus Aesch BL Alarm geschlagen. Die Hälfte seiner 14-jährigen Schüler würde die Software kennen und nutzen. «Es kann sein, dass wir am Schluss Arbeiten korrigieren, die von ChatGPT geschrieben wurden», warnt er.