Coronavirus: Jassclubs erwarten 25 Prozent weniger Mitglieder

Karin Aebischer
Karin Aebischer

Zürich,

Der Bundesrat hat am Mittwoch wegen des Coronavirus die Zertifikatspflicht für Beizen eingeführt. Für einige Freundschaften dürfte das schwierig werden.

Locker in die Bar etwas trinken gehen? Zwischen Geimpften und Ungeimpften könnte es dabei Konflikte geben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ab Montag gilt in der Schweiz eine Zertifikatspflicht für Restaurants, Kinos und Co.
  • Freundeskreise mit Geimpften und Ungeimpften erwartet Spannungen.
  • Ein Verein berichtet, dass deshalb ein Viertel des Vereins beim Jassabend fehlen wird.

Der Bundesrat hat gestern entschieden, dass man in der Schweiz ab Montag nur noch mit einem Zertifikat ins Restaurant kommt. Wer nicht geimpft ist, muss für einen Test bezahlen.

Dieser Fakt könnte in verschiedenen Freundeskreisen und Vereinen zu Spannungen führen. Denn: Konnte das Thema bisher einfach ignoriert werden, wird es nun offensichtlich, ob jemand geimpft ist oder nicht.

Coronavirus
Ob sich jemand gegen das Coronavirus hat impfen lassen oder nicht, wird nun offensichtlich. - dpa

«Für unseren Jassclub wird dies ein grosses Problem werden, weil gleich mehrere Mitglieder nicht geimpft sind.» Das sagt Arnold Suter, Präsident des Jassclubs Kilchberg ZH auf Anfrage. Suter geht davon aus, dass mit der Zertifikatspflicht für Restaurants 25 Prozent der Mitglieder nicht mehr zum Jass kommen werden. «Das ist sehr schade», bedauert er.

Ethikerin zum Coronavirus: «Stimmung wird militanter»

Bettina Rüdisüli vom Jassclub Rapperswil-Jona SG hingegen ist zuversichtlicher. «Ich bin mit 60 Jahren die jüngste Jasserin im Verein, von uns sind alle geimpft.» Einzig ein Mitglied sei nicht geimpft gewesen – und mittlerweile am Coronavirus gestorben.

Jassen Frau Corona
Für den Jassclub Kilchberg ZH hat die Einführung der Zertifikatspflicht sicher Konsequenzen. Nicht alle Mitgel - Keystone

Ethik-Expertin Ruth Baumann-Hölzle findet die aktuelle Entwicklung problematisch. «Es haben nur noch jene die Wahlfreiheit, die es sich leisten können.» Wer es sich finanziell nicht leisten kann, könnten dann einfach nicht mehr mit ins Restaurant gehen.

Die Spaltung der Gesellschaft werde sich somit noch mehr verschärfen. Baumann-Hölzle räumt zwar ein, dass es keinen Rechtsanspruch auf «Aktivitäten des guten Lebens» gäbe. Dafür gäbe es einen moralischen Anspruch auf Teilhabe an gesellschaftlichen Aktivitäten.

«Es ist für mich aber eine Frage der politischen Klugheit und des sozialen Friedens, eine solche Test-Kostenpflicht einzuführen.» Die Stimmung werde auf beiden Seiten schon so immer militanter.

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