Coronavirus: Machen Auslandferien wegen Quarantäne noch Sinn?
Das Wichtigste in Kürze
- Weil die Quarantäne-Liste alle 14 Tage angepasst wird, ist die Ferienplanung schwierig.
- Lohnt es sich darum überhaupt, Ferien im Ausland zu buchen?
- Ja, sagen Experten, aber es erfordert Gelassenheit und Flexibilität.
Ein Sommerferientraum nach dem anderen platzt derzeit für all jene, die noch gerne im Ausland Urlaub machen würden. Jüngstes Beispiel sind die Balearen, welche ab gestern Donnerstag auf der Coronavirus Risikoliste des BAG aufgeführt sind.
Wer sich also dieses Jahr noch «sol, playa y mar» gönnen will, nimmt gleichzeitig zehn Tage Zwangsferien auf Balkonien in Kauf. Das wollen und können sich nicht alle leisten.
Zwingend flexibel
Florian Eggli und Jürg Stettler dozieren am Institut für Tourismuswissenschaften an der Hochschule Luzern. Von Ferien im Ausland dieses Jahr wollen die beiden nicht grundsätzlich abraten, als Tourist muss man derzeit aber flexibel sein – und ein finanzielles Risiko in Kauf nehmen.
«Die grösste Schwierigkeit ist derzeit sicher, dass man nicht wirklich planen kann», sagt Stettler. «Man muss bereit sein, umzuplanen und seine Ferien vielleicht von einem spanischen an einen griechischen Strand zu verlegen.»
Eggli pflichtet ihm bei: «Jeder Reisende, jede Reisende muss sich in den kommenden Monaten bewusst sein, dass sich die Reisepläne aufgrund von dynamischen Fallzahlen schlagartig ändern können.» Das sei nicht nur ein finanzielles Risiko, sondern erfordere auch eine gewisse Gelassenheit.
EDA empfiehlt Ferien zu Hause
Das EDA stützt sich auf das BAG und rät von Ferien in Ländern ausserhalb des Schengen-Raums grundsätzlich ab. Aber auch in Europa gebe es keine Garantie.
«Reisende müssen sich darauf einstellen, dass grenzüberschreitende oder nationale Reiserestriktionen je nach epidemischer Entwicklung wieder verschärft und Verkehrsverbindungen stark eingeschränkt werden könnten. In einem solchen Fall würde die Schweiz keine neue Rückholaktion mehr organisieren», warnt es auf seiner Website.
Auf Stornierungskonditionen achten
Bei der Planung von Ferien sollte man sich laut Stettler darum jetzt besonders auf die Stornierungskonditionen achten. Viele Reiseveranstalter wie Tui oder Kuoni bieten derzeit kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen an, um wenigstens ein paar Kunden anzulocken.
Diese Dienstleistungen seien mit viel Aufwand für die Reisebüros und Airlines verbunden, erklärt Eggli, doch sie seien absolut nötig. «Sie helfen, das Vertrauen in die Branche wiederherzustellen. Wie lange hingegen ein solches Geschäftsmodell wirtschaftlich tragbar ist, ist eine andere Frage. Nicht zuletzt auch eine politische.»
Schlussendlich ist es aber vordergründig ein Zahlenspiel: «Insbesondere Reisebüros hatten schon ohne Coronavirus genug Schwierigkeiten», erklärt Stettler. «Für sie war es eh schon hart, Betriebe werden Konkurs gehen. Typischerweise haben die wenigsten grosse Reserven.»
Coronavirus kann auch Chance sein
Für andere kann die Krise aber auch eine Chance sein, wie Eggli direkt am Beispiel von Mallorca illustriert. «Die Insel versucht, das Geschäftsmodell anzupassen und neu auszurichten.» Man wolle weg vom Party-Image. «Da das Übertragungsrisiko beispielsweise bei Wander- oder Fahrradferien weit geringer ist, werden solche Angebote in Zukunft mehr nachgefragt sein», ist er überzeugt.
Anderseits führe die momentane Krise auch zu einer Strukturbereinigung in der Party-Meile. «Unter diesen Umständen dürften sich viele Anbieter fragen, ob ihr Angebot noch zukunftsfähig ist.»
Eggli glaubt an einen Domino-Effekt: «Schliessen erste Lokale, ziehen andere nach. Denn eine halb geschlossene Party-Meile ist auch für die Besuchenden nicht mehr attraktiv.»