Coronavirus: Schwyzer Sicherheitschef nimmt Fasnächtler in Schutz
Seit über einem Jahr steht die Welt im Zeichen des Coronavirus. Klar, kommt vermehrt Frust auf – doch warum fällt besonders Schwyz immer wieder negativ auf?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Schwyz machte in Sachen Corona-Ignoranz diese Woche erneut von sich reden.
- Nach einem Jodel-Eklat und mehreren Demos kam es am Montag zu einer verbotenen Fasnacht.
- Der Sicherheitschef des Kantons hat Verständnis für die Corona-Müdigkeit der Fasnächtler.
Fast überall in der Schweiz gab es seit Beginn der Pandemie Demos gegen die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Doch kaum eine Region macht so sehr mit Corona-Skandalen von sich reden wie der Kanton Schwyz.
Im Herbst mutierte ein grosses Jodler-Fest im Kanton zum Superspreader-Event – fast 100 Menschen steckten sich an.
Im November und Januar fanden im Kanton Demonstrationen mit jeweils über 1000 Teilnehmenden gegen die Pandemie-Massnahmen statt. Und diese Woche feierten rund 1000 Menschen in Einsiedeln SZ trotz Verbots Fasnacht.
Dabei bewarfen die Corona-Ignoranten die Polizei gar mit Flaschen und Böllern – insgesamt wurden rund 100 Ordnungsbussen ausgestellt.
Schwyzer Sicherheitsdirektor beklagt Polarisierung wegen Coronavirus
Der verbotene Fasnachtsumzug brachte den Teilnehmern viel Kritik ein – auch von Nau.ch-Lesern. Einige fordern einen Komplett-Lockdown als Strafe für den Kanton oder finden, die SVP ermuntere Corona-Aufstände in Schwyz.
Von diesen Vorschlägen und Anschuldigungen hält Herbert Huwiler, Sicherheitsdirektor des Kantons Schwyz und SVP-Politiker, gar nichts. «Diese Kommentare zeigen, dass die Polarisierung immer mehr zunimmt. Sie sind auch Ausdruck dafür, dass die Akzeptanz der geltenden Massnahmen sinkt.»
Huwiler pocht deshalb auf Ausstiegsszenarien von den Massnahmen gegen das Coronavirus des Bundesrats. «Sie sind das wirkungsvollste Mittel, um die Fronten wieder abzubauen.»
Eindruck der Häufung von Ignoranz in Schwyz «verzerrt»
Superspreader-Events, Demos und Fasnacht – was hat es mit dem Schwyzer Widerstand auf sich? Sicherheitsdirektor Herbert Huwiler versteht den Rummel nicht. Auf Anfrage von Nau.ch betont er, dass es sich bei den als Beispiel genannten Ereignissen um «sehr unterschiedliche Veranstaltungen» handelte.
Sie seien zudem über einen gewissen Zeitraum verteilt gewesen. «Der Eindruck der Häufung in einem einzigen Kanton ist daher verzerrt», stellt er klar.
Im Grossen und Ganzen habe sich die Bevölkerung in den vergangenen Monaten gut an die Massnahmen gegen das Coronavirus gehalten. «Bei hohen Fallzahlen war die Akzeptanz für die Einschränkungen hoch. Jetzt, wo die Zahlen seit längerem sinken, vermindert sich das Verständnis, nicht nur im Kanton Schwyz.»
Huwiler: «Selbstbestimmung hat in Schwyz hohen Stellenwert»
Doch nirgendwo wurde zu Zeiten des Coronavirus für die Fasnacht derart auf die Regeln gepfiffen wie in Einsiedeln. Liegt das Rebellentum den Schwyzern im Blut?
Huwiler beschreibt die Kultur im Kanton so: «Gewisse Werte wie Selbstbestimmung oder die Bewahrung von Traditionen geniessen einen hohen Stellenwert. Gesetze und Vorschriften müssen überzeugend sein, damit sie von der Bevölkerung angenommen werden.»
Die Corona-Müdigkeit der Fasnächtler kann Huwiler angesichts der sinkenden Fallzahlen verstehen. Zum grössten Teil habe die Bevölkerung aber ihren Teil zur Eindämmung der Pandemie beigetragen. «Es ist nachvollziehbar, dass nun der Wunsch gross ist nach einer Perspektive zur Rückkehr zur Normalität.»