Coronavirus: ÖV-Betriebe machen Büropersonal fahrtüchtig
Dem öffentlichen Verkehr droht wegen der Omikron-Variante des Coronavirus ein Kollaps. Nun aktivieren immer mehr Betreiber ihre Notfallpläne.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Omikron-Wand hat die Schweiz im Griff, Tausende sind in Isolation oder Quarantäne.
- ÖV-Betriebe klagen über Personalausfälle und drohende Engpässe.
- Nun wird mancherorts der Fahrplan ausgedünnt, andernorts setzt man auf kreative Lösungen.
Jetzt heisst es einmal mehr: Kreativ werden wegen des Coronavirus.
Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri warnte vergangene Woche an der Pressekonferenz des Bundesamtes für Gesundheit (BAG): «Steckt man aufgrund der massiven Verbreitung von Omikron die halbe Bevölkerung in die Quarantäne, kommt dies quasi einem Lockdown gleich.»
Und die Prophezeiungen scheinen sich zu bewahrheiten. Stand Freitag sind 118'236 Menschen in Isolation oder in Quarantäne. Allerdings fehlen Angaben von einigen Kantonen, weshalb die Daten nicht vollständig sind, wie Nau.ch berichtete.
Der Personalmangel aufgrund des Coronavirus macht sich nun im öffentlichen Verkehr bemerkbar. Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) stellen per kommenden Montag den Betrieb der Tramlinie 15 ein.
Und die Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF) verlängern bei den zwei Buslinien den 7,5-Minuten auf einen 10-Minuten-Takt.
Auch andere ÖV-Betriebe bekommen die Auswirkungen von Omikron zu spüren, wie eine Umfrage von Nau.ch zeigt.
Bei PostAuto sind zwischen dem 27. Dezember und dem 6. Januar knapp 55 Fahrer am Coronavirus erkrankt. Obwohl die Situation angespannt sei, seien bislang noch keine Fahrten ausgefallen, erklärt Mediensprecher Urs Bloch.
Taskforce prüft täglich Personalbestand
Allerdings: Eine Taskforce führt ein tägliches Reporting zum aktuellen Personalstand durch, ein Notfallplan liegt bereits vor. Bloch erklärt: «Steigen die Krankheits- und Quarantäne-Fälle bei den Fahrerinnen und Fahrern und auch anderen Betriebs-Mitarbeitenden an, kommen Kolleginnen und Kollegen zum Einsatz, die noch freie Kapazitäten haben.»
PostAuto kann dabei einerseits auf Stundenlöhner ausweichen, andererseits auf Mitarbeitende, die nicht im Fahrdienst angestellt sind, aber einen Bus-Fahrausweis haben.
Weitergehende Massnahmen wären die Erweiterung der Fahreinsätze innerhalb des gesetzlichen Rahmens oder dass Mitarbeitende aus anderen Post-Auto-Betrieben aushelfen.
Erst als letzte Massnahme würde das Angebot in Absprache mit den Kantonen und dem Bund reduziert.
Das erinnert als das Vorgehen der SBB: Dort müssen möglicherweise bald die Chefs ran! Bei einem Personalengpass besteht die Option, dass fahrkundige Kadermitglieder und Ausbildner als Lokführer eingesetzt werden. Um Zugausfälle zu verhindern, müssten somit die Vorgesetzten selbst im Führerraum Platz nehmen
Umstellung wegen Coronavirus auf Ferienfahrplan möglich
Auch am Vierwaldstättersee macht man das Büropersonal nun fahrtüchtig. Wie Sämi Deubelbeiss von den Verkehrsbetrieben Luzern erklärt, können dort Verwaltungs-Mitarbeiter oder Vorgesetzte abgezogen werden. Voraussetzung ist eine Fahrerlaubnis für Busse.
Bislang sei man von grossen Ausfällen verschont geblieben, sagt Deubelbeiss. Aber: «Wie sich die Situation rund um die Corona-Variante Omikron jedoch weiterentwickeln wird, können wir nicht vorhersagen.» Ein reduzierter Fahrplan könne innert Wochenfrist eingeführt werden.
Ähnlich klingt es in Basel. Der BVB könnte aber bereits am Produktionstag selbst reagieren und den Fahrplan ausdünnen, heisst es.
Auch in Schaffhausen, Solothurn und Bern gibt es bislang noch keine Engpässe. Bei Bernmobil wäre bei einem Engpass jedoch eine Umstellung auf den Wochenend- oder Ferienfahrplan denkbar.