Coronavirus: Epidemiologe hofft auf vernünftige Tessin-Ausflüge
Das Tessin hat wegen dem Coronavirus harte Wochen hinter sich. Nun sollen Ausflügler wieder in den Süden reisen – doch ein Epidemiologe ahnt bereits Böses.
Das Wichtigste in Kürze
- Für viele Schweizer geht es an langen Wochenenden in den Süden des Landes.
- Die Tessiner Tourismusbranche freuts, von der Politik kam noch kein Gegenwind.
- Epidemiologe Andreas Cerny befürchtet jedoch Szenen, wie sie sich in Basel abspielten.
«An alle, die gerne über Ostern ins Tessin fahren, bitte machen Sie das in diesem Jahr nicht.» So appellierte Bundesrat Alain Berset vor beinahe zwei Monaten an die Bevölkerung. Die Tessiner Behörden drohten mit der Sperrung des Gotthards.
Der Appell schien zu wirken: Die Menschen verzichteten auf eine Reise ins Tessin, der sonst übliche Stau am Gotthard blieb aus.
Nun stehen mit Auffahrt und Pfingsten wieder zwei verlängerte Wochenenden an – die Ausgangslage ist aber eine komplett andere. Der südlichste Kanton der Schweiz meldet kaum mehr neue Infizierte, das Tessin kurbelt wieder den Tourismus an.
«See you soon», lautet die schillernde Werbekampagne. Ganz so entspannt ist der bekannte Epidemiologe des Kantons nicht.
Trotz Coronavirus sind Reisen ins Tessin unbedenklich
Der Epidemiologe und Klinikdirektor Andreas Cerny von der Clinica Luganese Moncucco blickt den Feiertagen mit einer Prise Wachsamkeit entgegen. «Im Moment ist die Situation sicher viel entspannter als an Ostern, als die Epidemie voll im Gang war. Ich denke, dass es durchaus möglich ist, in den Tessin zu kommen.»
Der gebürtige Berner schätzt die Lage punkto Coronavirus als eher unbedenklich ein. «Wer sich an die Vorgaben des BAG hält und gut plant kann es bei uns im Tessin sicher geniessen.»
Er rät deshalb zu einer strikten Planung des Urlaubs, so wenig wie möglich sollte dem Zufall überlassen werden. «Das Hotel oder die Ferienwohnung soll reserviert sein und bei Ausflügen und Restaurantbesuchen würde ich die Spitzenzeiten meiden». Bei Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln solle man zudem eine Maske tragen.
Basler Partynacht stimmt die Tessiner nachdenklich
«Im Tessin haben die Bilder wie etwa aus Basel mit den feiernden Mengen bei vielen Unverständnis ausgelöst», verrät Cerny. Das Tessin war sehr stark vom Coronavirus betroffen. «Die Befürchtung ist daher schon vorhanden, dass sich die Deutschschweizer im Tessin nicht an die Regeln halten. Dass sie feiern wollen und dann das Gesundheitswesen belasten.»
Dürfen wir vorstellen? Dumm, ignorant, verantwortungslos. Hört auch auf den Namen Zweite Welle. #Steinen (Foto zvg) pic.twitter.com/QHCK4SCN1C
— Benni Wieland (@Ben_Wie1) May 17, 2020
Hier appelliert Epidemiologe Cerny jedoch an die Vernunft und Solidarität der Bevölkerung. Auch wenn der Wunsch der Tourismusbranche, wieder frischen Wind in die Segel zu bringen, durchaus legitim sei. «Die Tourismusbranche im Tessin hat sich auf die neue Situation mit Erfüllung der Hygienevorgaben eingestellt.»