Coronavirus: Schwyzer Sicherheitschef nimmt Fasnächtler in Schutz

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Schwyz,

Seit über einem Jahr steht die Welt im Zeichen des Coronavirus. Klar, kommt vermehrt Frust auf – doch warum fällt besonders Schwyz immer wieder negativ auf?

einsiedeln coronavirus
Über 1000 Fasnächtler haben am Montag, 15. Februar, in Einsiedeln SZ auf das Verbot wegen des Coronavirus gepfiffen. - Screenshot Facebook

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kanton Schwyz machte in Sachen Corona-Ignoranz diese Woche erneut von sich reden.
  • Nach einem Jodel-Eklat und mehreren Demos kam es am Montag zu einer verbotenen Fasnacht.
  • Der Sicherheitschef des Kantons hat Verständnis für die Corona-Müdigkeit der Fasnächtler.

Fast überall in der Schweiz gab es seit Beginn der Pandemie Demos gegen die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Doch kaum eine Region macht so sehr mit Corona-Skandalen von sich reden wie der Kanton Schwyz.

Im Herbst mutierte ein grosses Jodler-Fest im Kanton zum Superspreader-Event – fast 100 Menschen steckten sich an.

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Bei einem Jodlerfest im Kanton Schwyz infizierten sich mehr als 90 Menschen mit dem Coronavirus. (Symbolbild) - Keystone

Im November und Januar fanden im Kanton Demonstrationen mit jeweils über 1000 Teilnehmenden gegen die Pandemie-Massnahmen statt. Und diese Woche feierten rund 1000 Menschen in Einsiedeln SZ trotz Verbots Fasnacht.

Dabei bewarfen die Corona-Ignoranten die Polizei gar mit Flaschen und Böllern – insgesamt wurden rund 100 Ordnungsbussen ausgestellt.

Schwyzer Sicherheitsdirektor beklagt Polarisierung wegen Coronavirus

Der verbotene Fasnachtsumzug brachte den Teilnehmern viel Kritik ein – auch von Nau.ch-Lesern. Einige fordern einen Komplett-Lockdown als Strafe für den Kanton oder finden, die SVP ermuntere Corona-Aufstände in Schwyz.

Von diesen Vorschlägen und Anschuldigungen hält Herbert Huwiler, Sicherheitsdirektor des Kantons Schwyz und SVP-Politiker, gar nichts. «Diese Kommentare zeigen, dass die Polarisierung immer mehr zunimmt. Sie sind auch Ausdruck dafür, dass die Akzeptanz der geltenden Massnahmen sinkt.»

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Herbert Huwiler, SVP-Politiker und Sicherheitsdirektor des Kantons Schwyz. - herbert-huwiler.ch

Huwiler pocht deshalb auf Ausstiegsszenarien von den Massnahmen gegen das Coronavirus des Bundesrats. «Sie sind das wirkungsvollste Mittel, um die Fronten wieder abzubauen.»

Eindruck der Häufung von Ignoranz in Schwyz «verzerrt»

Superspreader-Events, Demos und Fasnacht – was hat es mit dem Schwyzer Widerstand auf sich? Sicherheitsdirektor Herbert Huwiler versteht den Rummel nicht. Auf Anfrage von Nau.ch betont er, dass es sich bei den als Beispiel genannten Ereignissen um «sehr unterschiedliche Veranstaltungen» handelte.

Sie seien zudem über einen gewissen Zeitraum verteilt gewesen. «Der Eindruck der Häufung in einem einzigen Kanton ist daher verzerrt», stellt er klar.

Coronavirus
Derzeit werden die Ansteckungen mit dem Coronavirus in der Schweiz wieder weniger. - Keystone

Im Grossen und Ganzen habe sich die Bevölkerung in den vergangenen Monaten gut an die Massnahmen gegen das Coronavirus gehalten. «Bei hohen Fallzahlen war die Akzeptanz für die Einschränkungen hoch. Jetzt, wo die Zahlen seit längerem sinken, vermindert sich das Verständnis, nicht nur im Kanton Schwyz.»

Huwiler: «Selbstbestimmung hat in Schwyz hohen Stellenwert»

Doch nirgendwo wurde zu Zeiten des Coronavirus für die Fasnacht derart auf die Regeln gepfiffen wie in Einsiedeln. Liegt das Rebellentum den Schwyzern im Blut?

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Einsatzkräfte wurden am Montagabend nach der verbotenen Fasnacht in Einsiedeln SZ mit Flaschen und Böllern beworfen. - Nau.ch-Leserreporter

Huwiler beschreibt die Kultur im Kanton so: «Gewisse Werte wie Selbstbestimmung oder die Bewahrung von Traditionen geniessen einen hohen Stellenwert. Gesetze und Vorschriften müssen überzeugend sein, damit sie von der Bevölkerung angenommen werden.»

Was denken Sie – warum sind die Schwyzer Corona-Rebellen besonders laut?

Die Corona-Müdigkeit der Fasnächtler kann Huwiler angesichts der sinkenden Fallzahlen verstehen. Zum grössten Teil habe die Bevölkerung aber ihren Teil zur Eindämmung der Pandemie beigetragen. «Es ist nachvollziehbar, dass nun der Wunsch gross ist nach einer Perspektive zur Rückkehr zur Normalität.»

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