Coronavirus Schweiz: FDP-Noser fordert autofreie Ostern
In der Schweiz sind inzwischen 641 Personen am Coronavirus gestorben, 22'242 sind infiziert. Der Bundesrat hat die «ausserordentliche Lage» ausgerufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Coronavirus breitet sich in der Schweiz aus. Erfahren Sie alle News im Ticker.
- 22'242 Personen wurden bisher positiv getestet, 641 sind verstorben.
- Neueste Zahlen vom 7. April: +590 Infizierte, +57 Tote innerhalb von 24 Stunden.
- Unter 058 463 0000 hat das BAG eine Hotline aufgeschaltet.
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20.30: Auf allen möglichen Kanälen fordern Tessiner Politiker dieser Tage: Bleibt zu Hause! Auch Gesundheitsminister Alain Berset wiederholt diesen Appell bei jedem seiner Auftritte.
Der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser geht sogar noch einen Schritt weiter. «Das Wetter auf der Alpennord-Seite ist ein Traum!» Deshalb regt Noser an: «Geht mit den Velos raus, so ist Social Distancing gut möglich.»
Keine Blechlawine an Ostern: Geniesst das sonnige Frühlingswetter in der Nordschweiz, statt im Stau zu stehen. Macht mit und verzichtet diese Ostern ganz aufs Auto! #keiblechlawine #osternzuhause #CoronaBikeLanes pic.twitter.com/4RVic6XCwY
— Ruedi Noser (@RuediNoser) April 6, 2020
Er bittet sogar alle Schweizerinnen und Schweizer, über Ostern komplett auf das Auto zu verzichten. Velofahren auf leeren Strassen würde nämlich noch viel mehr Spass machen, so Noser.
Innert eines Tages ergatterte der Freisinnige für seine Forderung über 200 «Herzchen» – eine stolze Zahl für Schweizer Twitter-Verhältnisse.
19.00: Kleingewerbler bangen noch immer um ihre Existenz. Darunter auch Taxifahrer, denen die Kunden grösstenteils ausbleiben.
Doch sie leiden nicht nur an den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus. Sondern auch am Risiko, selbst in ihrem Fahrzeug durch einen Gast angesteckt zu werden.
«Spuckschutz » eine Mangelware
Immer mehr Taxifahrer fühlen sich zum Handeln gezwungen und montieren Plexiglasscheiben oder Schutzfolien, die den Innenraum der Taxis trennen. So auch Ismael Mechai aus Bern. Er ist Geschäftsführer zweier Taxiunternehmen in der Region und zudem Präsident des Taxiverbands Bern.
Vorschreiben könne er den Verbandsmitgliedern nichts. Aber: «Wir empfehlen ihnen, eine Plastikfolie zu montieren, damit man besser geschützt ist», erklärt Mechai. Diese Schutzfolien verkauft der Verband für 95 Franken pro Stück, was sich knapp mit den Beschaffungskosten decken würde.
«Damit machen wir keinen Gewinn, es ist eher knapp berechnet », sagt Mechai. Die Folien seien nur schwer erhältlich, weshalb längst nicht alle Berner Taxis eine solche montiert haben.
Zudem bedeute ein solcher «Spuckschutz» für «Täxeler» weitere geldliche Auslagen in einer Zeit, wo die Nachfrage sowieso stark sinkend sei. «Momentan haben haben wir ungefähr 75 Prozent weniger Buchungen als üblich», meint Mechai. Auch wenn die Nachfrage wieder leicht angestiegen sei, würden sich viele Taxifahrer bereits jetzt in einer finanziellen Notlage befinden.
Denn: Sie haben bis dato keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung. «Das ist nur schwer nachvollziehbar», findet Mechai. «Theoretisch sollten wir in der aktuellen Lage gar nicht fahren dürfen, da der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.» Es seien ihm bereits zwei Taxifahrer aus der Umgebung bekannt, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben.
Folgt Bundesrats-Hilfe?
In den kommenden Tagen wird der Bundesrat entscheiden, inwiefern die indirekt betroffenen Selbstständigen, darunter auch Taxifahrer, unterstützt werden. Verschiedene Departemente prüfen derzeit neue Massnahmen in diesem Bereich.
Für Mechai ist klar: «Wir müssen auch rückwirkend entschädigt werden.» Ansonsten könne das drastische Folgen für viele Taxifahrer haben. Zudem fordert er ein vorübergehendes Berufsverbot - mit Ausnahme von Behinderten- und Spitaltransporten.
18.12: Der Tierschutzverein «Vier Pfoten» ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Handeln auf. Zusammen mit 240 internationalen NGOs setzt er sich für ein Verbot von Wildtiermärkten ein.
Studien würden belegen, dass insbesondere bei solchen Märkten oft Viren und Bakterien vom Tier auf den Mensch übergehen. In Anbetracht der Corona-Pandemie sei der Zeitpunkt für ein solches Verbot ideal. Dies schreibt der Verein «Vier Pfoten» auf seiner Website.
Die Nachfrage nach Wildtieren zum Verzehr oder für die traditionelle Medizin bleibe ungebremst. «Löwen- und Tigerknochen, Hashorn-Horn oder Schuppen von Schuppentieren haben keine nachgewiesenen medizinischen Eigenschaften. Wir appellieren an Regierungen weltweit, ein Bewusstsein dafür zu schaffen», schreibt «Vier Pfoten».
Der Verein zitiert das Wissenschaftsmagazin «Nature», wonach 60 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten zoonotisch seien. Das bedeutet, dass die Krankheit vom Tier auf den Menschen überspringt. 70 Prozent dieser Krankheiten würden vom Wildtier stammen, wie «Nature» schreibt.
Auf Wildtiermärkten ist das Übertragungsrisiko von Zoonosen also besonders hoch, weshalb die WHO diese verbieten müsse.
17.35: Ein 58-jähriger Schweizer hat in Winterthur am Montag absichtlich einen Polizisten angehustet. Er wurde festgenommen und wird nun wegen «Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte» an die Staatsanwaltschaft überwiesen.
Der Mann gehörte zu einer Gruppe von fünf Männer, die am Montagabend vor einem Geschäft Passanten anpöbelte und dabei die vorgeschriebene Mindestdistanz nicht einhielt, wie die Stadtpolizei am Dienstag mitteilte.
Als die alarmierten Polizisten die Gruppe auf die Distanzregeln hinwiesen, reagierten die Männer ablehnend. Der 58-Jährige begann plötzlich aus nächster Nähe absichtlich einen der Polizisten anzuhusten. Ein Test ergab später, dass der Angeschuldigte «glücklicherweise nicht mit dem neuen Coronavirus infiziert war», wie die Polizei schreibt.
17.00: Seit dem 16. März gilt in der Schweiz der Teil-Lockdown. Davon sind auch die Schulen und Kindertagesstätten betroffen, die ihre Türen seither geschlossen haben. In einem offenen Brief fordern nun fünf Schweizer Hausärzte und ein Internist den Bundesrat dazu auf, die Schulen nach den Frühlingsferien wieder zu öffnen.
Erstaunlich an der ganzen Sache: Die Ärzte sind allesamt über 65 Jahre alt und gehören somit der Risikogruppe an.
Die Schulschliessung sei weit gefährlicher als das Coronavirus, behaupten sie. «Wir halten die Gefährdung unserer Schulkinder und Jugendlichen durch eine verlängerte Schulschliessung für wichtiger als unsere eigenen Gefährdung durch das Coronavirus.»
Auf die Gruppe der Ü-65-Jährigen würde in der ganzen Kampagne viel Rücksicht genommen. «Wir können uns derweilen gut stillhalten.»
Nicht-Risikopatienten sollen ihr Leben normal weiterführen
Einer der Unterzeichnenden ist Christoph Schulthess aus Ascona im Tessin. Jener Kanton, der am stärksten betroffen ist. In den Altersgruppen von null bis 60 sollte eine Grundimmunisierung stattfinden, findet Christoph Schulthess.
Derweil würden die Risikopatienten, die über 65 Jahre alt sind, strikt Zuhause bleiben. «Die Älteren müssen Verantwortung übernehmen und zurückstehen. Sie müssen noch disziplinierter sein, damit die anderen 80 Prozent der Bevölkerung ihr Leben normal weiterführen können», erklärt er gegenüber Nau.ch.
Verzicht auf die Beatmung im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus
Insbesondere für die Schulkinder sei diese Situation schwer verständlich. Die Distanz zu den Freunden und Lehrpersonen habe etwas Fremdes. «Deshalb sollten wir so schnell wie möglich wieder zurück zur Normalität gehen», so Schulthess.
Zudem löse das Home-Schooling mit dem PC, Tablet und Handy auch neurophysiologische Bedenken aus.
Im Brief erwähnen die Ärzte ebenfalls, dass sie bei einer allfälligen Infektion lieber Zuhause betreut werden würden. Eine Spitex-Betreuung würden sie vorziehen und im Notfall auch auf den Einsatz eines Beatmungsgerätes verzichten.
16.05: In Freiburg sind am Dienstag über 30 Tonnen Sanitätsmaterial aus China eingetroffen. Es handelt sich um Masken, Handschuhe, Kittel und Schutzbrillen, um einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu entgehen.
Die Materialbestellung hatten mehrere Kantone der lateinischen Schweiz gemeinsam koordiniert. Das Material traf am Montag in Genf ein, wurde kontrolliert und anschliessend verteilt. Das Material für den Kanton Freiburg wurde von fünf Lastwagen transportiert.
Im Einzelnen handelt es sich um 995'400 Chirurgenmasken, 299'680 FFP2-Atemschutzmasken, 220 000 Schutzbrillen und 1'347'000 nicht gepuderte Nitril-Handschuhe in verschiedenen Grössen.
13.59: Das Wetter am Osterwochenende wird wieder wunderschön. Sonnenschein und warme Temperaturen laden zum gemütlichen Flanieren ein. Eigentlich. Nicht aber momentan. Denn jetzt sollte man Zuhause bleiben.
Die Tessiner befürchten, viele Schweizer könnten über die Feiertage in den Süden reisen und somit die raschere Verbreitung im am meisten vom Coronavirus betroffenen Kanton sowie im Rest der Schweiz begünstigen.
Schon gestern sagte die Tessiner Polizei gegenüber Nau.ch, man hoffe, einen «Osterexodus» dieses Jahr nicht mitmachen zu müssen. Heute nun informierten die Urner und die Tessiner Kantonspolizei in einer Pressekonferenz über das weitere Vorgehen am Gotthard.
Die Polizei kontrolliere auch über Ostern, ob sich die Bevölkerung an die Vorgaben halte. Die Botschaft laute nun: «Wenn Sie den Kanton Tessin lieben, bleiben Sie jetzt Zuhause», so der Sprecher der Urner Polizei.
Momentan sei noch rund 20 Prozent des üblichen Verkehrs auf dieser Strecke der A2 unterwegs. Es handle sich fast ausschliesslich um den Berufsverkehr. Man gehe nicht davon aus, dass der übliche Reiseverkehr über Ostern – normalerweise über zehn Kilometer – von Touristen aus dem Ausland produziert werde. Aber: Viele Schweizer hätten im Tessin eine Ferienwohnung und würden wohl die Feiertage im Süden verbringen wollen.
Triage vor dem Nordportal
Deshalb lanciere man eine Sensibilisierungskampagne. Man werde den Verkehr in Richtung Süden vor dem Nordportal stoppen und eine Triage durchführen. Dort würden Warenverkehr, Berufsverkehr und Personen mit Wohnsitz im Tessin von den restlichen unterschieden.
Die, die nicht im Tessin wohnen oder nicht des Berufs wegen in den Süden reisen, würden auf einen Kontrollplatz geführt. Es würden dann Gespräche stattfinden und die Leute sensibilisiert. Die Polizei werde dabei betonen, dass sich eine Reise ins Tessin jetzt nicht lohne.
Man überlasse aber den Reisenden den Entscheid, ob sie den Worten der Polizei Folge leiste, oder ob die Reise in den Süden fortgesetzt werde, erklärten die Urner Polizisten vor den Medien.